Schwerer Sturz überschattet Straßenrennen Glück im Unglück für Niederländerin van Vleuten

Rio de Janeiro · Die Niederländerin Anna van der Breggen hat das von einem schweren Sturz ihrer Teamkollegin Annemiek van Vleuten überschattete olympische Straßenrennen in Rio de Janeiro gewonnen.

Olympische Sommerspiele: Der schwere Sturz von Annemiek van Vleuten
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Niederländerin van Vleuten stürzt im Straßenrennen schwer

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Die 26-Jährige setzte sich nach 136,9 km mit Start und Ziel an der Copacabana im Sprint gegen Emma Johansson aus Schweden durch. Bronze ging an Elisa Longo Borghini (Italien). Das deutsche Quartett spielte bei der Entscheidung keine Rolle.

Bei allem Jubel um van der Breggen: Die Sorgen nicht nur der Niederländerinnen gehörten im Ziel van Vleuten. Die 33-Jährige lag zehn km vor dem Ziel auf Goldkurs, als sie sich in einer Rechtskurve auf der Abfahrt von der Vista Chinesa verbremste und über den Bordstein flog.

Van Vleuten blieb bewegungslos liegen und war zunächst bewusstlos. Sie erlitt einen Schock, schien nach Angaben des niederländischen Verbandes aber bald wieder "okay". Der niederländische TV-Sender NOS berichtete am Abend, van Vleuten habe eine schwere Gehirnerschütterung sowie drei kleinere Brüche im Lendenwirbelbereich erlitten und müsse die Nacht auf der Intensivstation verbringen. Der Weltverband UCI hatte kurz zuvor mitgeteilt, van Vleuten sei bei Bewusstsein und ansprechbar. Im Krankenhaus würden weitere Untersuchungen durchgeführt.

"Ich habe sie liegen gesehen und war sehr geschockt", sagte van der Breggen über van Vleuten, "aber dann kam Emma Johansson und sagte: 'Los, wir machen das für Annemiek!' Das hat mir geholfen, den Schalter umzulegen."

Lisa Brennauer (Kempten) belegte als beste Deutsche Platz 19. Trixi Worrack (Cottbus/43.) fuhr beim entscheidenden Fluchtversuch um van Vleuten mit, musste ihren Traum von Edelmetall aber beim brutalen Schlussanstieg zur Vista Chinesa begraben. Claudia Lichtenberg aus München kam auf Rang 31, Romy Kasper (Forst) wurde 44.

"Ich hatte vor zwei Tagen Durchfall, hab' trotzdem gehofft und gekämpft. Ich bin maximal frustriert, es war ein richtiger Scheißtag", sagte Lichtenberg. Worrack sprach von einem "sehr schweren" Rennen: "Es sieht in der Abfahrt alles gleich aus, man kann sich an nichts erinnern, auch wenn man 50-mal runterfährt nicht. Man weiß nicht, welche Kurve ist schwer, welche macht zu."

Die viermalige Zeitfahr-Weltmeisterin, die im März bei einem Sturz eine Niere verloren hatte, durfte bis rund 25 km vor dem Ziel hoffen, ehe auch sie abreißen lassen musste.

Die Frauen wurden über den gleichen, ebenso malerischen wie gnadenlosen Kurs gejagt wie die Männer, nur dass sie die Schleife über den Zeitfahrkurs lediglich zweimal und die über die knallharte Vista Chinesa nur einmal zu absolvieren hatten. Dafür kämpften sie mit stärkeren Winden.

Die BDR-Frauen waren durchaus ambitioniert ins Rennen gegangen, sie wollten aus dem Schatten der Männer fahren. Mit der früheren Zeitfahr-Weltmeisterin Brennauer, die am Mittwoch in ihrer Paradedisziplin auf eine Medaille hofft, der kletterstarken Lichtenberg, der routinierten Worrack und Kasper als Helferin besaß das Team verschiedene Optionen - doch keine ging auf.

(seeg/dpa)
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