DOSB-Präsident Alfons Hörmann mit Corona infiziert – Machtkampf um Nachfolge geht weiter

Köln · Der scheidende DOSB-Präsident Alfons Hörmann ist positiv auf Corona getestet worden. Derweil gibt einer von drei Kandidaten im Kampf um seine Nachfolge auf. Das passt in die Serie schlechter Nachrichten beim DOSB.

Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), mit Mund-Nasen-Schutz.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Der scheidende DOSB-Präsident Alfons Hörmann ist positiv auf Corona getestet worden. Der 61-Jährige, der bereits dreimal geimpft ist, hatte sich aufgrund von leichten Symptomen testen lassen und befindet sich nach dem positiven Befund in Quarantäne. Das teilte der Deutsche Olympische Sportbund am Sonntagabend mit.

Schon zum Auftakt des Wahlkampfs hat der erste der drei Anwärter für die Nachfolge von Hörmann seine Kandidatur aufgegeben. Inmitten neuer Vorwürfe gegen die scheidenden Bosse des Dachverbands erklärte CSU-Politiker Stephan Mayer seinen überraschenden Verzicht am Sonntag in Düsseldorf bei einer Konferenz der Mitgliedsverbände des Deutschen Olympischen Sportbunds. „Das ist aus seiner Sicht sicher die richtige Entscheidung. Und die ganzen Gräben, die sich hier aufgetan haben, haben entscheidend dazu beigetragen, dass er seine Kandidatur zurückgezogen hat“, sagte Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon-Union.

In der Düsseldorfer Messe sollte Mayer eigentlich wie seine Mitbewerber Claudia Bokel und Thomas Weikert den Teilorganisationen seine Pläne für einen Neuanfang beim tief zerrissenen DOSB erläutern. Die jüngsten Erschütterungen um seinen CSU-Parteifreund Hörmann und Vorstandschefin Claudia Rücker sorgten aber für sein Umdenken.

Erst am Vortag hatten drei Vorstände in einem Schreiben an die DOSB-Mitarbeiter Hörmann und Rücker den Verstoß gegen einen Vorstandsbeschluss zur Last gelegt.

Die immer neuen Enthüllungen und offensichtlichen Zerwürfnisse im Dachverband wirken als schwere Hypothek für einen Neustart. „Das wird eine schwierige Aufgabe sein, jetzt diese Dinge zurechtzurücken“, sagte der frühere Bundespräsident Christian Wulff.

Der 62-Jährige hatte im Auftrag des DOSB mit einer Findungskommission das Kandidaten-Trio für das Präsidenten-Amt nominiert, das am 4. Dezember in Weimar neu besetzt werden soll. „Wir brauchen das für alle, dass der Sport sich wieder um das Eigentliche kümmert und nicht um seine internen Konflikte“, sagte Wulff dem Deutschlandfunk. Neben Mayer sah das Gremium Fechterbund-Chefin Bokel und den noch amtierenden Tischtennis-Weltverbandspräsidenten Weikert als geeignete Kandidaten für den Spitzenposten an.

Doch der Bundestagsabgeordnete Mayer, derzeit noch Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium auf Abruf, überlegte es sich schnell anders. „Die Entwicklung der vergangenen Woche war der Hauptgrund“, sagte Triathlon-Chef Engelhardt. Mayer selbst verließ die Messe nach knapp zwei Stunden kommentarlos. Zuvor hatte er den Verbändegruppen laut Basketball-Präsident Ingo Weiss gesagt: „Der Sport braucht keinen Wahlkampf und keine Grabenkämpfe mehr.“ Daher ziehe er seine Kandidatur zurück, wolle dem Sport aber in anderer Funktion weiter dienen.

Wie schwer das Erbe beim DOSB ist, war in den Tagen vor dem Schaulaufen der Bewerber in Düsseldorf einmal mehr deutlich geworden. In ihrem Schreiben offenbarten Leistungssport-Vorstand Dirk Schimmelpfennig, Sportjugend-Geschäftsführerin Christina Gassner und Finanzvorstand Thomas Arnold den Riss in der Verbandsspitze. Über das juristische Vorgehen gegen das frühere Vorstandsmitglied Karin Fehres seien sie „nicht oder nicht vollständig informiert sowie in wesentliche Entscheidungen nicht eingebunden“ gewesen.

Wenige Tage zuvor war bekanntgeworden, dass Rücker und Hörmann unter Androhung einer Strafanzeige und Zivilklage Fehres aufgefordert hatten, sich als Verfasserin einer anonymen Mail vom 6. Mai zu bekennen. In dem Schreiben hatten sich Mitarbeiter über eine „Kultur der Angst“ in der Verbandszentrale beschwert und damit heftige Turbulenzen ausgelöst, die zur Rücktrittsankündigung von Hörmann führten. Fehres hatte den Vorwurf der Urheberschaft als „absurd und haltlos“ zurückgewiesen.

Hörmann und Rücker waren wegen ihres Vorgehens in die Kritik geraten, mehrere Teilorganisationen des DOSB stellten sich auf die Seite von Fehres. Zwar verteidigten beide ihr Handeln, dennoch wird Rücker ihr Amt nun zum Jahresende aufgeben. Das Anwaltsschreiben an Fehres sei „einem gemeinsamen Beschluss des Vorstandes zuwider“ gelaufen, betonten Schimmelpfennig, Gassner und Arnold in ihrer Stellungnahme, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Den gesamten Vorgang bedauern wir zutiefst“, heißt es darin.

Einen „erhebliche Schaden“ durch die Brief-Affäre für den DOSB und den deutschen Sport hatten Hörmann und Rücker schon vor den neuen Enthüllungen festgestellt. Wie sie den von ihnen angekündigten „geordneten Übergang“ zur neuen Führung bewerkstelligen wollen, erscheint nach den jüngsten Ereignissen fraglicher denn je. Es brauche beim DOSB wieder die „Werte des Sports, aufeinander zuzugehen statt aufeinander loszugehen“, mahnte Ex-Bundespräsident Wulff.

Die Vertrauenskrise konnte den DOSB kaum zu einer schlechteren Zeit treffen. Die umstrittene Reform des Spitzensports ist längst nicht abgeschlossen, die Olympia-Ausbeute von Tokio war enttäuschend. Der Amateur- und Breitensport ächzt unter den Folgen der Corona-Krise. Im Kampf um politische Unterstützung und Fördergelder werden die Karten unter einer neuen Bundesregierung neu gemischt, auch hier ist der DOSB gefordert. Die Aufgaben für die neuen Bosse sind gewaltig.

(kron/SID/dpa)