Los Angeles 1984 Trotz Boykott ein Erfolg

Düsseldorf (RPO). Los Angeles 1984 - umstrittene Spiele, die aber auch den Weg in die olympische Moderne wiesen. Keine andere Stadt wollte Olympia 1984 haben, weil alle ein ähnliches finanzielles Fiasko wie 1976 in Montreal fürchteten.

Doch mit den ersten privat finanzierten Spielen 1984 in Los Angeles wies Peter Ueberroth, Präsident des Organisationskomitees, Olympia ungeachtet des neuerlichen Boykotts den Weg in eine bessere Zukunft.

Er wurde zum idealen Wegbereiter für Juan Antonio Samaranch, der als neuer IOC-Präsident mit seinem Vermarktungsprogramm Milliarden scheffelte und künftigen Olympia-Gastgebern damit Garantien gab.

Los Angeles erlebte auf breiter Ebene Spiele der Rekorde, angefangen vom finanziellen Gewinn in Höhe von 222 Millionen Dollar. Trotz des von der Sowjetunion angeführten Boykotts, an sich 16 Länder einschließlich der DDR beteiligten, wurden mehr NOKs (140) denn je registriert. Die Zuschauerzahl (5,798 Millionen) übertraf Moskau um eine halbe Million.

Es gab mehr Wettbewerbe (221) als je zuvor - und selten so wenige organisatorische Pannen. Unweit von Hollywood inszenierte der US-Fernseh-Sender ABC, der sich die Übertragungsrechte für 225 Millionen Dollar gesichert hatte und allein für verkaufte Werbung 600 Millionen Dollar einspielte, eine grandiose Fernsehshow. Ins Bild passte bei der Eröffnungsfeier ein Raketenmann, der vor der staunenden Welt durchs Stadion düste.

"Raketenmann" Lewis

Der "Raketenmann" der Spiele hieß Carl Lewis. Wie Jesse Owens 48 Jahre zuvor bei Olympia in Berlin triumphierte der 23 Jahre alte Amerikaner über 100, 200 m, 4x100 m und im Weitsprung. Seine Operation "Go for the gold" wirkte aber am Ende steril, er erreichte in seiner unterkühlt wirkenden Art nicht die Herzen der Zuschauer. Doch Lewis war das Synomym für den amerikanischen Erfolg.

Mit 83 Siegen übertraf der Gastgeber die vier Jahre zuvor in Moskau von den Sowjets erreichte Gold-Zahl (80). Aus Moskau war am 8. Mai 1984 unter Hinweis auf fehlende Sicherheitsgarantien der erwartete "Gegenboykott" für 1980 verkündet worden.

Der DDR blieb keine andere Wahl, als mitzuziehen. Dies machte der bundesdeutschen Mannschaft (17 Gold) den Weg frei zur zweitgrößten Zahl an Medaillen (59) nach den USA (175). Doch wie vier Jahre zuvor in Moskau wurde die Boykott-Front aufgeweicht. Auch Rumänien (20), China (15) und Jugoslawien (7) scheffelten Gold in Kalifornien. Rot-China betrat erstmals seit 1952 wieder die olympische Arena.

Das deutsche Team hatte seine Stars in Ulrike Meyfarth, die wie 12 Jahre zuvor in München mit 2,02 m Gold gewann und im Offenbacher Schwimmer Michael Groß (200 m Freistil, 100 m Schmetterling). Durch Dressur-Triumphe in Einzel und Mannschaft wurde Reiner Klimke mit insgesamt sechsmal Gold zum bis dahin erfolgreichsten deutschen Olympioniken, inzwischen nur übertroffen von Kanutin Birgit Fischer (7).

Peter-Michael Kolbe verlor wie 1976 das Duell der Skullerkönige gegen den Finnen Pertti Karppinen, der sein drittes Gold in Serie holte. Und zum ersten Mal gingen die Frauen bei Olympia auf die Marathon-Distanz.

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