Olympia 2016 Deutsche gewinnen Medaillen im Sitzen, Stehen und Liegen
Bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro beweisen deutsche Athleten, dass nicht mal aufstehen muss, wer Olympiasieger werden will. Deutschland gewinnt Gold im Sitzen, Stehen, ja sogar im Liegen. Eine Übersicht zum Schmunzeln.
Michael Jung (Vielseitigkeit)
"Wir kennen uns seit elf Jahren", sagt Michael Jung über seinen "alten Freund" Sam, der ihn zum Olympiasieg trug. Auf dem Rücken des 16-jährigen Wallachs flog Jung (34) mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit zu Gold, die Mannschaft gewann vor allem Dank ihm Silber. Dass Jung dabei sitzen durfte, machte es nicht einfacher. "Auch, wenn das immer so leicht aussieht, ist das harte Arbeit von Reiter und Pferd", sagte er.
Doppelvierer Frauen und Männer (Rudern)
Auch die Ruderer saßen bei ihren Triumphen auf der Lagoa Rodrigo de Freitas - auf den Rollsitzen in ihren Booten. Und doch ist ihr Sport einer der härtesten überhaupt. Die Männer übergaben sich nach ihrer Goldfahrt, Carin Bär meinte augenzwinkernd: "Ich nehme mir das immer vor, aber geschafft habe ich es noch nie."
Barbara Engleder (Schießen)
Kniend, liegend, stehend: Ins Laufen kam Goldschützin Barbara Engleder bei ihrem Olympiasieg im KK-Dreistellungskampf nicht. Und nach ihrem überaus emotionalen Jubel ("I hab's Euch allen zeigt!") schaltete die 33-Jährige auch schnell wieder in den Gemütlichkeitsmodus. "I brauch heut Abend noch a Weißbier", sagte Engleder.
Henri Junghänel (Schießen)
Reinhart Junghänel war völlig fertig. Der Mann sah aus, als hätte er soeben den olympischen 5000-m-Lauf hinter sich gebracht. Dabei ist er selbst gar kein Athlet. Aber sein Sohn. Schütze Henri Junghänel gewann Gold - im KK-Liegendschießen. "Mein Vater hat schon vor sechs, sieben Jahren gesagt, dass er nicht mehr zu meinen Wettkämpfen geht, weil er es nicht aushält", sagte er danach tiefenentspannt.
Dressur-Equipe um Isabell Werth (Reiten)
Das Dressurreiten ist ein überaus eleganter Sport, der sich dem Laien nur schwer erschließt. Haltung ist alles - bei Pferd und Reiter. Schon für die Sitzposition werden Wertungspunkte vergeben, und niemand sitzt so schön wie Isabell Werth. Mit nunmehr sechs Gold- und drei Silbermedaillen ist Werth die Beste ihres Fachs, die Dressurkönigin im Olymp. "Das war der Tag der Tage", sagte sie nach Teamgold am Freitag.
Monika Karsch (Schießen)
Sportschützin Monika Karsch aus Regensburg "erstand" ihre Medaille in Rio. Nach Silber mit der Sportpistole wollte die 33-Jährige endlich loslaufen - und die Millionenmetropole am Zuckerhut erobern. "Ich habe hier ja noch nicht viel erlebt", sagte sie lächelnd.
Lisa Unruh (Bogenschießen)
Das Bogenschießen erfreut sich in Deutschland größter Beliebtheit, seit die Schauspielerin Jennifer Lawrence als Katniss Everdeen in den "Hunger Games" ihre Pfeile über die Leinwand jagte. Tausende kleine Mädchen wollen sein wie Katniss - Lisa Unruh ist so. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass sie regungslos dasteht, wenn sie schießt. In Rio wurde das mit Silber belohnt. Und jeder Menge Wasser. "Alkohol steht bei uns auf der Doping-Liste", sagte sie.
Miriam Welte/Kristina Vogel (Bahnrad)
So richtig gemütlich sitzen kann man nicht auf einem Fahrrad - schon gar nicht auf den Maschinen, die Miriam Welte und Kristina Vogel bewegen. Dass die Teamsprint-Olympiasiegerinnen von London nach ihrem Bronze-Coup ein bisschen mitgenommen aussahen, lag aber einzig und allein am harten Rennen gegen Australien, das sie hauchdünn mit 0,022 Sekunden Vorsprung gewannen. "Mir ist ganz schön schlecht geworden", sagte Vogel.
Laura Vargas Koch (Judo)
Es gibt sie doch! Deutsche Sportler, die aufstehen und so richtig loslegen. Die schwitzend über Matten fliegen, die ihrem Gegner derbe an die Wäsche gehen. Judoka Laura Vargas Koch ist bislang eine Ausnahme unter den deutschen Medaillengewinnern. Aber, ach: Privat sitzt die 26-Jährige nur rum - Vragas Koch ist Doktorandin der Mathematik.