Ein Jahr Milch oder Wurst auf Lebenszeit So viel zahlen Verbände für Gold bei Olympia

Düsseldorf · Für Nadeschda Ostaptschuk ging es bei den Spielen um die Wurst. Die Kugelstoßerin aus Weißrussland sicherte sich mit ihrem Versuch über 21,36 Meter die Goldmedaille. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) ihres Heimatlandes honoriert ihre Platzierung bei den Spielen in London mit einer stattlichen Prämie von 123.000 Euro – obendrein bekommt sie von einem Sponsor aus der Heimat noch ein besonderes Leckerli. Ein Fleischfabrikant hat für "Gold" Wurst auf Lebenszeit ausgelobt.

Für Nadeschda Ostaptschuk ging es bei den Spielen um die Wurst. Die Kugelstoßerin aus Weißrussland sicherte sich mit ihrem Versuch über 21,36 Meter die Goldmedaille. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) ihres Heimatlandes honoriert ihre Platzierung bei den Spielen in London mit einer stattlichen Prämie von 123.000 Euro — obendrein bekommt sie von einem Sponsor aus der Heimat noch ein besonderes Leckerli. Ein Fleischfabrikant hat für "Gold" Wurst auf Lebenszeit ausgelobt.

Als Mitglied des Teams Großbritannien geht es in diesen Tagen vor allem um die Ehre. Olympiasieger bekommen kein Geld ausgezahlt, sondern werden mit ihrem Konterfei auf einer von der Royal Mail herausgegebenen Briefmarke verewigt.

Deutsche Athleten rangieren im Vergleich der Nationen in Sachen Prämien im hinteren Feld. Für einen Sieg zahlt die Deutsche Sporthilfe 15.000 Euro. Als Achtplatzierter bekommt man immerhin noch 1500 Euro überwiesen. Die Aktiven hierzulande sind schon lange unzufrieden mit der Vergütungspraxis. Diskuswerfer Robert Harting bemängelte die Summe als "zu knauserig". Er fühle sich unterbezahlt, sagte der 27-Jährige. "Wenn ich höre, dass Bosnier oder Slowenen 60.000 Euro für einen Olympiasieg spendieren, dann machen uns andere Nationen doch einiges vor."

Die Sporthilfe vertritt eine etwas andere Auffassung: "Wer sich in der Erwartung, reich zu werden, für eine olympische Sportart entscheidet, der ist falsch in unserem System", sagt Michael Ilgner, Vorstandsvorsitzender der Sporthilfe. Athleten werden zwischen den Spielen monatlich mit 1500 Euro gefördert. Gewinnt man eine Medaille, gibt es einige Annehmlichkeiten im Paket von Sponsoren. Ein Olympiasieger erhält unter anderem zweimal zwei Tickets für Flüge innerhalb Europas, für Bronze oder Silber gibt es VIP-Tickets bei Fußball-Bundesligist Hannover 96. Für Platz vier darf man zum Wochenendurlaub nach Thüringen reisen.

Team USA zahlt pro Goldmedaille 20.000 Euro aus. Spitzensportler wie Schwimmer Michael Phelps generieren indes weitere Einnahmen durch Verträge mit Werbepartnern und dem Verband nahestehenden Stiftungen. In Nigeria hat man eine kreative Lösung gefunden, die Leistungen ausreichend zu würdigen. Der Verband hat einen Geldgeber gefunden, der Prämien zwischen 2500 (Bronze) und 7500 Euro (Gold) übernimmt. Und eine Molkerei versorgt die Athleten ganzjährig mit Milch. "Jeder, der für unser Land bei den Spielen startet, ist schon Held", sagt ein Verbandssprecher. "Wir wollen ihnen dennoch zahlen, was wir können." In Südkorea gibt es zwar nur läppische 240 Euro für den Triumph bei den Spielen, der asiatische Staat erlässt aber als Bonus den Wehrdienst — der dauert dort sonst zwei Jahre.

In Armenien lobt man für einen Platz ganz oben auf dem Treppchen 700.000 Euro aus, Kasachstan versucht die Sportler mit 500.000 Euro zu motivieren. In Malaysia gibt es vom NOK 260.000 Euro und von einem Oligarchen einen Goldbarren — im Wert von einer halben Million Euro. Es ist vor allem eine symbolische Geste. Denn es steht für den Gönner nicht zu befürchten, tatsächlich seine Schatulle öffnen zu müssen. Ein Malaysier konnte noch nie bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille gewinnen. Geld garantiert längst nicht Gold.

(RP/can)
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