Athen 1896 Louis erster Olympia-Nationalheld

Athen (rpo). Am Ostermontag 1896 wurden 70.000 Zuschauer im restlos gefüllten Panathinaikon-Stadion von Athen Zeugen, wie der der US-amerikanische Dreispringer James Conolly den ersten Olympiasieg der Neuzeit errang. Zuvor hatte Griechenlands König Georg I. die moderne Olympia-Ära an diesem 6. April feierlich eröffnet und die 311 Athleten aus 13 Ländern willkommen geheißen.

Der letzte namentlich aus der Antike bekannte war der armenische Faustkämpfer Varazdates gewesen, der sich 385 in Olympia durchgesetzt hatte. Nun war eine Brücke über 1511 Jahre hinweg geschlagen. Auch in der zweiten Entscheidung setzte sich zur grenzenlosen Enttäuschung der Gastgeber kein Grieche durch.

Ausgerechnet im klassischen Diskuswerfen triumphierte erneut ein Amerikaner: Robert Garrett, aus reichem Hause in Baltimore stammend, hatte sich die Kopie einer antiken Scheibe zum Training nach Hause kommen lassen. Die aber war mit 4 Kilo rund doppelt so schwer gewesen wie nun das Wettkampfgerät - kein Wunder, dass ihm die Scheibe so leicht von der Hand flog.

Erst am Vorabend war das US-Aufgebot in Athen eingetroffen. Man war davon ausgegangen, dass die Spiele zum 6. April julianischer Zeitrechnung beginnen sollten, die damals noch in Hellas galt, und das wäre 12 Tage später gewesen. So fiel die geplante Eingewöhnung aus. Trotzdem sollte man die beste Mannschaft stellen.

Deutschland präsentierte mit 21 Sportlern das stärkste aller ausländischen Aufgebote und in Karl Schuhmann aus Berlin den erfolgreichsten aller Starter. Der 26 Jahre alte Goldschmied, ein 1,59 Meter kleines Kraftpaket, holte sich nicht nur drei Siege im Turnen, sondern erwies sich auch noch im Ringen der offenen Klasse als der Größte.

Marathonlauf als Höhepunkt

Zum absoluten Höhepunkt der Spiele wurde der Marathonlauf. Er fand zur Erinnerung an die Schlacht bei bei Marathon 490 v.Chr. statt, als ein Läufer in voller Rüstung die Nachricht vom Sieg über die Perser nach Athen gebracht hatte, ehe er zusammenbrach und starb. Hunderttausende säumten die Strecke. Spiridon Louis, ein Schafhirte und Wasserverkäufer aus dem Athener Vorort Maroussi, hatte erst drei Kilometer vor dem Ziel den Australier Edwin Flack überholt, der in diesem Moment enttäuscht und entkräftet aufgab.

Kronprinz Konstantin ließ es sich nicht nehmen, Louis auf den letzten Metern zum Ruhm persönlich zu begleiten. Der 24-Jährige wurde zum ersten Nationalhelden, den die Spiele hervorbrachten. Die Rückkehr in sein kleines Dorf (das heute längst ein Stadtteil ist) trat er mit zwei Ehrenpreisen an: einem neuen Pferd und einem neuen Wasserkarren.

Zuvor waren nach zehn Tagen beim festlichen Bankett am 15. April alle Sieger mit Kränzen aus Olivenzweigen geschmückt und mit einer Silbermedaille beglückt worden, die Zweiten mit einem Lorbeerzweig und einer Bronzemedaille. Für die Dritten gab es noch nichts.

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