Bahnradsprinterin Vogel enttäuscht als Sechste im Keirin

Rio de Janeiro · Kristina Vogel saß völlig fertig auf dem Boden im Innenraum des Velodromo da Barra und starrte frustriert an die Hallendecke. Platz sechs im olympischen Keirin - was für eine Enttäuschung für die hoch gehandelte Weltmeisterin! "Die goldene Ananas ist meine, nicht die Kirsche", sagte sie.

 Kristina Vogel hat die erhoffte Medaille im Keirin verfehlt.

Kristina Vogel hat die erhoffte Medaille im Keirin verfehlt.

Foto: dpa, gh

Dabei war Gold, war die "Kirsche auf der Torte" nach Gold 2012 und Bronze in Rio de Janeiro - jeweils im Teamsprint - ihr erklärtes Ziel. "Es überwiegt die Traurigkeit, ich hätte es gerne besser gemacht", sagte Vogel, "aber ich gehöre zu den besten Sechs der Welt. So schlecht ist das nicht."

Vogel hatte einen Tag nach Teamsprint-Bronze an der Seite von Miriam Welte (Kaiserslautern) auf die Krönung gehofft. Noch im Halbfinale fuhr sie stark. Doch im Endlauf war sie kurz vor dem Ziel eingebaut und musste einen Tritt weglassen, "der hat dann gefehlt". So fuhr sie um 0,125 Sekunden an Bronze vorbei - eine Welt.

"Ich war vielleicht ein bisschen inkonsequent, hätte die Attacke früher mitgehen müssen", meinte Vogel noch und lächelte tapfer. Gold ging an Elis Ligtlee (Niederlande), die sich vor der Britin Rebecca James und Anna Meares aus Australien durchsetzte. Auch Vogel war für viele Experten eine Anwärterin auf den ersten deutschen Einzel-Olympiasieg im Bahnrad seit Petra Roßner 1992 in Barcelona gewesen.

Vor den Augen ihres Freundes Michael Seidenbecher war Vogel ein starkes Halbfinale gefahren, in dem sie ihre Konkurrentinnen scheinbar mühelos im Griff hatte. Auch die erste Runde meisterte sie trotz einer schwierigen Ansetzung relativ problemlos. "Gold wäre die Kirsche auf der Torte, und ich mag Kirschen sehr gerne", hatte Vogel vor wenigen Tagen gesagt. Doch sie verpasste die Krönung klar.

Dabei war der große Druck von ihr bereits am Freitag abgefallen, als sie mit Welte die erhoffte erste Medaille für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) erkämpfte. Schon da war sie mit Ohrringen in Schwarz-Rot-Gold unterwegs, ein Geschenk von Vierer-Fahrerin Charlotte Becker. Auch ihre Fingernägel erstrahlten in den Landesfarben. Im "Kampfsprint" halfen die Glücksbringer nicht.

Und das, obwohl Vogel als Kämpferin bekannt ist, das hat sie oft bewiesen. Rückschläge werfen sie nicht um, und seien sie noch so dramatisch. Vor sieben Jahren hing ihr Leben am seidenen Faden. Verkehrsunfall im Training. Knochenbrüche. Koma. Heute erinnern daran nur ein paar blasse Narben im Gesicht. "Kristina besitzt unheimliche Nehmerqualitäten. Das gilt für alle Bereiche, nicht nur für den Sport", sagt Bundestrainer Detlef Uibel.

Inzwischen ist Vogel zu einer der höchstdekorierten Sprinterinnen aufgestiegen. Sieben Weltmeistertitel zieren ihre Bilanz. "Ich will irgendwann als erfolgreichste Bahnradsportlerin aller Zeiten aufhören", hat Vogel einmal gesagt. Am Samstag verpasste sie den nächsten Schritt dahin. Am Sonntag geht es für sie in der Sprint-Quali weiter.

Im Sprintturnier der Männer war für den Chemnitzer Joachim Eilers im Viertelfinale gegen Vizeweltmeister Matthew Glaetzer Endstation. Der 26-Jährige ist als amtierender Weltmeister im Keirin am Dienstag Medaillenanwärter. Maximilian Levy gewann das Platzierungsrennen um die Ränge neun bis zwölf. Die Sprint-Medaillen werden am Sonntag ausgefahren.

(seeg/sid)
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