Fiasko auf der Bahn Deutsche Teamsprinter verpassen Medaille

Rio de Janeiro · René Enders nahm den Helm ab, fluchte, setzte sich auf eine Treppe und schlug die Hände vors Gesicht. Dann kämpfte er mit den Tränen. Zusammen mit Joachim Eilers und Maximilian Levy war Enders in Rio de Janeiro beim Kampf um eine Medaille krachend gescheitert, zum Auftakt der Bahnrad-Wettbewerbe war bereits in der ersten K.o-Runde Endstation.

 Die deutschen Teamsprinter sind gescheitert.

Die deutschen Teamsprinter sind gescheitert.

Foto: dpa, hpl

Enders, Eilers und Levy unterlagen gegen Weltmeister Neuseeland und wurden am Ende nur Fünfte, die Kiwis verloren anschließend gegen Großbritannien das Rennen um Gold. "Es ist ein tiefer Schlag. Der Abstand nach vorne ist indiskutabel", sagte Enders und betonte noch einmal: "Für mich ist hier Feierabend." Lewy stellte mit ernster Miene fest: "Wir haben es einfach nicht zusammengebracht."

Schon in der Qualifikation gegen Frankreich, das Bronze gegen Australien holte, war die Mannschaft des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) überhaupt nicht auf Touren gekommen und weit weg von einer perfekten Leistung. Der kurzfristige Ausfall von Max Niederlag hatte sich stärker ausgewirkt als gedacht. Wegen eines Infekts sagte der Chemnitzer am Donnerstag auch seine Einzelstarts in Rio ab.

Lewy ersetzte Niederlag, aber der Ausfall von Niederlag wog zu schwer. "Die Arbeit von eineinhalb Jahren ist dadurch zunichte gemacht", sagte Bundestrainer Detlef Uibel, "wir hatten fest mit ihm geplant." Kurz vor dem Wettkampf hatte das BDR-Trio noch die enorm wichtige Startphase und die Abstimmung mit Anfahrer Enders getestet: Dieser gilt als der Weltbeste auf seiner Position.

Allerdings: "Es gibt kaum jemanden", hatte Uibel gesagt, "der bei Enders mitfahren kann." Niederlag war darauf vorbereitet worden, deshalb war sein Ausfall bitter. Eilers, erläuterte Uibel, "war mit der Aufgabe überfordert, aber das wäre jeder gewesen. Kein Vorwurf an ihn".

Erinnerungen an London

Der personelle Dämpfer weckte Erinnerungen an London. Vor vier Jahren war das BDR-Trio ebenfalls als einer der Goldanwärter zu Olympia gereist. Doch am Wettkampfabend fiel Stefan Nimke mit Rückenschmerzen aus, es reichte mit Ach und Krach zu Bronze.

Die Männer hatten mit einer Medaille für einen "Auftaktschub" in der Mannschaft sorgen wollen, wie Levy sagte - zumal die deutschen Straßenfahrer ohne Edelmetall geblieben waren. Auch den Teamsprint-Olympiasiegerinnen Miriam Welte und Kristina Vogel, die am Freitag (ab 16.00 Uhr OZ/21.00 Uhr MESZ) an ihren Triumph von London anknüpfen wollen, sollte ein starker Männer-Auftritt als Motivationsspritze dienen.

Der deutsche Bahnrad-Vierer hat bei seinem Olympia-Comeback eine ordentliche Leistung ab und fuhr in der Qualifikation der 4000-m-Mannschaftsverfolgung auf den sechsten Rang. In 4:00,91 Minuten verfehlte das Team in der Besetzung Henning Bommel (Berlin), Nils Schomber (Grevenbroich), Kersten Thiele (Erfurt) und Domenic Weinstein (Unterbaldingen) im Velodromo da Barra den eigenen deutschen Rekord (3:57,166 Minuten).

In der ersten K.o.-Runde am Freitag trifft der BDR-Vierer auf die in der Qualifikation siebtplatzierten Schweizer (4:03,845). Schnellster der Qualifikation war das Quartett aus Großbritannien mit Superstar Bradley Wiggins (3:51,943 Minuten).

(sid)
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