In Rio kommt es erneut zum Aufeinandertreffen zahlreicher Megastars in der Leichtathletik. Einige Duelle bei den Olympischen Spielen stehen besonders im Fokus.

Usain Bolt vs. Justin Gatlin (100 Meter):

Die Frage nach dem schnellsten Mann der Welt bleibt ein olympischer Dauerbrenner. Bolt, der einstmals Außerirdische, ist in die Jahre gekommen, schaffte es mit Ach und Krach nach Rio, wo er seinen historischen dritten olympischen Dreierschlag anpeilt. Dies verhindern will Gatlin, Olympiasieger von 2004, mehrfach überführter Doper, bei der WM in Peking mit seinem Angriff auf Bolt knapp gescheitert. Ein Kampf Gut gegen Böse? Vielleicht übertrieben. Nicht aber, dass es das Größte ist, was Rio zu bieten hat. (Finale: Montag, 15. August, 3.25 Uhr MESZ)

Mo Farah vs. Kenia (5000/10.000 Meter):

Seit nunmehr fünf Jahren ist es das gleiche Bild: Drei Kenianer wollen Farah knacken, verheddern sich in ihrer Taktik, und Farah zeigt ihnen im Endspurt die lange Nase. Sieben Rennen in Folge über 5000 oder 10.000 Meter hat Farah nun schon bei WM oder Olympia in Folge gewonnen. Und er verschwendet keinen Gedanken daran, dass die Serie in Rio reißen könnte. (5000-Meter-Finale: Sonntag, 21. August, 2.30 Uhr MESZ;10.000-Meter-Finale: Sonntag, 14. August, 2.25 Uhr MESZ)

LaShawn Merritt vs. Wayde van Niekerk (400 Meter):

Neben Gatlin ist Merritt das zweite große Ärgernis im Sprint: Der Amerikaner wurde 2010 als Doper überführt und gesperrt. Seit Ablauf der Sperre wird der 30-Jährige als angeblich sauberer Athlet immer schneller, lief über 200 Meter bei den Trials kaum nachvollziehbare 19,74 Sekunden.

LaShawn Merritt vs. Wayde van Niekerk (400 Meter):

Seine Bestzeit über die Stadionrunde (43,65) reichte ihm bei der WM 2015 nur zu Silber - weil der südafrikanische Aufsteiger van Niekerk in 43,48 das Rennens seines Lebens lief. In Rio steigt die Revanche, unmittelbar vor dem 100-Meter-Finale. (Finale: Montag, 15. August, 3 Uhr MESZ)

Jessica Ennis-Hill vs. Brianne Theisen Eaton (Siebenkampf):

Keine Frage: Ennis-Hill ist ein Phänomen. Niemand wirkt in den Strapazen des Heptathlons so elegant wie die Grande Dame des Mehrkampfs. Auch Verletzungsprobleme und die Geburt ihres Sohns Reggie vor zwei Jahren haben Form und Kraft der Britin nichts anhaben können.

Jessica Ennis-Hill vs. Brianne Theisen Eaton (Siebenkampf):

Ennis-Hill-Herausforderin Theisen Eaton (Kanada) hat eine harte Nuss zu knacken auf dem Weg zu ihrem ersten großen Titel und zum familiären Doppelgold von Rio: Ehemann Ashton Eaton (USA) ist im Zehnkampf wohl nicht zu schlagen. (Entscheidende 800 Meter: Sonntag, 14. August, 3.53 Uhr MESZ)

David Storl vs. Joe Kovacs (Kugel):

Die US-Stoßer hatten zwischen 1992 und 2007 nahezu alles abgeräumt. Doch dann schlugen die Europäer zu: 2008 und 2012 wurde der mächtige Pole Tomasz Majewski Olympiasieger, 2011 und 2013 David Storl Weltmeister.

David Storl vs. Joe Kovacs (Kugel):

Erst Kovacs entthronte die Europäer wieder mit WM-Gold 2015 in Peking vor Storl und ist auch in Rio der Favorit. Storl, dem der Olympiasieg als einziger großer Freiluft-Titel noch fehlt, reist nach Verletzungsproblemen als Außenseiter an. Dass er ein Mann für die großen Wettkämpfe ist, hat der Sachse aber oft genug gezeigt. (Finale: Freitag, 19. August, 1.30 Uhr MESZ)

Christina Schwanitz vs. Valerie Adams (Kugel):

Amtierende Weltmeisterin gegen London-Olympiasiegerin: Die beiden bestimmenden Kugelstoßerinnen der vergangenen Jahren sind auch in Rio die Favoritinnen. Schwanitz und die viermalige Weltmeisterin Adams (Neuseeland) kamen zuletzt nach langen Verletzungspause immer besser in Schuss.

Christina Schwanitz vs. Valerie Adams (Kugel):

Die Sächsin Schwanitz hat noch nie bei einem großen Wettkampf gegen Adams gewonnen. Zeit, dies zu ändern. (Finale: Samstag, 13. August, 3 Uhr MESZ)

Cindy Roleder vs. die USA (100 Meter Hürden):

Europameisterin Cindy Roleder ist mit 12,62 Sekunden die beste Hürdensprinterin der Saison, die nicht aus den USA kommt - und dennoch eine kleine Welt von der besten Amerikanerin entfernt: Kendra Harrison lief kurz vor Olympia in London mit 12,20 Sekunden einen sensationellen Weltrekord, sorgte weltweit für sechs der sieben besten Zeiten.

Cindy Roleder vs. die USA (100 Meter Hürden):

Dummerweise patzte Harrison bei den US-Trials, fehlt in Rio. Das verbliebene US-Trio um Moskau-Weltmeisterin Brianna Rollins ist zwar immer noch verflucht schnell - für Roleder aber etwas weniger unschlagbar. (Finale: Donnerstag, 18. August, 3.55 Uhr MESZ)

Dafne Schippers vs. USA und Jamaika (100/200 Meter):

Dass eine weiße Sprinterin bei Olympia 2016 den Stars aus den USA, Jamaika und Westafrika die Stirn bieten könnte, war vor gut zwei Jahren noch undenkbar. Doch dann startete die einstige Siebenkämpferin Schippers unfassbar durch, auf dem Höhepunkt wurde sie 2015 Weltmeisterin über 200 Meter - mit einer Zeit, die zuvor nur Sprinterinnen mit dunkelster Vergangenheit erreicht hatten. Spätestens seitdem läuft bei Schippers der Verdacht mit, auch in Rio, wo sie vor allem Jamaikas Topstar Shelly-Ann Fraser-Pryce den Fehdehandschuh hinwirft. (100-Meter-Finale: Sonntag, 14. August, 3.35 Uhr MESZ; 200-Meter-Finale: Donnerstag, 18. August, 3.30 Uhr MESZ)

Caster Semenya vs. die Gerüchteküche (800 Meter):

Das Thema schien erledigt: Semenya, Weltmeisterin 2009 in Berlin, wurde nach einer unwürdigen Debatte und einer nicht minder entwürdigen Geschlechtsfeststellung das Startrecht bei den Frauen zugebilligt. Die Südafrikanerin kam hernach nicht mehr auf ihr Topniveau, auch wenn sie Silber bei der WM 2011 und Olympia 2012 holte. 2016 erlebt allerdings die beste Semenya der Geschichte, das Muskelpaket läuft die Konkurrenz in Grund und Boden. Schlagen kann sie in Rio eigentlich niemand. Und spätestens nach einer goldenen Machtdemonstration wird die längst beendete Debatte um Semenyas biologischen Hintergrund wieder losbrechen. (Finale: Sonntag, 21. August, 2.15 Uhr MESZ)