Olympische Spiele in Tokio Naturgewalten bedrohen Olympia 2020

Tokio · Knapp zwei Jahre vor den Olympischen Sommerspielen in Tokio nehmen die Sportstätten Form an. Vor Ort wird aber auch deutlich, dass die Natur die Wettbewerbe erheblich belasten könnte.

 Das Logo für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio.

Das Logo für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio.

Foto: dpa/Michael Kappeler

(dpa) Der Sturm zerzaust das noch schüttere Grün der Bäume und Sträucher auf der früheren Müllhalde im Hafengelände von Tokio. Es weht kräftig auf dem Hügel über dem Pazifik, auf dem die Vielseitigkeitsreiter bei den Olympischen Spielen in knapp zwei Jahren ihre Besten suchen. Am Fuß des künstlichen Bergs kräuseln sich die Wellen auf einem mit Meerwasser gespeisten Kanal. Dort sollen Kanuten und Ruderer auf der Regattastrecke um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Doch bei so einem Seegang scheint das unmöglich.

„Wir machen ständig Fortschritte in allen Bereichen“, sagte Organisationschef Toshiro Muto, als er der internationalen Presse in dieser Woche den Stand der Vorbereitungen präsentierte. Das Olympische Dorf wächst vor der Skyline der fernöstlichen Metropole. Das neue Olympiastadion, das auf dem Standort der zentralen Arena der Spiele von 1964 gebaut wird, soll im November 2019 fertig sein. Und ein eindrucksvolles Dach überspannt schon das gigantische Schwimmstadion. Auf die Natur aber hat Muto keinen Einfluss.

Dass diese aber bei den rund zehn Milliarden Euro teuren Spielen 2020 ein Thema werden könnte, ist in diesen Tagen spürbar. Die Ausläufer des Taifuns, der die 500 Kilometer südwestlich gelegene Stadt Osaka erheblich getroffen hat, sind auch in Tokio zu spüren. Die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit lassen jetzt im September zumindest noch erahnen, was Athleten, Zuschauer und freiwillige Helfer während der hochsommerlichen Zeit der Spiele (24. Juli bis 9. August) womöglich ertragen müssen. 1964, als Tokio erstmals Olympia-Gastgeber war, fanden die Spiele übrigens im Oktober statt.

Maßnahmen gegen die Hitze sind in Vorbereitung. Einige Wasserzerstäuber, an denen sich Zuschauer abkühlen können, stehen zum Beispiel schon im Stadtteil Ariake, wo unter anderem die Wettbewerbe im Turnen, Tennis und Volleyball stattfinden. Auf der Marathonstrecke wird ein spezieller Bodenbelag aufgebracht, der die Rückstrahlung der Hitze vermindern soll.

Während Europa gerade intensiv über die Abschaffung der Sommerzeit diskutiert, berät Japan über die Verschiebung der Zeit um zwei Stunden. Um auf diesen Fall vorbereitet zu sein, werde man zwei Zeitpläne erstellen, sagte Sport-Direktor Koji Murofushi. Mehr als 130 Menschen sind der Hitzewelle dieses Sommers zum Opfer gefallen, Zehntausende mussten in Krankenhäuser gebracht werden.

Die Naturgewalten sind in Japan ständig präsent. Während die Olympia-Organisatoren die internationale Presse in Tokio über den Stand der Vorbereitungen informierten, suchte ein schweres Erdbeben den Norden der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt heim. 16 Menschen auf Japans nördlichster Hauptinsel Hokkaido kamen dabei ums Leben, 26 Menschen werden noch vermisst, Hunderte erlitten Verletzungen. Auch das schwere Erdbeben und der gewaltige Tsunami von 2011 begleiten Olympia. So beginnt der Fackellauf im März 2020 in Fukushima.

Eine Bedrohung ganz anderer Art nehmen die Organisatoren sehr ernst: die durch Hacker. Der Angriff auf die technischen Systeme der Winterspiele im Februar in Südkorea dient als Mahnung. Yuko Takeuchi, der Technikchef der Spiele Tokio 2020 sagt: „Wir müssen sich sein, dass so etwas wie in Pyeongchang nie wieder vorkommt. Wir haben angefangen, Maßnahmen in die entsprechende Richtung zu ergreifen.“

Dieses Thema ist für die Organisatoren besonders sensibel. Denn wie schon die Winterspiele zuletzt beim Nachbarn in Südkorea sollen auch die kommenden Sommerspiele zu einer Leistungsschau einer Hightech-Nation werden. Der superschnelle Mobilfunkstandard 5G soll beispielsweise verfügbar sein und Autos ohne Fahrer sollen Passagiere transportieren.

Diese technische Herausforderungen sollen bis in zwei Jahren umgesetzt werden – durch Menschenhand. Das, was Olympia durch die Naturgewalten droht, liegt hingegen in ganz anderen Händen.

(dpa)
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