Französischer Star-Keeper vor Handball-Finale Französische Mauer soll Schweden stoppen

London · Olympiasieger und Weltmeister Frankreich geht als Favorit in das Finale gegen Schweden. Kiels Torhüter Thierry Omeyer ist dabei der große Rückhalt der Star-Auswahl.

Olympia 2012: die Goldmedaillen-Gewinner
302 Bilder

Olympia 2012: die Goldmedaillen-Gewinner

302 Bilder

Nikola Karabatic stand längst unter der Dusche, da sinnierte Thierry Omeyer noch immer über das Erfolgsgeheimnis der "alten" Franzosen. Mit verschwitztem Trikot und weit aufgerissenen Augen dozierte der beste Handball-Torwart der Welt noch eine Stunde nach seiner Gala-Vorstellung gegen Kroatien in den Katakomben der Londoner Arena über Erfahrung, Motivation und das bevorstehende Finale gegen Schweden am Sonntag (16 Uhr, Live-Ticker). Die Wiederholung des Olympiasieges von Peking ist das letzte große Ziel der französischen Handballer. Omeyer brennt vor Ehrgeiz.

"Wenn du einmal etwas gewonnen hast, entwickelt sich eine Sucht, und du willst immer mehr", sagt Omeyer. Spiele wie das Halbfinale gegen Kroatien am Freitagabend liebt er. Wenn es um alles geht, ist Omeyer da: Crunch-Time ist Titi-Time - das hat der Keeper vom Champions-League Sieger THW Kiel schon häufig bewiesen.

Auch am Freitagabend avancierte Omeyer vor 12.000 frenetischen Zuschauern mal wieder zum Matchwinner. Im Minutentakt scheiterten die kroatischen Angreifer am schier unüberwindbaren Schlussmann. Mit 19 Paraden und einer Fangquote von 48 Prozent war Omeyer der überragende Mann. "Thierry hatte einen perfekten Tag. Wenn du gegen solch eine Mauer spielst, ist es hart zu gewinnen", sagte der kroatische Rückraumspieler Blazenko Lackovic vom HSV Hamburg konsterniert. Lange vor dem Schlusspfiff wurde Omeyer vom Publikum mit Sprechchören gefeiert.

"Wir sind hierher gekommen, um unseren Titel zu verteidigen"

Der 35 Jahre alte Familienvater hat alles gewonnen, was es im Welt-Handball zu gewinnen gibt. Olympiasieger war er, er gewann die Welt- und die Europameisterschaft, holte zwei Mal die Champions League und heimste mit dem THW Kiel so viele deutsche Meistertitel ein, dass er sie wohl selbst kaum noch zählen kann. Satt ist er aber noch lange nicht.

"Wir sind hierher gekommen, um unseren Titel zu verteidigen", hatte Omeyer bereits vor dem ersten Gruppenspiel gesagt: "Das ist zwar mein drittes Olympia, aber ich verspüre das gleiche Kribbeln wie vor vier Jahren."

Angestachelt vom peinlichen Vorrunden-Aus bei der EM in Serbien, wo die zuvor als unbesiegbar geltenden "Außerirdischen" erstmals nach acht Jahren das Halbfinale eines großen Turniers verpassten, steigerte sich Omeyer in London mit jedem Spiel. "Thiery ist der Schlüssel zum Erfolg. Was er hier wieder leistet, ist überragend", sagt Kreisläufer Bertrand Gille.

Für Omeyer und Les Bleus markiert das Endspiel gegen Schweden, das nach drei Silbermedaillen zum vierten Mal nach Gold greift, das Ende einer Ära: Denn die Spiele von London werden wohl nicht nur für Omeyer die letzten sein. Auch Abwehrchef Didier Dinart (35), Kapitän Jerome Fernandez (35) und Spielmacher Guillaume Gille (36) dürften 2016 in Rio de Janeiro nicht mehr dabei. Mit einem Durchschnittsalter von fast 31 Jahren hat die Übermannschaft der letzten Jahre ihren Zenit erreicht.

Ein Olympiasieg wäre ein würdiger Abschluss - vor allem für Omeyer.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort