Barcelona 1992 Festa Catalana

Düsseldorf (RPO). Juan Antonio Samaranch, der Präsident des Olympischen Komitees (IOC), wollte sich mit den Spielen 1992 ein Denkmal setzen. Es gelang: In Samaranchs Heimatstadt Barcelona feierten die Sportfans eine Festa Catalana. Traumhafte Spiele am Fuße des Montjuic.

Und auch die wiedervereinigten Deutschen hatten allen Grund zur Freude: Hinter den Sportlern aus der GUS und den USA rückten sie mit insgesamt 82 Medaillen (33-21-28) in den Kreis der großen Drei auf. Kuba und Nordkorea waren als letzte Boykotteure zurückgekehrt, Südafrika nach dem Ende der Apartheid erstmals seit 1960 wieder Mitglied der olympischen Familie.

Deutschland hatte an zahlreichen Fronten Grund zum Jubeln: über Heike Drechsler, Heike Henkel, die Hockey-Herren, Fechter, Radfahrer, Kanuten oder die Reiter um Nicole Uphoff und Ludger Beerbaum.

Baumanns großer Tag

Zum unvergesslichen Erlebnis wurde das Finale über 5000 Meter, als Dieter Baumann auf den letzten Metern an den afrikanischen Superstars vorbeiflog. Ihnen blieb nur das Staunen über den "weißen Kenianer" aus Tübingen. Eine junge Berlinerin wurde im Schwimmstadion zum Liebling der Nation, obwohl sie nicht Gold gewann. Franziska van Almsick, gerade 14 Jahre alt, startete mit Silber über 200 m Freistil eine Karriere wie aus dem olympischen Märchenbuch. Da wurde selbst Dagmar Hases 400-m-Freistilsieg zur Nebensache.

Mit Silber nach Gold 1988 musste sich Steffi Graf bescheiden, auf der Höhe ihres Könnens bezwungen von der 16-jährigen Jennifer Capriati aus den USA. Dafür gewannen die beiden deutschen Wimbledonsieger Boris Becker und Michael Stich gemeinsam Gold im Doppel.

Nichts verkörperte das Olympia der Superlative mehr als das Dream Team der US-Basketballer. Zum ersten Mal waren die Profis aus der NBA zugelassen, und die schickte ihre klangvollsten Namen, angeführt von "Magic" Johnson und Michael Jordan. Alle Gegner wurden zur Kulisse. Carl Lewis, mit viermal Gold Star der Spiele von 1984, bilanzierte nach Triumphen über 4x100 m und im Weitsprung insgesamt acht Olympiasiege.

Das Intermezzo der GUS

Der weißrussische Kunstturner Witali Scherbo wurde mit sechsmal Gold zum erfolgreichsten Athleten der Spiele. Einer der größten Favoriten stürzte ab: Stabhochspringer Sergej Bubka (Ukraine), Sieger 1988 und Weltrekordler mit 6,11 Meter, riss dreimal seine Anfangsmarke von 5,75 Meter.

Scherbo und Bubka starteten für die GUS, die zwölf Länder der "Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" aus der untergegangenen UdSSR, die ihren ersten und letzten Auftritt hatte und ihn als Sieger der Nationenwertung abschloss - eine statistische Kuriosität zum Abgesang eines langen und ruhmreichen Kapitels.

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