Vielseitigkeits-Equipe "Buschreiter" auf Goldkurs

London · Welt- und Europameister Michael Jung (Horb) ist seinem Traum vom goldenen Geburtstag einen Schritt näher gekommen - allerdings nur dank tatkräftiger Unterstützung seiner Teamkollegen in der Vielseitigkeit.

Michael Jung auf seinem Pferd Sam.

Michael Jung auf seinem Pferd Sam.

Foto: AFP

Der 29-jährige Jung, der am 31. Juli, dem Tag der Entscheidung, 30 Jahre alt wird, liegt mit der favorisierten deutschen Equipe nach der Dressur vorn. Bereits vor vier Jahren holten die Buschreiter in Hongkong Mannschafts-Gold.

Trotz der konstanten Auftritte hat Deutschland in der Teamwertung nur ein kleines Polster. Mit 119,10 Punkten führen Jung (40,60 Minuspunkte), Sandra Auffarth (Ganderkesee/40,00), Ingrid Klimke (Münster/39,30), Dirk Schrade (Sprockhövel/39,80) und Peter Thomsen (Lindewitt/58,50) vor Australien (122,10) und Großbritannien (127,00). Nur die drei besten Ergebnisse gehen in die Teamwertung ein.

Im Einzel musste Top-Favorit Jung zunächst anderen den Vortritt lassen. Es führt überraschend der Japaner Yoshiaki Oiwa (38,10) vor Stefano Brecciaroli (38,50) und dem Australier Mark Todd (39,10). Klimke ist als beste Deutsche auf Rang vier, Jung liegt mit seinem vierbeinigen Gelände-Experten Sam auf dem elften Platz.

Jung: "Am Montag werde ich voll angreifen"

Unter den Augen von Prinzgemahl Philip, Ehemann von Queen Elizabeth II. leistete sich der Schwabe bei seiner Prüfung zwar nur kleinere Patzer, doch teilweise zweifelhafte Jury-Wertungen verhinderten eine bessere Punktzahl. "Ich kann das nicht beurteilen, trotzdem bin ich etwas enttäuscht", sagte Jung: "Aber das ist noch keine Katastrophe. Am Montag werde ich voll angreifen."

Als Erste aus dem deutschen Team musste am Sonntag zunächst Auffarth mit Opgun Louvo in das mit 23.000 Zuschauern erneut ausverkaufte Stadion einreiten. "Das war nicht so ganz einfach", kommentierte die Vize-Europameisterin ihren verzögerten Start. Das Dach eines Richterhäuschens hatte sich zuvor gelöst, mit etwas Verspätung durfte sie ihren Wallach dann doch durch das Dressur-Viereck lenken.

"Auch der Wind hat Opgun nervös gemacht. Aber ich konnte das gut vertuschen", sagte Auffarth schmunzelnd. Obwohl das Duo den wohl ästhetischsten Ritt aller 75 teilnehmenden Paare ablieferte, lag es vor dem anspruchsvollen Geländeritt am Montag auf Platz sieben zunächst nur in Lauerstellung.

Mit Spannung war am Morgen das Olympia-Debüt von Zara Phillips (33), der ältesten Enkelin von Queen Elizabeth und Tochter von Prinzessin Anne, erwartet worden. Die Nummer 13 der britischen Thronfolge zeigte im Sattel von High Kingdom eine durchwachsene Leistung. Mit einem königlichen Bonus brachte sie es dennoch auf 46,10 Minuspunkte - Platz 24. "Jetzt geht es endlich raus. Mein Pferd war von der Dressur wirklich gelangweilt. Er hat auch ein paar Fehler gemacht und muss eben noch ein bisschen lernen", sagte sie danach.

Ihr Ehemann, Rugby-Profi Mike Tindall, war dennoch stolz - als "Great Job" ("Großartige Leistung") resümierte das Kraftpaket die Vorstellung der Gattin. Die erhoffte Einzelmedaille dürfte Zara Phillips allerdings kaum noch holen, denn nach der Dressur ist es unmöglich, die bereits gesammelten Minuspunkte zu reduzieren.

Da muss Phillips schon auf Fehler der Konkurrenz hoffen. Im spektakulären Geländeritt beispielsweise, der die Buschreiter über 5,7 Kilometer querfeldein durch den Greenwich Park führt. Für Bundestrainer Hans Melzer gibt es dort nur ein Ziel. "Wir wollen in der Zeit ankommen. Das ist das Wichtigste und kann am Ende über die Medaillen entscheiden", sagte er. Zeitüberschreitungen gehen ebenso wie Verweigerungen vor den Hindernissen als Minuspunkte in das Gesamtergebnis ein. Am Dienstag steht dann das abschließende Springen auf dem Programm.

(sid)
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