Tischtennis Boll & Co. schmettern sich ins Halbfinale
Peking (RPO). Timo Boll hat Deutschland ins Halbfinale geschmettert und die Hoffnungen der deutschen Tischtennisspieler auf die erste Medaille bei Olympischen Spielen seit 12 Jahren geschürt. Der Dreifach-Europameister holte beim 3:1 gegen Singapur bereits im ersten Einzel den noch benötigten Punkt zum Gruppensieg. Zuvor hatten Boll und Co. Außenseiter Kanada mit 3:0 bezwungen.
"Jetzt ist die Medaille in greifbarer Nähe. Jetzt zählt es, wir müssen unsere Top-Leistung abrufen", sagte Boll, und Bundestrainer Richard Prause lobte seine Mannschaft für die "absolute souveräne Leistung in der Gruppenphase". In der Runde der letzten Vier trifft die deutsche Auswahl am Samstag auf den WM-Dritten Japan, gegen die sie bei der Mannschafts-WM im März noch ohne Boll verloren hatte. Favorit China spielt gegen Vizeweltmeister Südkorea.
Dass der deutsche Gegner Japan heißt, freut vor allem Boll: "Ich spiele lieber gegen die Japaner. Wir alle kennen Jun Mizutani aus seiner Zeit in Düsseldorf. Wir stellen uns auf einen großen Kampf ein." Bolls erst 19 Jahre alter Teamkollege Dimitrij Ovtcharov war nach den ersten beiden Turniertagen sichtlich erschöpft, blickte aber schon enthusiastisch auf die Partie gegen Japan: "Das wird das wichtigste Spiel meines Lebens."
Letztmals hatte der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) 1996 in Atlanta eine Medaille gewonnen: Damals holte "Mr. Tischtennis" Jörg Roßkopf Bronze im Einzel. In der Doppel-Konkurrenz, die ab Peking durch den Team-Wettbewerb ersetzt wird, erkämpften sich 1992 Roßkopf und Steffen Fetzner Silber.
Boll auch im Doppel überragend
Boll eröffnete das entscheidende Gruppenspiel gegen Singapur mit einer Gala-Vorstellung. Beim Eiltemposieg gegen Cai Xiao Li (3: 0) ließ gab er in nur 16 Minuten Spielzeit lediglich 14 Punkte ab.
An der Seite von Christian Süß bot Boll auch im Doppel eine starke Leistung. Die Europameister besiegte Gao Ning und Yang Zi 3: 0 und hatten dabei nur im letzten Satz Probleme. Schließlich machte der EM-Dritte Dimitrij Ovtcharov, der zuvor gegen Gao Ning 0:3 verloren hatte, durch ein 3:2 gegen Yang Zi den dritten Sieg im dritten Spiel perfekt.
Gegen Kanada hatte deutschlands Top-Spieler in seinem Einzel gegen Peter-Paul Pradeeban dagegen gehörige Probleme. "Beim 0:2 hat es lichterloh gebrannt. Ich brauchte einige Zeit, um richtig wach zu werden", sagte Boll, der nach dem unerwarteten Rückstand allerdings ordentlich aufdrehte und den Punkt durch ein 3:2 rettete. Zuvor hatte Ovtcharov sein Einzel problemlos 3:1 gegen Zhang Peng gewonnen. Das Doppel Boll/Süß sorgte durch ein 3:1 gegen Sheng Qiang/Pradeeban schließlich für den Endstand.
Im Gegensatz zu den Männern erlebten die an Nummer sechs gesetzten Frauen ein Debakel und schieden ohne Sieg in der Vorrunde aus. Das Ziel Viertelfinale wurde deutlich verfehlt. Bundestrainer Jörg Bitzigeio war nach dem 1:3 gegen Polen sowie dem 0:3 gegen den WM-Dritten Hongkong fassungslos: "Mir fehlen die Worte. Ich habe keine Erklärung dafür." Keine Spielerin, kommentierte die deutsche Nummer zwei Elke Schall selbstkritisch, habe trotz guter Vorbereitung Normalform erreicht.