Nach Fecht-Eklat Der Kampfrichter und die Uhr

London · Das Drama im Fecht-Halbfinale zwischen Britta Heidemann und Südkoreas Shin A-Lam machte es deutlich: Es gibt trotz aller Technik Probleme, wo Menschen auch subjektiv richten müssen.

Olympia 2012: Fechterin weint nach Niederlage gegen Heidemann
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Foto: afp, TOSHIFUMI KITAMURA

Videobeweis hin oder her. Im "Fall" Heidemann/Shin war eigentlich vieles klar. Der Treffer der Deutschen in letzter Sekunde wurde von niemandem abgestritten. Ursache der Folgediskussion: War die Zeit schon abgelaufen oder nicht?

Shins faires Einverständnis, bei 5:5 und eigentlich abgelaufener Kampfzeit noch einmal auf Eins zurückzustellen, als die Uhr schon Null zeigte, und damit Heidemann die Chance zum "plötzlichen Tod" zu geben, musste die Jury in letzter Konsequenz dazu bringen, den südkoreanischen Protest abzulehnen.

Sie konnte gar nicht anders, hieß es in Kreisen Offizieller - weil Shin zuvor Ja zur "Verlängerung" gesagt hatte. Die österreichische Kampfrichterin Barbara Csar, einzige Frau unter 32 Referees bei den Spielen, hatte überhaupt keinen Einfluss und laut ihrem deutschen Kollegen Bodo Vogel "null Schuld".

Wenn überhaupt, muss die Technik infrage gestellt werden. Ist es bei den vielen kniffligen Entscheidungen, speziell in der Verlängerung eines Kampfes, wenn ein Treffer Wohl oder Wehe ausmacht, noch sinnvoll, nur ganze Sekunden und nicht auch Zehntel oder Hundertstel transparent zu machen? Britta Heidemann fordert dazu auf, weil es immer wieder vorkommt.

Es war nichts Neues. Aber es ging schließlich um Gold. Bei einem Weltcup, hieß es in den Gängen des Londoner ExCeL, hätte man den Südkoreanern sofort gesagt, jeglichen Protest wegen Chancenlosigkeit doch zu unterlassen. Sie haben alles versucht — und alles verloren.

(dpa)
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