Amsterdam 1928 Weissmuller nicht zu schlagen

Athen (rpo). Nach der fünften Goldmedaille war für Johnny Weissmuller Schluss. Das Schwimm-Idol stieg nach den Olympischen Spielen von Amsterdam 1928 endgültig aus dem Becken. Der in Szabadfalu (Freidorf) in Siebenbürgen geborene Weissmüller sollte in seiner zweiten Laufbahn noch viel größer herauskommen.

Der Mann, der am 9. Juli 1922 als erster Mensch die 100 Meter Freistil unter einer Minute geschwommen war (58,6 Sekunden), schickte sich an, die Show-Branche zu erobern. Zunächst wurde der gutaussehende Bursche als Dressman engagiert, um mit seinem durchtrainierten Körper die Bademoden ins rechte Licht zu rücken. Als Gage bekam er die damals stolze Summe von 500 Dollar pro Woche; dafür ließ Johnny sein Training für eine dritte Olympia-Teilnahme 1932 in Los Angeles sofort sausen.

Bald war auch Hollywood auf ihn aufmerksam geworden. Im Alter von 27 Jahren folgte er 1931 dem Ruf der Traumfabrik. Für seine Rolle, die ihn schon zu Lebzeiten zur Legende werden ließ, nutzte ihm die Erfahrung als Dressman allerdings wenig: Nur mit einem Lendenschurz bekleidet schwang er sich als "Tarzan, der Affenmensch" artistisch von Baum zu Baum, schwamm durch reißende Flüsse, kämpfte mit wilden Löwen, rief mit unverwechselbarem Urschrei die Elefanten zu sich, sprach mit dem Schimpansen Cheetah und liebte ganz toll seine Jane. In insgesamt 19 Filmen spielte er bis 1950 den König des Dschungels.

Mit Spitz größter Schwimmer aller Zeiten

Aber er ging auch als einer der größten Schwimmer aller Zeiten in die Sportgeschichte ein, für viele bleibt er trotz Marc Spitz der Größte. Bei den Olympischen Spielen in Paris 1924 holte er, gerade 20 geworden, dreimal Gold (100 Meter, 400 Meter und 4x200 Meter Freistil), zweimal triumphierte er 1928 in Amsterdam (100 Meter, 4x200 Meter). In keinem seiner olympischen Rennen wurde er geschlagen, stellte 67 Weltrekorde auf und gewann 52 US-Meisterschaften.

Geboren wurde er am 2. Juni 1904 im damals ungarischen, heute rumänischen Teil von Siebenbürgen als Sohn der Banater Schwaben Hans und Elisabeth Weissmüller, seine Taufnahmen waren "Peter Hans". Über Wien und Hamburg wanderte die Familie 1908 in die USA aus. Aus dem dreijährigen Hänschen wurde Johnny. Der Vater arbeitete als Bergmann in Pennsylvania, starb aber früh an Tuberkulose. Die Mutter zog nach Chicago, wo Johnny heranwuchs. Später sammelte Weissmuller außer Medaillen auch Frauen.

Fünf Ehen und drei Kinder sind in seiner Biographie verzeichnet. Weniger Erfolg hatte er im Geschäftsleben. Von den Dollar-Millionen blieb zum Schluss nichts mehr übrig. Als Unternehmer war der weltbekannte Sportler und Schauspieler kläglich gestrandet und am Ende arm wie eine Kirchenmaus. Zuletzt schlug er sich sogar als Türsteher im Caesar's Palace in Las Vegas durch. Nach einer Reihe von Schlaganfällen zog er sich 1979 nach Acapulco zurück. Dort starb er 1984 im Alter von 79 Jahren als kranker und gebrochener Mann. In seinen vielen Filmen lebt der ewige Tarzan jedoch bis heute weiter.

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