Handball-Länderspiel Deutschland besiegt Tunesien im letzten Olympia-Casting

Stuttgart · Aufbrezeln für den Bundestrainer, Rückenwind für Rio: Die deutschen Handballer haben ihr letztes Testspiel vor der Olympia-Nominierung gewonnen.

Länderspiel: Deutschland - Tunesien
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Die Mannschaft von Dagur Sigurdsson besiegte zum Abschluss ihres Kader-Castings den achtmaligen Afrikameister Tunesien mit 38:32 (17:14) und zeigte 23 Tage vor den Olympischen Spielen eine ansprechende Leistung.

Erfolgreichste deutsche Werfer gegen Tunesien waren Kapitän Uwe Gensheimer mit acht Treffern und Julius Kühn mit sechs Toren. Doch auch andere deutsche Spieler wie EM-Held Andreas Wolff lieferten vor 4113 Zuschauern in der Porsche-Arena in Stuttgart Argumente für eine Berufung.

"Es ist sehr schwierig", sagte Sigurdsson dem ZDF mit Blick auf die anstehende Nominierung: "Einige Spieler, die bei der EM dabei waren, sind schon jetzt nicht mehr dabei." Am Donnerstag wird Sigurdsson seinen Kader für Rio benennen. 21 Spieler, darunter 16 Europameister, buhlen um die 14 freien Plätze. Aufgrund des im Vergleich zu Welt- und Europameisterschaften um zwei Mann reduzierten Kaders werden zwangsläufig auch Spieler zu Hause bleiben müssen, die im Januar sensationell den EM-Titel geholt hatten.

Für Torhüter Andreas Wolff, der sich seines Tickets sicher sein darf, gibt es in Rio nur ein Ziel: "Ich fahre zu jedem Turnier, um Gold zu gewinnen. Als Europameister wäre alles andere Understatement." Gegen die Nordafrikaner bemängelte der künftige Kieler aber noch die Defensivleistung: "Wir haben insgesamt zu viele Gegentore kassiert. Das ist ausbaufähig. Wir haben aber auch viele gute Sachen gesehen und wollen auf den positiven Aspekten aufbauen."

Überaus engagiert ging das deutsche Team zu Werke. Zwar gab es in der Abwehr noch einige Schwächen, doch der unbedingte Wille, noch einmal Werbung in eigener Sache zu machen, war jedem Akteur deutlich anzumerken. Der Sieg geriet nie in Gefahr.

Vor allem Keeper Wolff und Kapitän Gensheimer untermauerten ihre Unverzichtbarkeit mit starken Auftritten. Auch die Linkshänder Kai Häfner und Fabian Wiede sammelten Pluspunkte. Und am Kreisläufer-Duo Patrick Wiencek und Pekeler führt ebenso wie an Abwehrchef Finn Lemke, Routinier Steffen Weinhold und Rechtsaußen Tobias Reichmann kein Weg vorbei.

Es gibt allerdings auch noch einige Fragezeichen. Zum Härtefall dürfte die Torhüter-Entscheidung werden. Darf Europameister Carsten Lichtlein, der gegen Tunesien nicht im Kader stand, seine ersten Olympischen Spiele erleben oder springt der Berliner Silvio Heinevetter im letzten Moment noch auf den Olympia-Zug auf?

Ebenso fraglich ist die Personalie Steffen Fäth, der mit gebrochener Mittelhand hinter der deutschen Bank kauerte und dem erst am Donnerstag die Drähte entfernt werden. Spannung verspricht auch die Entscheidung, was mit den Außenspielern Rune Dahmke und Patrick Groetzki passiert.

Ziemlich sicher nicht dabei sein werden dagegen die Europameister Erik Schmidt und Jannik Kohlbacher. Die beiden Kreisläufer verfolgten die Partie wie Spielmacher Tim Kneule von der Tribüne aus.

"Die Jungs sind allesamt in einer überragenden körperlichen Verfassung und voll fokussiert", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Eine solche Fitness habe er "zu diesem Zeitpunkt in fünf Jahren bei der Nationalmannschaft noch nicht erlebt. Wir fahren nach Rio mit der Möglichkeit etwas zu gewinnen." Wer beim deutschen Olympia-Auftakt gegen Rekord-Europameister Schweden (7. August) aufläuft, entscheidet der Bundestrainer am Donnerstag.

Die unmittelbare Olympia-Vorbereitung bestreitet der endgültige deutsche Kader dann vom 19. bis 29. Juli in Stuttgart und Hannover. Bei einem Turnier in Straßburg (22. bis 24. Juli) mit Olympiasieger Frankreich, dem zweimaligen Europameister Dänemark und Afrikameister Ägypten holt sich das Team den letzten Feinschliff, bevor es am 1. August nach Rio geht.

(sid)
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