Athleten fordern Regeländerung Bach warnt erneut vor „Marktplatz der Demonstrationen“ bei Olympia

Köln · IOC-Präsident Thomas Bach hat erneut die Regel 50.2 der Olympischen Charta zur freien Meinungsäußerung gegen die immer lauter werdende Kritik verteidigt. Die Regel 50.2 der Charta besagt jedoch, dass jegliche politische Demonstration oder Propaganda bei den Spielen nicht gestattet ist.

 IOC-Präsident Thomas Bach.

IOC-Präsident Thomas Bach.

Foto: dpa/Jean-Christophe Bott

"Die einigende Kraft der Spiele kann sich nur entfalten, wenn alle Respekt vor- und Solidarität zueinander zeigen", schrieb Bach in einem Beitrag für die englische Tageszeitung The Guardian und warnte vor einem "Marktplatz der Demonstrationen aller Art, die die Welt spalten und nicht vereinen".

Manchmal müsse "der Fokus auf den Sport mit der Redefreiheit, die alle Athleten auch bei den Olympischen Spielen genießen, in Einklang gebracht werden", sagte Bach. Daher gebe es Regeln für das Spielfeld und die Zeremonien. Bach (66) begründet seine Haltung mit seinen Erfahrungen als Sportler bei den Spielen 1976 in Montreal und seinen Erfahrungen der späteren Boykott-Spiele 1980 in Moskau und 1984 in Los Angeles.

Zuletzt hatte sich Sebastian Coe, Präsident des Leichtathletik-Weltverbands World Athletics (WA), für die Möglichkeit eines friedlichen antirassistischen Protests durch die Sportler bei den Olympischen Sommerspielen im kommenden Jahr in Tokio ausgesprochen. "Ich habe mich sehr klar ausgedrückt: Wenn ein Athlet auf dem Podium niederknien möchte, dann unterstütze ich das", sagte Coe.

Die Regel 50.2 der Charta besagt jedoch, dass jegliche politische, religiöse oder rassistische Demonstration oder Propaganda bei den Spielen nicht gestattet ist. In den vergangenen Monaten ist der Druck auf das Internationale Olympische Komitee (IOC) gestiegen, nicht zuletzt nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA und der darauffolgenden weltweiten Protestwelle gegen Rassismus und für mehr Gleichberechtigung.

Auch in Deutschland werden die Stimmen lauter, die eine Änderung der Regel fordern. "Athlet*innen sollten sich jederzeit zu den Werten einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft bekennen können", fordert der unabhängige Verein Athleten Deutschland: "Die weitgehende und pauschale Einschränkung von Meinungsäußerungen im Kontext von Sportwettbewerben ist deshalb für Athleten Deutschland nicht weiter hinnehmbar."

(eh/sid)
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