Das Geheimnis um Jamaikas Sprinter Kartoffel, Knolle oder Gene?

London · Die schnellsten Menschen der Welt kommen aus Jamaika. Die heimische Süßkartoffel ist nicht der einzige Grund, warum Usain Bolt und Co. unschlagbar wirken.

Olympia 2012: Bolts Sekunden vor dem Start
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Usain Bolt lässt sein kehliges Lachen erklingen. Warum die schnellsten Menschen der Welt aus Jamaika kommen? "Es gibt viele Theorien", sagt der viermalige Olympiasieger grinsend. Sein Vater Wellesley hatte einst die Yam ins Spiel gebracht, die karibische Verwandte der Schmerwurz. Wie die Süßkartoffel gehört sie zum "Power Food" der Jamaikaner. "Es hilft uns, stärker zu werden", sagte 100-m-Weltmeister Yohan Blake.

Zusammen mit Zucker, Backpulver, Eiern, Vanille und Zimt schmeckt der traditionelle Süßkartoffel-Kuchen gar nicht so schlecht. Aber macht das einen gleich zum Supersprinter?

Wenn eine Karibik-Insel mit nicht eimal drei Millionen Einwohnern über Jahre hinweg die Sprintstrecken bei Männern und Frauen dominiert, wenn ein Usain Bolt die Grenzen der Vorstellungskraft mit seinen Weltrekorden sprengt, drängt sich eine Frage auf: Wie geht das?

Jamaika dominiert die Laufbahnen

Nicht erst seit Bolt wie ein Blitz 2008 in der Leichathletik einschlug, aber seitdem umso mehr suchen Experten nach Erklärungen für ein Phänomen: Bolt, Blake, Ex-Weltkordler Asafa Powell, dazu die Olympiasiegerinnen Shelley-Ann Fraser-Pryce und Veronica Campbell-Brown - Jamaika dominiert die Laufbahnen dieser Welt.

Wenn es nicht das Essen ist - sind es die Gene? "Es liegt uns im Blut. Wir werden noch lange dominieren", sagt der 22 Jahre alte Blake. Der Sportmediziner Norbert Bachl und der Journalist Erich Vogl haben in ihrem Buch "Der Mensch von Morgen" einen Ansatz gefunden: das Protein Actinen A. Es spielt bei Muskelkontraktion eine wichtige Rolle und kommt bei den Karibik-Sprintern viel häufiger vor als bei der Konkurenz.

Hört sich als Erklärung gut an. Aber auch Doping ist ein Thema. Auch Jamaikas Stars sind schon erwischt worden. Nein, nicht Bolt. Aber Blake wurde gesperrt. Für drei Monate. Das Stimulansmittel 4-Methyl-2-hexanamine war gefunden worden. In den Jahren zwischen ihren Olympiasiegen 2008 und 2012 musste Fraser-Pryce sechs Monate lang zuschauen.

Epo sein ein Thema

Im Raum stehen auch Aussagen von Insidern wie Victor Conte, Inhaber der Doping-Küche BALCO, dass Epo auch auf Jamaika ein Thema sei. Zudem ist Jamaikas Anti-Doping-Agentur JADCO nicht über jeden Zweifel erhaben. Aber ein großflächiges Doping-Netzwerk auf der kleinen Insel hat noch keiner ausgehoben.

Ist es die gezielte Förderung? Usain Bolt sagt: "Wir finden die Talente schon in jungen Jahren. Das Niveau bei Jungs und Mädchen ist unglaublich hoch, weil sie sich gegenseitig anspornen", erklärt Bolt. Wenn die Kids in Kanada Eishockey und in Deutschland Fußball spielen, laufen sie auf Jamaika. Immer, überall.

Ständig gibt es Wettkämpfe zwischen den Schulen. Der Höhepunkt ist Ende März CHAMPS, das Duell der High Schools. Dann steht Jamaika kopf. "Mir haben die vielen Rennen die Angst vor Wettkämpfen genommen", sagt Bolt. Yam schmeckt auch ihm.

(sid)
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