Tennis Debütantin Siegemund steht im Viertelfinale

Rio de Janeiro · Für Olympia-Neuling Laura Siegemund geht die märchenhafte Reise am Zuckerhut weiter. Die Diplom-Psychologin aus Metzingen bestand beim 6:4, 6:3 in 1:32 Stunden gegen Kirsten Flipkens (Belgien) ihren ganz persönlichen Stresstest und steht völlig überraschend im Viertelfinale des olympischen Tennisturniers in Rio de Janeiro.

 Laura Siegemund

Laura Siegemund

Foto: ap

Die Weltranglisten-32. Siegemund zeigte keine Nerven und wurde ihrer Favoritenrolle gegen Flipkens (WTA-61.) gerecht. Nach einer starken Vorstellung auf Außencourt 4 reckte die Schwäbin nach dem ersten Matchball die Siegerfaust in den blauen Himmel und ließ sich von den deutschen Fans feiern.

Siegemund trifft am Mittwoch in der Partie um den Sprung ins Halbfinale auf Monica Puig (Puerto Rico). Die Weltranglisten-34. bezwang die French-Open-Siegerin Garbine Muguruza unerwartet mit 6:1, 6:1.

In einem unterhaltsamen Spiel suchte Siegemund immer wieder den Weg ans Netz - und wurde für ihren Mut belohnt. Flipkens hatte in der ersten Runde Sydney-Olympiasiegerin Venus Williams (USA) ausgeschaltet. Am Dienstagnachmittag Ortszeit hat Angelique Kerber die Chancen, Siegemund ins Viertelfinale zu folgen. Die an Position zwei gesetzte Kielerin trifft auf die frühere US-Open-Siegerin Samantha Stosur (Australien/Nr. 13).

Olympia für Siegemund "ein Traum"

Siegemund und Olympia - es ist eine späte Liebe. Aber eine, die Feuer hat. "Wenn mir vor einiger Zeit jemand gesagt hätte, dass ich hier in Rio dabei bin, hätte ich es ihm nicht abgenommen. Ich hatte das nicht auf dem Schirm", gesteht Siegemund. Aber sie weiß, dass sie hierher gehört, in den olympischen Kreis der Besten: "Das ist schon ein Traum. Ich genieße jede Minute."

Siegemund, die als Teenager schon als neue Steffi Graf bezeichnet wurde, will so viel wie möglich mitnehmen von ihrem Olympia-Abenteuer. In jeder Beziehung. Nach ihrem Achtelfinaleinzug brachte sie einen norwegischen Volunteer in der Interview-Zone mit ihrem Charme dazu, ihr seine begehrte kleine Umhängetasche mit Rio-Logo zu überlassen. Auf den Kommentar, die bronzene Farbe des Beutels sei doch ein gutes Omen, meinte Siegemund mit einem Augenzwinkern: "Könnte auch Gold sein."

Eröffnungsfeier brachte Lockerheit

Die Emotionen der Eröffnungsfeier im Maracana-Stadion haben ihr die erhoffte Lockerheit gebracht. Mit offenen Augen geht die lebensfrohe Frau mit den blonden Locken in diesen Tagen durch das Olympische Dorf. Die Atmosphäre in der riesigen Mensa gefällt Siegemund allerdings nicht: "Das ist nix fürs Auge, schade eigentlich."

Vor vier Jahren hatte Siegemund ihre Karriere bereits beendet, begann ein Studium und machte ihren A-Trainerschein. Doch irgendwie "stolperte" sie wieder zurück auf die Tour. Parallel schrieb die Schwäbin ihre Bachelor-Arbeit zum Thema "Versagen unter Druck".

Das Erlernte hilft der spektakulär agierenden Rechtshänderin, die auf dem Platz eine ungeheure Präsenz ausstrahlt. "Mittlerweile habe ich eine gute Weise, mit dem Druck klarzukommen", sagt Siegemund.

Bundestrainerin Rittner kritisiert Olympia-Anlagen

Bundestrainerin Barbara Rittner hat derweil Kritik an den Anlagen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro geübt. "Was ich persönlich schwierig finde, ist, dass es halt relativ dreckig überall ist, ob hier die Umkleiden oder im Dorf", sagte Rittner am Dienstag. "Ich finde es unglaublich anstrengend dadurch, dass viele Dinge nicht funktionieren."

Auf der Tennis-Anlage sei die Atmosphäre auf dem Centre Court super. "Alles Drumherum merkt man, dass sie nicht fertig waren mit allem", sagte die Fed-Cup-Chefin. "Es ist wirklich sehr provisorisch, auch im Dorf, viele Dinge gehen kaputt", erklärte die 43-Jährige und nannte als Beispiel den Toiletten-Deckel. "Man muss ein bisschen robuster sein."

(sb/sid)
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