Erneuter Dämpfer für Olympia 10.000 Helfer sagen ab – Regierungsberater nährt Skepsis

Tokio · Weiterer Dämpfer für Japans Olympia-Macher: Tausende von Freiwilligen sagen ab. Und selbst Japans wichtigster Regierungsberater in Sachen Corona findet es nicht normal, die Spiele abzuhalten. Dennoch bleiben die Verantwortlichen weiter auf Kurs und wollen Olympia durchziehen.

 Ein Mann mit Nasen-Mundschutz geht in Tokio an den Olympischen Ringen vorbei.

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Foto: dpa/Eugene Hoshiko

In Japan sind Tausende von freiwilligen Helfern für die Olympischen Spiele abgesprungen. Das Organisationskomitee für die Spiele räumte am Mittwoch ein, dass rund 10.000 der 80.000 für die Wettkampfstätten vorgesehenen Freiwilligen inzwischen abgesagt hätten. „Es besteht kein Zweifel, dass einer der Gründe die Besorgnis über Coronavirus-Infektionen ist“, sagte der Geschäftsführer des Organisationskomitees, Toshiro Muto, in Tokio gegenüber Reportern.

Der wichtigste Berater der Regierung in Sachen Coronavirus, Shigeru Omi, wurde am selben Tag mit den Worten zitiert: „Es ist in der gegenwärtigen Situation nicht normal, die Spiele auszurichten.“ Sollten die Spiele während einer Pandemie abgehalten werden, „liegt es in der Verantwortung der Organisatoren, sie so weit wie möglich zu reduzieren und das Managementsystem zu stärken“, sagte der Mediziner einen Tag vor dem 50-Tage-Countdown vor einem Parlamentsausschuss.

Die japanische Hauptstadt befindet sich vorläufig noch bis zum 20. Juni im bereits wiederholt verlängerten Notstand. Meinungsumfragen haben gezeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung gegen eine Ausrichtung der Spiele ist. Normalbürger würden nicht kooperieren wollen, es sei denn die Organisatoren erläuterten klar, warum sie abgehalten werden sollten und wie man Risiken minimiert, zitierte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo Regierungsberater Omi weiter.

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Foto: dpa/Ina Fassbender

Japans Olympia-Macher und das Internationale Olympische Komitee versichern zwar immer wieder, dass die Spiele „sicher“ und „geschützt“ sein werden. Doch allen Beteuerungen zum Trotz halten sich Zweifel und Sorgen. Auch unter den Freiwilligen, die die größte Gruppe der Teilnehmer stellen. Sie wissen weniger als zwei Monate vor Beginn nicht einmal, ob sie auf Corona getestet, geschweige denn geimpft werden. „Darüber gibt es null Informationen“, beklagte Barbara Holthus, stellvertretende Direktorin des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokio, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Sie hat sich als Freiwillige für Olympia angemeldet.

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Die Spiele waren wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben worden. Das könnte nach Ansicht der Organisatoren ein weiterer Grund für den Rückzug vieler Freiwilliger sein. Rund 1000 Freiwillige hatten zudem aus Protest über frauenfeindliche Äußerungen des zurückgetretenen Olympia-Organisationschefs ihre Beteiligung abgesagt. Rund 110.000 Volunteers hatten sich für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio registriert, darunter auch 30.000 für die Stadt. Japans Olympia-Macher erwarten durch das Abspringen der 10.000 Freiwilligen jedoch keine Probleme. Weil ausländische Fans von den Olympischen Spielen ausgeschlossen sind, ist der Aufwand geringer geworden.

(ako/dpa)
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