Isaac Bonga „Wir wollen zeigen, wie gut Basketball in Deutschland ist“

Interview | Tokio · Nach 13 Jahren kehrt die deutsche Basketball-Nationalmannschaft auf die Olympia-Bühne zurück – und das ohne die ganz großen Stars. Isaac Bonga ist einer von zwei NBA-Profis im Team und spricht im Interview über Erwartungen, Joshiko Saibou und findet klare Worte zu den Fußballern.

Einer der NBA-Profis im deutschen Olympia-Team: Isaac Bonga.

Einer der NBA-Profis im deutschen Olympia-Team: Isaac Bonga.

Foto: AFP/DENIS LOVROVIC

Herr Bonga, Ihre ersten Olympischen Spiele sind gleichzeitig auch besondere durch die Maßnahmen in Tokio. Keine Zuschauer, kaum Kontakt zu anderen Athleten. Trübt das die Eindrücke?

Isaac Bonga Die Situation ist einfach schwierig. Das wissen wir seit über einem Jahr und nun betrifft es eben auch die Olympischen Spiele. Am Ende sind wir aber Sportler und aufgrund unserer eigenen Wettbewerbe in Japan. Darauf konzentriere ich mich. Wenngleich es natürlich auch schade ist, dass es wohl nicht möglich sein wird, sich andere Sportarten live anzugucken. Da müssen wir nun alle durch – und dennoch sind es Olympische Spiele. Der Fokus liegt eindeutig auf meinem Spiel.

Nicht für alle scheinen die Spiele so besonders zu sein. Die Fußballer etwa konnten nicht alle Kader-Plätze ausschöpfen, weil nicht genug Spieler zu Verfügung standen. Können Sie das nachvollziehen?

Bonga Olympia sollte für alle Sportler etwas ganz Besonderes sein. Für viele von uns ist es eine vielleicht einmalige Chance, daran teilzunehmen. Ich finde es schade, dass es nicht jeder so sieht.

Welches Gefühl überwiegt bei Ihnen vor den Olympischen Spielen?

Bonga Anspannung spüre ich überhaupt nicht, vielmehr ist es eine große Vorfreude auf meine ersten Olympischen Spiele. Ich bin ganz schön aufgeregt. Ich freue mich, dass wir in Tokio zeigen können, welch gutes Team wird sind.

Das hat schon in Split beim Qualifikationsturnier gut funktioniert – ohne die großen Stars. Ist das Team dieses Mal der Star?

Bonga Es ist schon schade, dass Dennis Schröder und die anderen tollen Jungs nicht dabei sein können. Damit müssen wir aber leben und wir haben das als Team gut aufgefangen. Jeder von uns ist noch mehr gefragt, keiner kann sich verstecken. Dadurch haben wir in Split schon erfolgreich gespielt und wollen das nun in Tokio in ähnlicher Manier tun. Jeder Einzelne muss fürs Team einstehen.

Sie selbst spielen in der NBA, viele Ihrer Kollegen in Deutschland. Wie leicht fällt es Ihnen, sich anzupassen?

bonga Ich war ja schon ein paar Mal dabei, deshalb fällt es mir inzwischen leicht, mich an das Spiel anzupassen. Abgesehen davon passen mir die Grundeigenschaften unserer Spielidee. Wir kommen über den Kampfgeist und die Leidenschaft, füreinander zu spielen. Natürlich fängt alles mit der Defense an. Das haben wir in Split sehr gut gemacht und wird auch die Grundlage in Tokio sein.

Die Gruppe ist machbar, Australien dürfte aber der klare Favorit sein. Mit welchen Zielen fahren Sie nach Tokio, nachdem der große Erfolg schon in Split eingetütet wurde.

bonga Wir wollen nicht nur dabei sein, das ist klar. Wir wollen auf jeden Fall die Gruppenphase überstehen, auch wenn wir gute Gegner haben. Wir haben aber Selbstvertrauen getankt und wissen, dass wir an guten Tagen jedes Team vor große Probleme stellen können. Dafür haben wir in Trier in der Vorbereitung intensiv gearbeitet. Wir wollen zeigen, wie gut Basketball in Deutschland ist.

Rund um das Qualifikationsturnier gab es Querelen um Joshiko Saibou, bei denen er selbst und der Verband nicht die glücklichsten Figuren abgaben. Ist das bei Ihnen noch ein Thema?

Bonga Nein. Wir konzentrieren uns aktuell voll auf den Basketball und wollen es auch gar nicht mehr thematisieren. Wir sind alle in diesem Team, um bei den Olympischen Spielen aufzutreten. Darum geht es – alles andere kann danach besprochen werden.

Was macht dieses Team für Sie denn aus?

Bonga Wir sind eine echte Einheit und eine wirklich lustige Truppe. Robin Benzing, Andreas Obst und Lukas Wank übernehmen gern die Rolle der Klassenclowns und bringen die nötige Lockerheit in die Runde. Alle sind aber absolut auf dem Boden geblieben und niemand nimmt sich selbst wichtiger als die anderen. Das macht uns einfach aus: Wir kämpfen und spielen füreinander, kommen auch abseits des Feldes gut miteinander klar. Wir stehen füreinander ein und wissen, was wir können – oder eben nicht. Jeder in dieser Gruppe ist ein wichtiges Teilchen.

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