Absage wegen Coronakrise? Fragen und Antworten zu Olympia 2020
Ungeachtet der Corona-Krise, die in wenigen Wochen den gesamten Sport-Betrieb lahmgelegt hat, will das Internationale Olympische Komitee (IOC) an einer Austragung der Olympischen Spiele ab 24. Juli festhalten. Wir beantworten die Fragen zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio.
Wie wahrscheinlich ist eine Olympia-Absage?
Auch wenn es schwer vorstellbar ist, dass am 24. Juli in Tokio die Sommerspiele starten, schiebt das Internationale Olympische Komitee (IOC) das Thema Absage noch weit von sich weg. IOC-Präsident Thomas Bach bezeichnete ein solches Szenario im SWR als "die am wenigsten faire Lösung". Der Druck auf ihn wird jedoch immer größer. Täglich gibt es neue Forderungen nach einer Absage oder Verschiebung.
Wie reagiert das IOC?
Verhalten. Am Samstag wurde bekannt, dass das IOC allen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) Fragebögen zur Coronakrise hat zukommen lassen. Das IOC befragt die NOKs darin unter anderem, wie die Notfallregelungen im Zusammenhang mit COVID-19 das Training und die Vorbereitung ihrer Athleten einschränken. Inwiefern die Ergebnisse dann tatsächlich zu einem Umdenken beim IOC sorgen, ist noch offen.
Was spricht für eine Absage?
Das Virus. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie rasend sich Corona bei einem internationalen Großevent wie Olympia verbreiten könnte. "Es gibt für Viren quasi kein tolleres Fest als so eine Veranstaltung", sagte der Virologe Alexander Kekule in der ARD-Sportschau, wo er gleichzeitig die Olympia-Absage forderte. Die Situation könnte sich seiner Meinung nach "im September irgendwann" bessern, "vorher höchstwahrscheinlich nicht".
Was spricht gegen eine Absage?
Einerseits der Traum vieler Athleten, einmal im Leben bei Olympia dabei zu sein. Deswegen äußerte Fecht-Olympiasieger Britta Heidemann Verständnis für den zögerlichen Kurs des IOC. "Ich kann verstehen, dass so eine weitreichende Entscheidung nicht mit einem Daumenschnipsen getroffen wird", sagte das Mitglied der IOC-Athletenkommission der ARD-Sportschau. Auf der anderen Seite geht es für das IOC natürlich auch um viel Geld aus TV- und Marketingverträgen.
Was denken die Athleten?
Sie sind gespalten. Es gibt aktuelle oder ehemalige Sportler wie Heidemann, die sich verständnisvoll dem IOC gegenüber zeigen. Andere drängen aber auch auf eine Entscheidung und versuchen die Haltung zu zeigen, die das IOC aus ihrer Sicht vermissen lässt. Athletensprecher und Fechter Max Hartung verkündete am Samstag im Aktuellen Sportstudio des ZDF, dass er "zum vorgesehenen Zeitraum nicht an den Olympischen Sommerspielen teilnehmen" werde.
Was sagt die Politik?
Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, ist da klar und deutlich. "Bei allem Verständnis, dass eine Verschiebung der Spiele eine enorme Herausforderung auch für das IOC und das Organisationskomitee in Tokio darstellt, muss sie im Interesse der Athletinnen und Athleten kommen. Und zwar jetzt", sagte Freitag dem SID. Weiteres Hinhalten und Taktieren sei keine Option, sondern schlichtweg Abschieben der Verantwortung auf andere, so die SPD-Politikerin.
Was hat Doping damit zu tun?
Eine Menge. Wegen der Pandemie finden derzeit vielerorts kaum Dopingkontrollen statt. Experten schlagen daher Alarm und wittern Betrug im Falle einer Olympia-Austragung. "Die Spiele müssen verlegt werden, sodass wir Olympia nicht nur Olympia wegen durchführen, sondern um sicher zu gehen, dass wir nicht die schmutzigsten Spiele überhaupt erleben werden", sagte Travis Tygart, Vorsitzender der US-Anti-Doping-Agentur USADA, im Aktuellen Sportstudio des ZDF.
Andrea Gotzmann, Vorsitzende der Nationalen Anti Doping Agentur NADA, gab zu, dass "wir derzeit kein normales Doping-Kontrollsystem durchführen". Seit "zehn Tagen", sagte Gotzmann, habe die NADA die Kontrollen zurückgefahren.