Britischer Wasserspringer bei Olympia Eine ganze Nation schaut auf "Darling Daley"

London · Tom Daley ist einer der britischen Stars bei Olympia. Der 18-Jährige hat eine schwere Zeit hinter sich und will am Samstag in London vom Turm zu Gold springen.

Das ist der Wasserspringer Tom Daley
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Thomas Daley ist sich ganz sicher. "Dad wird es sehen", sagt der 18-Jährige. Wenn der Turmspringer am Samstag im olympischen Finale nach der Goldmedaille greift, ist sein Vater bei ihm, wenn auch nur in seinen Gedanken. Robert Daley erlag am 27. Mai 2011 mit nur 40 Jahren seinem Krebsleiden. Der große Traum, seinen Sohn im Zeichen der olympischen Ringe springen zu sehen, platzte auf tragische Weise. "Wenn ich hier vom Turm springe, dann tue ich das auch für ihn", sagt Thomas.

Besondere Verbindung zum Vater

Als seine Mutter Debbie Daley von der unheilbaren Erkrankung ihres Ehemanns erfuhr, war Thomas in Mexiko. Der älteste von drei Söhnen trainierte für die Olympischen Spiele. Der Verlust seines Vaters traf ihn hart. "Auch wenn Dad nur halb so liebevoll gewesen wäre, wie er tatsächlich war, wäre er immer noch der beste Dad der Welt gewesen", twitterte er tief erschüttert. Die Verbindung zu seinem Vater war besonders gewesen.

2001 stieg Thomas Robert Daley, den alle nur Tom nennen, erstmals auf ein Sprungbrett. Er war sieben Jahre alt, und Vater Rob hatte 25 Pfund bezahlt, um seinem ältesten Sprössling fünf Trainingseinheiten zu ermöglichen. Es passte alles. Für Tom, den kleinen Jungen mit den zerzausten dunklen Haaren und den riesigen braunen Augen. Und für Rob, der auf Anhieb Gefallen daran fand, seinen Sohn aus großer Höhe ins Wasser springen zu sehen.

"Er war mein bester Freund. Mein Ansprechpartner, mein Taxifahrer, einfach mein größter Champion", sagt Tom. Schon sieben Jahre nach seinen ersten Sprüngen stand Daley bei den Sommerspielen in Peking auf der großen Bühne. Sein Vater war natürlich nicht weit, und in Großbritannien verliebten sich Tausende in den Jungen mit dem Zahnpasta-Lächeln.

Seine Mitschüler nicht. Toms jüngere Brüder William und Ben spielten Rugby, ein Sport, mit dem der Brite etwas anfangen kann. Wasserspringen findet er eher abstrus. "Wasserratte" war die harmloseste aller Beleidigungen, denen Daley am Eggbuckland Community College ausgesetzt war.

In London ging das Mobbing wieder los. Nach seinem vierten Platz im Synchronwettbewerb vom Turm twitterte einer, Tom habe damals seinen Vater im Stich gelassen, obwohl der stets alles für ihn getan habe. Daley macht das traurig: "Mein Vater wollte, dass ich in London der Beste bin. Dafür hätte er alles gegeben, und dafür habe auch ich alles gegeben."

Quali am Freitag, Finale am Samstag

Die Qualifikation am Freitag ist nur der Aufgalopp. Im Finale am Samstag (20.30 Uhr OZ/21.30 MESZ) wird es Ernst. Dann schaut eine ganze Nation auf den 18-Jährigen. "Für mich ist es okay, unter Druck in einen Wettkampf zu gehen. Entweder du kommst damit klar, oder eben nicht", sagt Daley. Seinen größten Konkurrenten, den chinesischen Weltmeister Qiu Bo, bezeichnete er jüngst als "Roboter". Aber: "Du musst fähig sein, so gut zu springen wie er. Dann bekommt er Druck, und damit kriegt man ihn manchmal."

Daley, der einen Teil der Asche seines Vaters in einem goldenen Herz auf seinem Nachttisch aufbewahrt, könnte zum ersten britischen Olympiasieger im Wasserspringen avancieren. Es wäre es das Größte für ihn und seine vielen Fans. Und irgendwie auch für Rob.

(sid)
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