Silber-Party Seglerinnen Lutz/Beucke beenden olympische Medaillenflaute

Enoshima · Es ist die erste olympische Medaille für deutsche Seglerinnen seit 21 Jahren. Tina Lutz und Susann Beucke holen vor Enoshima im 49 FX Silber. Eine Stunde später legen Erik Heil und Thomas Plößel im 49er nach und gewinnen wie in Rio Bronze.

 Tina Lutz und Susann Beucke jubeln über Silber.

Tina Lutz und Susann Beucke jubeln über Silber.

Foto: dpa/Gregorio Borgia

Erst Silber, dann Bronze: Im Olympia-Hafen von Enoshima nahmen Tina Lutz und Susann Beucke ihre Segler-Kollegen Erik Heil und Thomas Plößel begeistert im Empfang. Die beiden deutschen Crews durften sich am Dienstag gegenseitig zu ihren Medaillen gratulieren. Zuerst hatten Tina Lutz und Susann Beucke die olympische Medaillen-Flaute der deutschen Seglerinnen beendet und wie Windsurferin Amelie Lux vor 21 Jahren in Sydney Silber im 49er FX gewonnen. Eine Stunde später segelten Heil und Plößel in dem Revier, in dem Willy Kuhweide 1964 Gold erobert hatte, zu Bronze und wiederholten ihren Erfolg von vor fünf Jahren in Rio.

„Die Herausforderung war, vor dem Start nicht an die Medaillen zu denken. Denn sonst kann ich nicht mehr segeln, weil einfach der Druck zu groß ist“, sagte Steuerfrau Tina Lutz. „Dann habe ich alles dafür getan, die Medaillen aus dem Kopf zu verbannen.“ Das gelang ihr. Im Medal Race fuhren die 30-Jährige und ihre gleichaltrige Vorschoterin auf Platz fünf. Das reichte, um vom dritten auf den zweiten Rang der Gesamtwertung zu rücken.

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Foto: AP/Vincent Thian

Bei der Zieldurchfahrt dachte Susann Beucke auch an eine vor zwölf Jahren geschlossene Wette, „dass - wenn wir mal eine eine Medaille bei den Spielen gewinnen - wir unsere ersten Töchter nach uns gegenseitig nennen“, erzählte sie. In der Abschluss-Wettfahrt sicherten sich die Brasilianerinnen Martine Grael/Kahena Kunze wie schon 2016 in Rio Gold. Bronze ging an die Niederländerinnen Annemiek Brekkering/Annette Dütz.

Mit ihrem Erfolg in dem Revier rundeten Lutz und Beucke ihre von Tiefschlägen und Höhenflügen geprägte Karriere ab. Die zweimaligen Europameisterinnen aus Holzhausen und Strande mussten in den 14 Jahren ihrer Boots-Partnerschaft mehrfach Nehmer-Qualitäten zeigen. „Wie oft wir zusammen geheult haben, wie oft wir zusammen wiederauferstanden sind“, erinnerte sich Tina Lutz.

2012 verpasste die bayerisch-norddeutsche Crew die Teilnahme an den Olympischen Spielen im 470er, inklusive dramatischem Gang vor Gericht. Vier Jahre später musste sie sich im 49er FX in der internen Olympia-Ausscheidung gegen die späteren Rio-Neunten Vicky Jurczok und Anika Lorenz aus Berlin geschlagen geben.

Beinahe hätte ein Wadenbeinbruch von Susann Beucke Anfang 2020 - mitten in der nationalen Ausscheidung - die Olympia-Teilnahme in Japan noch verhindert. Mit der geglückten Qualifikation für die Olympischen Spiele in Japan und dem zweiten EM-Titel im vergangenen Jahr waren dann alle Sorgen und Zweifel verschwunden.

Zweifel hatten Heil (31) und Plößel (33) selten. Seit 20 Jahren segeln der Kieler und der Hamburger zusammen. „Wir wollen eine schönere Medaille gewinnen als in Rio“, hatte Medizinstudent Heil vor dem zweiten Olympia-Einsatz vorgegeben. Das gelang vor Enoshima zwar nicht. Immerhin schafften sie mit Platz zwei im Medaillenrennen noch die Verbesserung von Rang vier auf drei. Gold sicherten sich die Briten Dylan Fletcher/Stuart Bithell, Silber ging an die Rio-Olympiasieger Peter Burling/Blair Tuke aus Neuseeland.

(dpa/old)
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