Hoffnungen ruhen auf Schwimmerin Steffen soll es wieder richten

London · Dieses Gefühl ist Britta Steffen nur allzugut vertraut. Wie 2008 hat sie ihre Einzelrennen am Ende der olympischen Schwimmwettbewerbe - und erneut stehen die Deutschen ohne Medaille da. Trotzdem unterscheidet sich die Situation für Steffen.

Olymia 2012: Steffen scheidet mit der Staffel aus
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Wie vor vier Jahren soll Britta Steffen die Olympia-Bilanz der deutschen Schwimmer retten. Mit der Hand vor dem Mund verfolgte die Doppel-Olympiasiegerin im Aquatics Centre den vergeblichen Zielspurt ihres Freundes Paul Biedermann, der als Fünfter die Medaillen-Durststrecke auch nicht beenden konnte.

In den drei Tagen Rennpause vor ihrem Vorlauf über 100 Meter Freistil an diesem Mittwoch hat die 28-Jährige locker trainiert - und auf ihren Trainer einen positiven Eindruck gemacht. "Sie ist guten Mutes, konzentriert, locker und selbstbewusst", sagte Norbert Warnatzsch am Dienstag in London der Nachrichtenagentur dpa.

Stimmung im Team ist besser

Die Situation sei aber nicht vergleichbar mit dem Erfolgsdruck von vor vier Jahren. "Die anderen Ergebnisse sind ja besser als in Peking, die Stimmung in der Mannschaft ist nach wie vor gut", erklärte Warnatzsch. Auch Steffen präsentierte sich in London anders.
Nach Platz fünf für die Freistilstaffel im Wasserwürfel von Peking war die Wirtschaftsingeneurin 2008 kaum ansprechbar, im Londoner Aquatics Centre erklärte sie ausführlich das Vorlauf-Aus.

Es sei "ein totaler Segen", dass sie mit olympischem Doppel-Gold sowie als mehrfache Welt- und Europameisterin alles erreicht habe, hatte sie vor den Spielen erklärt.

Das Staffel-Rennen über 4 x 100 Meter sollte sie auf Geheiß von Warnatzsch "mit einer flachen 54" angehen - 54,43 Sekunden waren mit Blick auf ihre Form nicht sehr aussagekräftig. Favoritin ist Steffen so und so nicht, die Niederländerin Ranomi Kromowidjojo unterstrich mit einer starken Staffel-Vorstellung ihre Position als Topfavoritin.
Und dann sind da noch Newcomer aus dem Nichts wie Litauens 15 Jahre alte Olympiasiegerin über 100 Meter Brust, Ruta Meilutyte.

Warnatzsch wiederholte seine vorsichtigen Prognosen zu Steffens Starts über 100 und 50 Meter Freistil: "Britta will sich hier mit einer guten Leistung präsentieren und ihr Bestes geben. Sie will ins Finale kommen, das ist ja selbstverständlich, und dann sehen wir weiter." Leistungssportdirektor Lutz Buschkow hatte erklärt, dass Steffen "durchaus eine Chance hat, eine gute Top-10-Platzierung hinzukriegen. 50 Freistil ist eine Disziplin, in der alles möglich ist. Ein bisschen schwieriger wird es sicher über 100 Freistil."

Nachwuchs stagniert

Während die großen Nationen wie die USA, Australien und vor allem China aus einem beinahe unerschöpflichen Reservoir an Schwimmern schöpfen können, sind es in Deutschland vor allem Steffen und Biedermann, die abseits von nicht immer gut besetzten Europameisterschaften oder Weltcups konkurrenzfähig sind.

Vom deutschen Nachwuchs kommt zu wenig. Auch ein Talent wie Silke Lippok stagniert in ihrer Entwicklung. "Wir haben leider in unserer Mannschaft nur zwei, drei Protagonisten, die im Einzel-Wettkampf um Medaillen schwimmen können. Das ist natürlich eine sehr dünne Kaderdecke", sagte Buschkow am Dienstag im ARD-Morgenmagazin.

Schon am Vorabend hatte er mit Blick auf die Zielvereinbarung von sechs Becken-Medaillen erklärt: "Wir wussten schon 2008, dass die Medaillenvorgabe sehr hoch ist. Wir haben sehr wenige unter den Top 10 gehabt. Es ist nicht an uns, eine Zielvorgabe, die man 2008 gehabt hat, zu minimieren oder einen Gegenplan aufzustellen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht um die Erfüllung kämpfen", betonte Buschkow.

(dpa)
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