Rundumschlag von Fechterin Duplitzer "IOC lügt, dass sich die Balken biegen"

London/Berlin · Fechterin Imke Duplitzer hat kurz vor ihrer fünften Olympia-Teilnahme zum Rundumschlag ausgeholt. Sie übte harsche Kritik am Zustand des deutschen Sports und dem Internationalen Olympischen Komitee.

Olympia 2008: Imke Duplitzer und Britta Heidemann
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In einem Interview kritisierte Duplitzer das deutsche System als "völlig daneben" und prophezeite nach den Spielen in London ein großes Nachwuchsproblem.

Ein massives Trainerproblem gäbe es jetzt schon. "Uns laufen die Trainer weg, weil sie in anderen Ländern viel, viel, viel mehr verdienen und bessere Rahmenbedingungen vorfinden", sagte Duplitzer, die am kommenden Samstag 37 Jahre alt wird, der "Bild". Am Tag zuvor findet die Olympia-Eröffnungsfeier statt.

Viele Sportler würden sich bei ihr über die Rahmenbedingungen beschweren. Sie sei nicht mehr sicher, dass die führenden deutschen Funktionäre wie DOSB-Präsident Thomas Bach und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper das Problem erkannt hätten. "Das, was die erzählen, zählt für 0,5 Prozent der 392 deutschen Olympia-Sportler. Die Funktionäre wissen gar nicht mehr, was in der Sporthalle los ist", meinte Duplitzer. "Ich glaube, die raffen das gar nicht mehr."

Dem IOC gehe es schon lange nicht mehr um den Athleten. "Olympische Spiele sind eine Verkaufsshow mit angeschlossener Rummelbude", urteilte die Fechterin, nachdem das Internationale Olympische Komitee den Athleten kurz vor und während der Spiele eigene TV-Werbung verboten hatte. Dann setzte die Degenfechterin noch einen drauf: "Das IOC behauptet von sich, edel, hilfreich und gut zu sein - dann sollen sie sich bitte auch so aufführen. Leider ist das Gegenteil der Fall. Jede Bank wird mittlerweile verklagt, weil sie in Prospekten gelogen hat. Das IOC verkauft einen schönen Schein und lügt, dass sich die Balken biegen - aber es interessiert keinen. Die Welt will beschissen werden."

Auch dem Anti-Doping-Kampf stellte sie ein schlechtes Zeugnis aus: "Wenn du ein bisschen Geld für Medikamente, einen guten Arzt und einen laschen Verband hast, wirst du nie im Leben erwischt." Als Motiv, warum sie trotzdem weitermache, nannte Duplitzer die Liebe zu ihrer Sportart.

(dpa)
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