"Kein optimales Zeichen" Kuntz verzweifelt am DFB-Kader für die Olympischen Spiele

Frankfurt · Stefan Kuntz muss kurz vor Olympia die nächste Absage verkraften. Der DFB-Trainer tritt die Reise nach Tokio mit weniger Spielern an als geplant.

  Stefan Kuntz (l), Cheftrainer des Fußball-Olympiateams, spricht beim Abschlusstraining am Frankfurter Stadion mit Max Kruse.

 Stefan Kuntz (l), Cheftrainer des Fußball-Olympiateams, spricht beim Abschlusstraining am Frankfurter Stadion mit Max Kruse.

Foto: dpa/Arne Dedert

Grauer Himmel, Nieselregen - die Laune von Stefan Kuntz passte zum trüben Frankfurter Wetter. Am Tag des Abflugs zu den Olympischen Spielen ließ der Trainer des "Team D" noch einmal seinen Frust raus. Eine Absage jagte zuletzt die nächste, auch die mangelnde Unterstützung der Vereine für die deutsche Fußballmannschaft war ihm vor dem Start nach Tokio am Dienstagabend ein einziges Ärgernis.

Ersatz also: nicht in Sicht. "Ich glaube, dass keine Sportart nicht alle Kaderplätze besetzt. Ich finde, das ist kein optimales Zeichen vom Fußball - bei allem Verständnis", betonte Kuntz. "Wir haben sehr viele Vereine, die uns super unterstützt haben", einige hätten aber auch "mit der Unterstützung hinter dem Berg gehalten". Mit dem Ergebnis, dass nun lediglich 18 statt möglicher 22 Spieler die Reise antreten.

Doch nicht nur die Vereine scheinen andere Prioritäten zu setzen. Neben U21-Europameister Ismail Jakobs, der wegen des Wechsels zum französischen Erstligisten AS Monaco auf Olympia verzichtet, will sich auch Niklas Dorsch auf seinen neuen Verein FC Augsburg konzentrieren. Immerhin, für den Mittelfeldspieler und den verletzten Josha Vagnoman (Hamburger SV) fand Kuntz in Ragnar Ache (Eintracht Frankfurt) und Keven Schlotterbeck (SC Freiburg) noch Ersatz.

"Das ist keine Faust in der Hosentasche, es ist ein Dialog", sagte Kuntz: "Der eine oder andere Spieler wollte nicht, auch aus egoistischen Interessen", um seine "Chancen" zu nutzen. Auch wenn gerade die Vereine von vergangenen Turnieren der U21 profitiert hätten, "weil der Marktwert der Spieler sich kontinuierlich nach oben geschraubt hat". Doch der 58-Jährige will einen Strich darunter ziehen: "Damit ist aber auch gut mit der Beklagerei. Sonst werden wir den Jungs nicht gerecht, die voller Freude für Olympia brennen."

Und davon hat er noch einige, allen voran Max Kruse. "Es ist eine Ehre, dabei sein zu dürfen. Das ist Begeisterung pur", sagte der Stürmer von Union Berlin. Olympia sei "alles andere als Routine. Da kommt noch ein bisschen der kleine Junge in mir raus."

Trotz allem ist das "erste Ziel" für Kuntz das Viertelfinale: "Dann lockt auch das Olympische Dorf." Spätestens dann dürfte der Stress der Vorbereitungsphase vorerst vergessen sein.

(dör/SID)
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