Mexiko 1968 Olympia in extremer Höhenlage

Athen (RPO). Das war die Höhe! Mexiko-Stadt, 2.260 m hoch gelegen, richtete 1968 die Olympischen Spiele aus. Tote wurden angesichts der extremen Lage vorhergesagt, stattdessen hagelte es Bestmarken. Satte 31 Weltrekorde wurden aufgestellt, allein 14 in der Kernsportart Leichtathletik.

Sprichwörtlich der Gipfel war der Weitsprung des 22-jährigen Bob Beamon mit 8,90 m. Ein Jahrhundert-Weltrekord, der 23 Jahre Bestand hatte, ehe US-Landsmann Mike Powell 1991 fünf Zentimeter weiter sprang.

Tartanbahn als Grundlage für Rekorde

Nachdem das IOC die Spiele nach Mexiko vergeben hatte, traten die Warner vor der dünnen Höhenluft in Aktion und förderten in einer Kampagne die Höhenpsychose. Sprinter hätten dort zwar Vorteile, aber Ausdauersportlern würden tödliche Gefahren drohen. Einige Athleten kollabierten, aber niemand erlitt bleibende Schäden.

In Mexiko-Stadt wurden alle Teilnehmerrekorde gebrochen, erstmals waren Athleten (5531) aus mehr als 100 Ländern dabei (112). Zum ersten Mal bei Olympia wurde im Olympiastadion eine Tartanbahn verlegt, auch sie war Garant für Rekorde in Sprint und Sprung.

Dick Fosbury (USA) revolutionierte den Hochsprung mit dem Flop und heute springen alle Spitzenleute rückwärts über die Latte. Die vierte Goldmedaille in Serie gewann US-Diskuswerfer Al Oerter (32). Dies hat bis heute nur Landsmann Carl Lewis im Weitsprung (1984-96) in einer Disziplin geschafft.

Mexiko erlebte auch den Beginn der afrikanischen Dominanz auf den Mittel- und Langstrecken. Kenia holte seine ersten drei olympischen Goldmedaillen, über 1500, 10.000 und 3000 m Hindernis. Im Marathon stieg Äthiopiens Rom- und Tokio-Sieger Abebe Bikila beim Versuch, das dritte Gold in Serie zu holen, bei Kilometer 17 aus.

Erstmals traten in Mexiko zwei getrennte deutsche Mannschaften an. Die Nase vorn hatte "Ostdeutschland" (erst ab 1972 "DDR"), das mit neunmal Gold gleich Platz fünf im Medaillenspiegel belegte. Herausragend: Rückenschwimmer Roland Matthes mit zweimal Gold und einmal Silber.

Die Bundesrepublik stellte fünf Sieger. Erfolgreichste Medaillensammlerin (4 Gold, 2 Sivber) war die tschechoslowakische Turnerin Vera Caslavska, die fünf Monate nach dem Einmarsch der UdSSR in Prag bei ihren Siegen über Turnerinnen der Sowjetunion groß gefeiert wurde. 1995 wurde sie als Persönliches Mitglied ins IOC berufen.

Black Power

Für Aufsehen sorgten die schwarzen US-Sprinter mit ihrer Demonstration für "Black Power". Zur US-Nationalhymne bei der 200-m-Siegerehrung reckten Sieger Tommie Smith und John Carlos ihre schwarzbehandschuhten Fäuste in die Luft und senkten demonstrativ die Köpfe.

Damit wollte das Duo gegen die schlechte Behandlung der Schwarzen in den USA und in aller Welt protestieren. Das IOC und das Nationale Olympische Komitee der USA schäumten, die Olympia-Oberen drohten sogar mit dem Ausschluss der gesamten US-Mannschaft. Am Schlusstag gewinnt Schwergewichtsboxer George Foreman Gold und tanzte mit einer kleinen US-Flagge durch den Ring, in dem zuvor Manfred Wolke, der spätere Coach von Profi-Weltmeister Henry Maske, Olympiasieger im Weltergewicht wurde.

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