Kugelstoß-Weltmeister Storl auf Anhieb im Olympia-Finale

London · Beeindruckender Auftakt, gewaltige Kulisse: Vor dem größten Publikum, das Olympia jemals bei Vorkämpfen in der Leichtathletik erlebt hat, tat David Storl am Freitag den ersten Schritt zum erhofften Kugelstoß-Gold.

David Storl: Kugel-Koloss und Titel-Sammler
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Das ist David Storl

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Foto: dpa, Bernd Thissen

Vor fast 80.000 Menschen zum Auftakt der zehntägigen Wettkämpfe in der olympischen Kernsportart zog der Weltmeister aus Chemnitz mit 21,15 Metern ins Finale am gleichen Abend ein (20.30 Uhr OZ/21.30 MESZ).

Die Stimmung in der 634 Millionen Euro teuren Arena wurde auch durch einen starken Regenguss nicht getrübt und ließ erahnen, was am Sonntagabend los sein wird: Dann ermitteln die Sprinter um Usain Bolt im 100-m-Finale den schnellsten Mann der Welt.

Doch zunächst waren den begeisterten Briten am Freitag die eigenen Stars genug. Orkanartiger Beifall brandete auf, als die britische Gold-Favoritin Jessica Ennis in 12,54 Sekunden über 100 m Hürden die beste Zeit in einem Siebenkampf erzielte und ihre Führung mit 1,83 m im Hochsprung ausbaute. Ohrenbetäubender Jubel auch, als 400-m-Hürden-Weltmeister David Greene und 400-m-Olympiasiegerin Christine Ohuruogo in den Vorläufen britische Goldhoffnungen schürten.

David Storl war beim Publikum eher Nebensache. Doch trotz seiner Konzentration auf Gold stellte der 22 Jahre alte Weltmeister von 2011, der im Finale auf den ersten 22-m-Stoß der Karriere (bisher 21,88) hofft, angesichts der Zuschauermassen am Vormittag spontan fest: "So etwas habe ich nie erlebt. Es ist ein gutes Zeichen für die Spiele."

Storl gab erst den Zappelphilipp. "Beim Einstoßen war ich unglaublich nervös, habe Fehler gemacht wie ein Anfänger. Die ersten beiden Versuche waren jenseits von Gut und Böse", sagte der Sachse. Doch dann riss sich der 126 Kilo schwere 1,98-m-Riese zusammen. "Ich musste mir Mut zusprechen, und dann habe ich meinen Rhythmus gefunden", sagte Storl, der mit auf Anhieb erzielten 21,15 m die zweitbeste Weite nach dem US-Mitfavoriten Reese Hoffa (21,36) bot.

Dagegen reichten Ex-Europameister Ralf Bartels nach Verletzungsproblemen im Vorfeld seine 20,00 m nicht. Der 34-Jährige verpasste das Finale um vier Plätze und 25 Zentimeter. "Physisch bin ich gut drauf, es war ein Kopfproblem", meinte der Neubrandenburger. Im Vorlauf über 400 m Hürden scheiterte auch Storls Dresdener Klubkamerad Silvio Schirrmeister, der in 50,21 genau eine Sekunde über Bestzeit (49,21) lief. Enttäuschend das Scheitern von Steffen Ulicka (Kronshagen/Kiel) als 13. des Vorlaufs in 8:41,08 Minuten.

Stark startete im Siebenkampf Lilli Schwarzkopf (LG Rhein-Wied). Die EM-Dritte von 2006 lief in 13,26 Sekunden Bestzeit über 100 m Hürden, sprang 1,83 m hoch und hatte vor dem Kugelstoßen mit 2102 Punkten Sichtweite zu den Podestplätzen.

Beachtlich schlug sich nach wochenlangen Achillessehnenproblemen auch Jennifer Oeser (Leverkusen). Trotz 13,42 Sekunden und 1,80 m sah es nach zwei Disziplinen aber eher nach einer Top-10-Platzierung als der vierten internationalen Medaille in vier Jahren aus. Ganz schwach startete Julia Mächtig (Neubrandenburg) mit 14,54 Sekunden sowie blamablen 1,68 m im Hochsprung.

(sid)
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