Bach spielt auf Zeit Diskussion um Olympia-Absage spaltet die Sportwelt

Köln · Die Sportwelt ist in der Frage nach der Durchführung der Olympischen Spiele in Tokio gespalten. IOC-Präsident Thomas Bach sieht sich teils scharfer Kritik ausgesetzt, erhält aber auch Zuspruch.

 Thomas Bach.

Thomas Bach.

Foto: dpa/Jean-Christophe Bott

Die Sportwelt ist gespalten. Thomas Bach spielt in der Frage nach der Austragung der Olympischen Spiele in Tokio weiter auf Zeit, die Reaktionen zur Haltung des IOC-Präsidenten reichen von Zustimmung und Unterstützung bis hin zu Ablehnung und Kritik.

Das Olympische und Paralympische Komitee sowie der Sportverband Norwegens appellierten in einem Brief an Bach, die Sommerspiele erst durchzuführen, wenn das Coronavirus weltweit unter Kontrolle sei. Es sei weder "gerechtfertigt noch wünschenswert, norwegische Athleten zu den Olympischen oder Paralympischen Spielen zu schicken, bevor die Weltgemeinschaft diese Pandemie hinter sich gelassen hat".

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hält bisher an der Austragung der Spiele (24. Juli bis 9. August) fest. Eine Verlegung oder gar eine Absage der Spiele sei für Bach "verfrüht". Die Norweger wiesen in ihrem Schreiben allerdings noch einmal darauf hin, dass "die Situation in vielen Teilen der Welt komplex, herausfordernd und gefährlich" sei. Daher sei man über die "Gesundheit und Sicherheit der Sportler besorgt".

Das gilt auch für Denise Schindler. Die Behindertensportlerin aus Cottbus sprach sich für eine Verlegung der Paralympischen Spiele (25. August bis 6. September) aus. "Es ist unverantwortlich, uns Sportler und Sportlerinnen lange hinzuhalten. Unter diesen Umständen können die Spiele kein Fest werden. Die soziale Verantwortung gegenüber der ganzen Welt gebietet eine Absage", sagte die Para-Radsportlerin der Zeitschrift Bunte.

Doch es gibt weiterhin auch andere Meinungen - auch innerhalb des US-Sports. Der Schwimmverband bat in einem Offenen Brief an das Olympische und Paralympische Komitees der USA (USPOC) eindringlich darum, sich für eine Verschiebung der Spiele stark zu machen.

"Unsere Athleten stehen unter enormem Druck, Stress, und sie haben Angst. Ihre mentale Gesundheit und ihr Wohlergehen sollten aber höchste Priorität haben", heißt es in dem Schreiben, das von Verbandsboss Tim Hinchey unterzeichnet ist. Der US-Leichtathletikverband schloss sich am Samstag dieser Position an.

USPOC-Vorsitzende Susanne Lyons hält derweil eine Entscheidung über die Absage der Spiele für verfrüht und im Moment nicht notwendig. Damit liegt sie auf IOC-Linie.

Unterstützung erhält der Ringeorden auch aus Afrika. "Alle afrikanischen Olympischen Komitees hatten eine Telefonkonferenz mit dem IOC-Präsidenten, um sich über die Situation zu informieren, und alle Mitglieder unterstützten den Antrag, mit den Spielen fortzufahren", sagte Abner Xoagub, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees von Namibia (NNOC).

Auch für Tony Estanguet, den Präsidenten des Organisationskomitees der Spiele 2024 in Paris, sei es "noch zu früh, zu entscheiden, ob die Olympischen Spiele verlegt werden sollten".

Die deutschen Spitzensportler prüfen derweil eine Stellungnahme an den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). "Wir haben morgen eine Telefonkonferenz mit allen Athletenvertretern aus den verschiedenen Sportarten, wo es darum geht, ob wir als Athleten eine Empfehlung an den DOSB geben", sagte Hockey-Olympiasieger Martin Häner im SID-Interview am Samstag.

Häner (31), der auch als Assistenzarzt im Berliner Martin-Luther-Krankenhaus von der Corona-Pandemie betroffen ist, zeigt durchaus Verständnis für Bach und das IOC: "Wie man es auch macht, kann man glaube ich keine richtige Entscheidung treffen. Das gilt für das IOC, aber auch für die Empfehlungen des DOSB und für uns Athleten genauso".

(ako/sid)
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