Olympische Spiele Boykott 1980 traf auch „Mischa“

Düsseldorf (RP). Es gibt Maskottchen, die blicken auf einen ruhmreichen Lebensweg zurück. Mikhail Potapych Toptygin, genannt "Mischa", verewigte sich nicht nur dank Pins, Plüsch und Porzellan, er bereiste auch einige Jahre als Briefmarke die Kontinente.

 Auch für Peking denken einige Sportler an einen Boykott.

Auch für Peking denken einige Sportler an einen Boykott.

Foto: AP, AP

In einem Weltraumflug gipfelte die Karriere des knuffigen Bären, der 1980 den Olympischen Sommerspielen in Moskau ein kuscheliges Gesicht gab. Allerdings erfreute "Mischa" nicht alle. Bruno Gongoll, Unternehmer aus Dormagen, hatte sich für 60000 Euro Lizenzgebühren in Moskau die Rechte gesichert, den russischen Braunbären als 35 Zentimeter große Aufblaspuppe auf den Markt zu bringen.

Als die Politik wegen der sowjetischen Afghanistan-Invasion den Boykott beschlossen hatte, war das Maskottchen in Deutschland praktisch unverkäuflich. "Das Aus hat meinem Vater große finanzielle Sorgen bereitet", erinnert sich Thomas Gongoll, der die Filiale des Unternehmens in Solingen-Ohligs leitet, "am Ende haben wir unsere Bestände, also rund 20000 Stück, als Wurfmaterial für den Karnevalszug in Dormagen zur Verfügung gestellt."

Heute noch steht aber ein "Mischa" auf seinem Schreibtisch. Dessen Pekinger Nachfolger hat er aber nicht im Sortiment: "Man wird ja mit der Zeit klüger." Wilfried Korfmacher schätzt die fünf chinesischen Glückspuppen. Der Professor für Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Düsseldorf sagt: "Mir gefällt sehr, wie durchdacht und aufeinander abgestimmt diese Comic-Wesen sind."

"Der schwarz-weiße Panda"

Nichts ist willkürlich bei der Schöpfung von Beibei ("der blaue Fisch"), Jingjing ("der schwarz-weiße Panda"), Huanhuan ("die olympische Fackel"), Yingying ("die Tibetantilope") und Nini ("die grüne Schwalbe"). Die jeweils erste Silbe ihrer Namen in einer Reihe ergibt den Satz "Beijing huanying ni" - Peking heißt dich willkommen!

Das allererste Maskottchen im Zeichen der fünf Ringe feiert in diesem Jahr 40. Geburtstag. "Schuss" hieß der Kugelkopf auf Skiern, der vor allem Kinder für die Winterspiele 1968 in Grenoble interessieren sollte. Die ersten weltweiten Fernsehübertragungen machten aus dem Sportfest ein riesiges Spektakel. Nie mehr sollte seitdem ein Organisationskomitee ohne einen wie auch immer gearteten Sympathieträger auskommen. Sotschi (Russland/Winter 2014) bekommt einen Delfin auf Skiern.

In Pekings Maskottchen sieht Design-Professor Korfmacher den Versuch, eine Weltsprache zu entwickeln. Als Comic-Figuren und Trickfilmhelden verbinden sie Kinder und Jugendliche, als Piktogramme die Besucher, als Symbole den Rest der Welt.

Zudem leuchten die Figuren in den Farben der olympischen Ringe und entsprechen damit auch den fünf Elementen des Daoismus: Wasser, Holz, Erde, Feuer und Metall. Ob sie auch wirtschaftlich ein Erfolg werden? Das schlechte Image des Olympia-Gastgebers spricht dagegen. Besonders brisant: Die Tibet-Antilope Yingying weist laut Erfinder auf die Minderheitenautonomie hin.

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