Vorfall im Video Radsportdirektor bittet nach Rassismus-Skandal um Entschuldigung

Update | Tokio · Der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer hat beim Einzelzeitfahren der Olympischen Spiele in Tokio für einen Eklat gesorgt, als er Nikias Arndt motivieren wollte – indem er zwei Gegner rassistisch beleidigte. Die Szene im Video.

 Bekam von seinem Betreuer rassistische Motivationssprüche: Nikias Arndt.

Bekam von seinem Betreuer rassistische Motivationssprüche: Nikias Arndt.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Beim Einzelzeitfahren der Männer kam es am Mittwoch zu einem Rassismus-Eklat durch den deutschen Leistungssportdirektor des Bund Deutscher Radfahrer. Patrick Moster schrie Nikias Arndt bei seinem Rennen an und fiel dabei äußerst negativ auf.

Mosters vermeintlicher Motivationsruf war rassistisch, wie das Mikrofon des Begleitmotorrads von Arndt aufnahm. Der Sportdirektor rief dem Radfahrer zu: „Hol die Kameltreiber“. Vor Arndt fuhren zu diesem Zeitpunkt Azzedine Lagab aus Algerien und Amanuel Ghebreigzabhier aus Eritrea.

Moster bat nach dem Rennen um Entschuldigung. „Ich stand in der Verpflegung und habe Nikias Arndt angefeuert. Im Eifer des Gefechts und mit der Gesamtbelastung, die wir momentan hier haben, habe ich mich in der Wortwahl vergriffen. Es tut mir unendlich leid, ich kann nur aufrichtig um Entschuldigung bitten. Ich wollte niemanden diskreditieren“, sagte Moster am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

In der Live-Übertragung im Stream der ARD ordnete Kommentator Florian Naß die Aussage direkt ein und verurteilte die Äußerung Mosters. „Patrick Moster war derjenige, der da eben gerufen hat. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn ich das so richtig verstanden habe, was er da gerufen hat, dann war das total daneben, aber mal sowas von daneben. Da fehlen mir die Worte“, sagte Naß.

Danach fand er noch deutlichere Worte: „Sowas hat im Sport überhaupt nichts verloren. Das ist absolut unterirdisch“, sagte der Kommentator der ARD, der durch seine Berichterstattung bei der Tour de France vielen Zuschauern im Gedächtnis ist. „Pardon, da fällt mir nichts ein. Das ist unwürdig.“

Arndt selbst fand bei Twitter deutliche Worte gegen seinen sportlichen Leiter: „Ich bin entsetzt über die Vorfälle beim heutigen olympischen Zeitfahren und möchte mich hiermit deutlich von den Aussagen des sportlichen Direktors distanzieren! Solche Worte sind nicht akzeptabel“, schrieb er und ergänzte in einem zweiten Tweet: „Olympia und der Radsport stehen für Toleranz, Respekt und Fairness. Diese Werte vertrete ich zu 100% und ziehe meinen Hut vor all den großartigen Sportlern, die hier in Tokio aus aller Welt zusammen gekommen sind!“

Bei diesen Olympischen Spielen in Tokio gab es bereits Aufregung um antisemitisches Verhalten von Sportlern. Beim Judo war in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm der Algerier Fethi Nourine nicht gegen den Sudanesen Mohamed Abdalrasool angetreten, um einem möglichen Zweitrunden-Duell mit dem Israeli Tohar Butbul aus dem Weg zu gehen. Abdalrasool wurde als Sieger gewertet, verzichtete dann aber ebenfalls auf das Duell gegen Butbul.

Das IOC hat sich wegen des Verzichts der beiden Judoka auf ihre möglichen Kämpfe gegen einen Israeli bei Olympia besorgt gezeigt. „Wir werden handeln, wenn es einen schamlosen Verstoß gegen die olympische Charta gibt“, sagte IOC-Spitzenfunktionär James Macleod am Dienstag.

Der Vorfall um Moster, der seit 2012 Sportdirektor beim Bund Deutscher Radfahrer ist, könnte nun ebenfalls untersucht werden.

(dör)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort