Verbindung zur rechtsradikalen Szene? Drygalla-Abreise wirft Fragen auf

London · Die Ruderin Nadja Drygalla hat das Olympische Dorf in London verlassen. Dies teilte der Deutsche Olympische Sportbund in der Nacht mit. In der Pressekonferenz am Freitagmorgen wurden Fragen nach einer Verbindung zur rechtsradikalen Szene gestellt.

Das ist die Ruderin Nadja Drygalla
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Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben.

"Heute erhielt die Mannschaftsleitung der deutschen Olympia-Mannschaft Erkenntnisse zum privaten Umfeld der Rudererin Nadja Drygalla", sagte Michael Vesper, der Chef de Mission. Es habe deshalb ein "ausführliches und intensives Gespräch" mit Drygalla im Beisein des Sportdirektors des Deutschen Ruderverbandes, Mario Woldt, gegeben. "Sie hat die Dinge aus ihrer Sicht geschildert. Ich habe ihr das Problem dargebracht", sagte er.

Die 23 Jahre alte Rostockerin habe darin bekräftigt, "dass sie sich zu den Werten der Olympischen Charta und den in der Präambel der DOSB-Satzung niedergelegten Grundsätzen bekennt."

Dem Radiosender NDR 1 Radio MV zufolge soll Drygalla mit einem Mann liiert sein, der im vergangenen Jahr in Rostock als Direktkandidat der rechtsextremen NPD zur Landtagswahl angetreten war. Er schreibe regelmäßig für ein NPD-nahes Internetportal und sei führendes Mitglied der regionalen Kameradschaft "Nationale Sozialisten Rostock".

Um keine Belastung für die Olympia-Mannschaft entstehen zu lassen, habe Drygalla von sich aus erklärt, dass sie das Olympische Dorf verlassen werde. "Die Mannschaftsleitung begrüßt diesen Schritt", sagte Vesper. Drygalla war in London im Deutschland-Achter gestartet und mit dem Boot im Hoffnungslauf ausgeschieden.

Der Präsident des Deutschen Ruder-Verbandes (DRV), Siegfried Kaidel, sagte der Nachrichtenagentur dpa am Freitag: "Sie hat mehrfach beteuert, mit der rechten Szene nichts zu tun zu haben." Drygalla hat sich selbst öffentlich bislang nicht zu den Hintergründen ihrer Abreise geäußert.

Drygalla schied 2011 aus dem Polizei-Amt aus

Drygalla war Polizeianwärterin des Landes Mecklenburg-Vorpommern und gehörte der Polizei-Sportfördergruppe des Landes an. "Im September 2011 schied sie auf eigenen Wunsch aus dem Amt aus", sagte Sprecher Michael Teich vom Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern dem SID. Gründe für ihren Austritt habe sie nicht angegeben. "Das ist auch nicht notwendig", sagte Teich.

Über angebliche Kontakte der Sportlerin zur rechten Szene wollte das Ministerium zunächst noch keine Angaben machen. Man wolle sich deswegen zuerst noch mit dem Verfassungsschutz in Verbindung setzen, sagte Teich.

Vesper und Drygalla hätten sich am Donnerstag rund eineinhalb Stunden unterhalten. "Wichtig ist für mich, wie sie denkt und handelt", sagte der Chef de Mission, und wie sie zu demokratischen Grundsätzen stehe.

Drygalla hat sich Vesper zufolge von rechtsradikalen Haltungen in ihrem Umfeld distanziert. "Ja, selbstverständlich, natürlich", sagte der Chef de Mission auf eine entsprechende Frage. "In Deutschland gilt der Grundsatz, dass jeder für seine eigenen Taten verantwortlich ist und nicht für die seines Umfelds."

Der Ticker zum nachlesen:

10.36 Uhr: Die Pressekonferenz wird beendet.

10.35 Uhr: Jetzt eine Frage zu einer Athletin, die angeblich beim "Blutdoktor" war - darauf gibt es eine ausweichende Antwort.

10.31 Uhr: Ein Journalist stellt plötzlich eine sportliche Frage. Der deutsche Steuermann soll erklären, warum der britische Steuermann sein Ruderboot zu einem Zwischenspurt bewegt hat. Wir lassen das mal unkommentiert.

10.30 Uhr: Vesper: "Ich will das Umfeld nicht bewerten, es geht nur um die Person selbst. Wenn wir einen Zweifel hätten, dann wäre eine Mitgliedschaft in unserer Olympia-Mannschaft nicht möglich."

10.29 Uhr: Können sie sich vorstellen, mit einer Person, die rechtsradikale Gedanken hat, abends auszugehen und gemeinsam am Tisch zu sitzen. Wilke: "Ich kann der Dame nicht vorschreiben, mit wem sie zusammen ist. Aber die Sache verurteile ich vollkommen."

10.28 Uhr: Sauer: "Dass sie nach Hause gefahren ist, war ihre Entscheidung. Der Grund ist nicht, dass sie nicht gerne hier geblieben wäre. Sie wollte sicher nicht belagert werden."

10.26 Uhr: Martin sauer: "Niemand robbt sich an uns heran. Der deutsche Sport ist schon widerstandsfähig gegen die Szene. was mich angeht: Ich studiere Jura, ich weiß, was in der Verfassung steht und ich stehe dahinter."

10.25 Uhr: Frage an die Athleten, wie sie dazu stehen, dass offenbar der Neofaschismus im Spitzensport Einzug hält... Vesper geht dazwischen: "Das weisen wir entschieden zurück."

10.24 Uhr: "Die Geschichte ist nicht unproblematisch. Deshalb haben wir das Thema sofort aufgegriffen. Aber sie verstehen sicherlich, dass ich zu Einzelheiten nichts sagen möchte."

10.22 Uhr: "Das Gespräch hat sicher 90 Minuten gedauert. Ich gebe zu bedenken, dass ist eine 23 jahre alte, junge Frau." Jeder ist für seine eigenen Taten verantwortlich, nicht für die seines Umfeldes."

10.21 Uhr: Vesper auf die Frage, wann er davon erfahren hat: "Ich habe hier auch ein bisschen was zu tun! Ich habe aber sofort das Gespräch gesucht." Vesper druckst weiter rum, will sich die Inhalte des Gesprächs mit Drygalla nicht entlocken lassen.

10.20 Uhr: Seit wann wusste der DRV davon? Vesper: Das kann ich nicht beantworten.

10.19 Uhr: Vesper: "Ich habe kiene Zweifel, dass Nygalla auf dem Boden des Gesetzes steht. Erreicht hat uns dieses Thema durch Anfragen von Journalisten. Ich möchte jetzt auch nicht in ihre Privatsphäre eingreifen."

10.18 Uhr: Es geht um eine Liäson mit einem Rechtsradikalen.

10.17 Uhr: Vesper zu Drygalla: Uns haben Berichte aus ihrem privaten Umfeld erreicht. Das ist der sachverhalt, den haben wir verbreitet.

10.16 Uhr: Nein, Michael Vesper lobt erst nochmal den Achter.

10.15 Uhr: Jetzt: Themenwechsel.

10.14 Uhr: Wie ist das Verhältnis von Schlagmann zu Steuermann? Nein, die Frage müsste lauten: Was ist mit Nadja Drygalla?

10.12 Uhr: Wir sind massiv überrascht. Viel Lobhudelei, alles gut. Aber das entscheidende Thema wurde noch nicht erwähnt.

10.10 Uhr: Überraschend gute Stimmung. Kristof Wilke vom goldenen Männer-Achter spricht über die Feierlichkeiten.

10.08 Uhr: Jetzt geht es los.

10.03 Uhr: Noch tut sich nichts.

9.57 Uhr: Die große Frage: Warum jetzt? Offenbar sind die Informationen nicht gänzlich neu.

9.47 Uhr: Die TV-Stationen greifen das Thema jetzt ebenfalls auf. Genau Hintergründe sind aber noch immer genannt.

8.02 Uhr: Wir melden uns rechtzeitig zur Pressekonferenz zurück und halten Sie über die aktuellen Ereignisse auf dem Laufenden.

(dpa)
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