Olympische Sommerspiele 2020 in Tokio Marathon- und Geher-Wettbewerbe werden nach Sapporo verlegt

Tokio/Hamburg · Grünes Licht mit Magengrummeln: Nach langem Zaudern hat nun auch die Ausrichterstadt Tokio dem Umzug der olympischen Geher- und Marathonwettbewerbe nach Sapporo zugestimmt.

Olympia 2020: Marathon wird von Tokio nach Sapporo verlegt
Foto: dpa/Michael Kappeler

"Entscheidung ohne Zustimmung", aber grünes Licht für den Umzug: Die Verlegung der olympischen Geher- und Marathonwettbewerbe von Tokio nach Sapporo ist beschlossene Sache. Die Ausrichterstadt der Sommerspiele 2020 gab entgegen bisheriger Aussagen grünes Licht, sie werde entsprechende Pläne des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) "nicht behindern". Es ist allerdings eine Entscheidung mit Magengrummeln.

"Wir können dem IOC nicht zustimmen, aber wir werden die Entscheidung des IOC nicht behindern", sagte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike anlässlich eines Treffens zwischen Vertretern der Politik, des Organisationskomitees und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in der japanischen Hauptstadt: "Mit anderen Worten: Dies ist eine Entscheidung ohne Zustimmung."

Das IOC, das mit dem Umzug die Läufer und Geher vor dem heißen und feuchten Klima der japanischen Hauptstadt schützen will, unterstrich am Freitag noch einmal die Notwendigkeit der Verlegung. "Ich denke, dass nun klar ist, dass wir eine Akzeptanz unseres Vorschlags haben", sagte John Coates, Vorsitzender der zuständigen IOC-Kommission, im Anschluss an die Ausführungen Koikes und versprach "herausragende" und "erfolgreiche" Spiele.

Aufgrund der verstörenden Bilder bei der Leichtathletik-WM in Doha, wo etliche Läufer während der Wettbewerbe kollabiert waren, und der drohenden Hitze in Tokio hatte das IOC in Zusammenarbeit mit dem Weltverband IAAF eine Verlegung der Wettbewerbe ins 800 km nördlich gelegene Sapporo ins Spiel gebracht. Dort herrschen niedrigere Temperaturen als in der Hauptstadt, wo über 35 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit erwartet werden. Coates hatte die Entscheidung schon im Vorfeld als "endgültig" erklärt.

"Wir werden eine schwere Verantwortung tragen", sagte Sapporos Bürgermeister Katsuhiro Akimoto der japanischen Zeitung Hokkaido Shimbun und sprach von "gewaltigen Aufgaben in vielen Bereichen". Man werde "das Äußerste tun".

Politikerin Koike betonte am Freitag, dass sie weiterhin nicht glücklich mit dem Umzug sei. "Wir haben es auch in Erwägung gezogen, weiter zu kämpfen, aber unsere Chance ist klein, juristisch zu gewinnen", sagte sie und verwies auf die hohen Gerichtskosten: "Es wäre nicht klug, diese Option zu wählen." Koike ist aber weiterhin davon überzeugt, dass Tokio der beste Austragungsort gewesen wäre, und sprach von der Enttäuschung für Tokios Bewohner, die in der Vorbereitung "hart für das Event gearbeitet haben".

Von Vernebelungsstationen bis hin zu wärmereflektierenden Straßenfarben: Bei Testwettkämpfen in diesem Sommer hatten die Organisatoren bereits verschiedene Maßnahmen zur Kühlung ausprobiert.

Doch davon ließ sich das IOC nicht beeinflussen. "Das IOC war geschockt von dem, was wir in Doha unter sehr ähnlichen Bedingungen wie sie hier in Tokio erwartet werden, gesehen haben", hatte Coates betont und die Entscheidung für die Verlegung zuletzt immer wieder öffentlich verteidigt. Das IOC habe laut Olympischer Charta die Verantwortung, "immer die Gesundheit der Athleten" als oberste Priorität anzusehen.

Tokio, das erklärte Coates am Freitag, werde keine Kosten für den Umzug tragen müssen. Schon zuvor hatte er versprochen, die "große Enttäuschung" der Menschen in Tokio und wirtschaftliche Nachteile für die Stadt durch die Verlegung in den kommenden Gesprächen zu berücksichtigen. Nach Berechnungen der lokalen Politik würde die Verlegung rund 280 Millionen Euro zusätzlich kosten.

(sid/old)
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