Hockey-Frauen greifen nach Medaille "Versteht endlich, wie gut ihr seid!"

Rio de Janeiro · Sie nahmen ihr Herz in die Hand – und fielen sich nach einer grandiosen Leistung glücklich in die Arme. Dann knieten sich die deutschen Hockey-Frauen vor der Hundertschaft deutscher Fans nieder, knapp 16 Stunden nach der unfassbaren Aufholjagd der deutschen Männer feierten sie mit einer "Humba" ebenfalls den Einzug ins Halbfinale bei Olympia.

Hockey-Frauen schlagen USA im Viertelfinale
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Hockey-Frauen schlagen USA im Viertelfinale

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Die erste Medaille seit dem sensationellen Gold von Athen 2004 ist überraschend zum Greifen nahe. "Wir glauben an uns, wir glauben, dass wir eine Medaille gewinnen können", sagte Torfrau Kristina Reynolds.

Bundestrainer Jamilon Mülders hielt seinen Frauen aber gleich nochmal vor Augen, dass nach einem souveränen 2:1 (2:0) gegen die favorisierten USA tatsächlich nicht Schluss sein muss. "Jedes Spiel, in dem wir müssen, sind wir gut! Ihr versteht endlich nach vier Jahren, wie gut ihr seid, dass ihr Qualität besitzt!", schrie er seine abgekämpften, aber glücklichen Spielerinnen an und ergänzte: "Ihr ballert mal kurz eine Nation raus, die so viel investiert, weil ihr besser wart."

Sein Ziel sei mit dem Halbfinale erreicht, rief Mülders noch, aber das soll es nicht gewesen sein: "Jetzt kommen zwei dicke Dinger, die holen wir uns!" Voraussetzung sei: "Die Gier nach Gewinnen muss da sein!" Gegen die USA war sie jedenfalls zu sehen. "Jede hat ihren Job gemacht, 60 Minuten ihre Leistung abgerufen, das war Weltklasse. Wer jetzt kommt, muss aus dem Weg geräumt werden", sagte Kapitänin Janne Müller-Wieland.

Gegner im Halbfinale am Mittwoch ist Topfavorit Niederlande, der Argentinien mit 3:2 (2:0) schlug. Gegen Oranje hatten die "Danas" im abschließenden Gruppenspiel mit 0:2 verloren, Mülders war danach richtig sauer gewesen. Doch nur zwei Tage später war seine Mannschaft wie verwandelt.

Marie Mävers (8.) und Lisa Altenburg (14.), Frau von Männer Bundestrainer Valentin Altenburg, brachten Deutschland früh in Führung und belohnten das Team für ein couragiertes erstes Viertel. Auch in der Folge ließ die Mülders-Mannschaft nicht locker. Nach einem Eigentor von Anne Schröder (57.), das Schützin Katelyn Falgowski zugeschrieben wurde, geriet sie noch kurz in Bedrängnis, zumal Franzisca Hauke knapp drei Minuten vor Schluss eine Zeitstrafe absitzen musste.

Mülders hatte das Credo ausgerufen, als Mannschaft "maximal unangenehm" sein zu wollen. Und Deutschland war richtig unangenehm. Die athletischen Amerikanerinnen, die eine enorm starke Gruppenphase gespielt hatten, waren völlig überrascht vom aggressiven Auftreten der Deutschen. Eine passende Antwort hatten sie lange nicht parat. Und wenn es dann doch einmal brenzlig wurde, war die bislang in Rio enorm starke Kristina Reynolds auf dem Posten.

(sid)
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