Olympia-Klage der Speerwerferin DOSB vergleicht den Fall Molitor mit Joachim Löws Aufstellung

Leverkusen · Bayer Leverkusen vermutet hinter der Nicht-Nominierung von Speerwurf-Weltmeisterin Katharina Molitor persönliche Motive beim DOSB. Die 32-Jährige will nun per einstweiliger Verfügung ihr Startrecht für die Sommerspiele erwirken.

Katharina Molitor: Speerwurf-Weltmeisterin und Volleyballspielerin
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Das ist Katharina Molitor

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Die Zukunft von Katharina Molitor liegt zurzeit auf einem Papierstapel im Landgericht in Frankfurt am Main. Ihr Anwalt hat gestern eine einstweilige Verfügung abgeschickt. Der Eingang ist bestätigt worden, ein Aktenzeichen gab es aber noch nicht.

Der Fall Molitor – die Speerwurf-Weltmeisterin wehrt sich wegen ihrer Nicht-Nominierung für die Olympischen Sommerspiele in Rio (5. bis 21. August) mit rechtlichen Schritten gegen die Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Die Fronten zwischen ihr und dem Verband sind verhärtet. "Der DOSB hat auf unsere Frist noch nicht einmal reagiert. Ein souveräner Umgang mit Athleten, die ihr Recht durchsetzen wollen, sieht für mich anders aus", sagt Jurist Paul Lambertz im Gespräch mit unserer Redaktion. "Unser Ziel ist es, den Verband zu verpflichten, Frau Molitor zu nominieren."

Molitor erhält vom TSV Bayer Leverkusen volle Rückendeckung beim Kampf gegen den Verband, der den letzten freien Platz für die Spiele an Konkurrentin Christina Obergföll vergeben hat. Für Geschäftsführer Paul-Heinz Wellmann ist das nicht nachvollziehbar. Für ihn sei die Nominierung des DOSB "aus sportlicher Sicht vollkommen falsch". Aus seiner Sicht sei es ein willkürliches Vorgehen. "Die Weltmeisterin, Zweitplatzierte der Deutschen Meisterschaften und Viertplatzierte der Europameisterschaften nicht mit nach Rio zu nehmen, ist ungerecht."

Bayer vermutet "Lex Obergföll"

Während Molitor, die heute beim Diamond-League-Meeting in Monte Carlo an den Start geht, ihre Weiten stets bei großen Turnieren erreicht habe, seien Obergfölls Bestleistungen in diesem Jahr "irgendwo auf der Wiese" geworfen worden. Die Offenburgerin hatte in diesem Jahr mit 64,96 und 63,96 Metern zweimal bessere Resultate als Molitor erzielt. Molitor hatte ihre Saisonbestleistung (63,20) bei der Europameisterschaft in Amsterdam erzielt und schien zuletzt immer besser in Form zu kommen. Wellmann spricht von einer "Lex Obergföll" und vermutet, dass der DOSB Konflikten aus dem Weg gehen will. Immerhin sei Boris Obergföll, ihr Ehemann, Trainer der deutschen Speerwerfer.

Der DOSB sieht sich weiter im Recht. "Wir lassen uns von solchen Drohungen nicht beeinflussen", sagt Michael Vesper, Vorstandschef des DOSB. Die Entscheidung sei "zwangsläufig" gegen Molitor und für Christina Obergföll gefallen, befindet Vesper. Den Gang von Molitor vor ein Gericht findet er nicht richtig. "Man kann darüber streiten, ob die Nominierung durch Gerichte festgestellt werden sollte." So sei es schließlich undenkbar, dass ein nicht nominierter Fußballprofi versuche, sich für ein Turnier doch noch in die Nationalmannschaft zu klagen.

Vor der Nominierung hatten sowohl Molitor wie auch Obergföll gedroht, im Falle einer Nichtberücksichtigung juristische Mittel anzuwenden. "Das ist für mich auch ein bisschen neu", sagt der DOSB-Vorstandsvorsitzende. Der Dachverband habe nun eine Schutzschrift beim Landgericht hinterlegt und erwarte innerhalb weniger Tage eine Entscheidung. "Das ist wie auf hoher See, das entscheidet jetzt der Richter, wie er damit umgeht", erklärt Vesper.

Vesper verweist darauf, dass Obergfölls bester Wurf in dieser Saison weiter als Molitors bester Versuch gewesen ist. Auch der Durchschnitt der zweitbesten und drittbesten Würfe spreche für Obergföll. "Wir sind strikt nach unseren Nominierungskriterien vorgegangen", betont Vesper und spricht von einem "absoluten Luxusproblem für Deutschland". DOSB-Präsident Alfons Hörmann betont: "Das sind keine Entscheidungen, die man gern und leichtfertig trifft. Uns blieb keine andere Wahl, als so zu nominieren."

Ob dem wirklich so ist, muss nun das Gericht entscheiden.

(RP)
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