"Geht nur noch um Geld und Kommerz" Rekord-Olympionike Schumann kritisiert Spiele in Rio
Rio de Janeiro · Für Deutschlands Rekord-Teilnehmer Ralf Schumann sind die Olympischen Spiele längst zu einem seelenlosen Kunstprodukt verkommen. "Es muss jeder für sich selber entscheiden, ob er Olympia noch unbeschwert anschauen möchte. Ich kann das nicht mehr, weil ich ein Gehirn zum Denken habe", sagte Schumann der "Süddeutschen Zeitung."
Bei Olympia geht es laut Schumann "nur noch ums Geld und den Kommerz." Schumann nahm an sieben Sommerspielen teil und gewann fünf Medaillen, davon drei goldene mit der Schnellfeuerpistole (1992, 1996, 2004). Kritisch sieht Schumann den olympischen Gigantismus, der nach seiner Meinung nicht mehr auf ein Normalmaß zurückgefahren wird.
Schumann beendete Karriere 2012
"Ich kann mir das nicht vorstellen. Die Spiele in Seoul waren die schönsten und entspanntesten. Heute geht es vor allem um das große Geldverdienen und nicht um den Sport. Daran wird sich auch nichts mehr ändern", sagte der 54-Jährige, der seine Karriere nach den Spielen 2012 in London beendet hatte.
Negativ äußerte sich der frühere Erfolgsschütze auch zu den Athleten. "Das Schlimme ist: Auch bei den Sportlern zählt nur noch der Leistungsgedanke. Schon der zweite Platz ist nichts mehr wert", sagt Schumann.
Kein Miteinander mehr im Olympischen Dorf
Vor 28 Jahren habe es in Seoul noch ein echtes Miteinander im Olympischen Dorf gegeben. Heute sei das viel weniger geworden. "Mittlerweile ist die Konkurrenz schon im eigenen Team sehr groß. Und das Athletendorf hat viel von seinem früheren Charme verloren, seitdem nicht mehr alle Sportler dort wohnen wollen", sagte Schumann.