Frauen-Boxen Adams erste Olympiasiegerin der Geschichte

London · Bevor Tausende stimmgewaltige Iren die Londoner ExCeL-Arena zu einem grün-weiß-orangenen Tollhaus machten, zollten sie dem britischen "Baby Face" Respekt.

 Nicola Adams hat das erste olympische Gold im Frauen-Boxen geholt.

Nicola Adams hat das erste olympische Gold im Frauen-Boxen geholt.

Foto: afp, JACK GUEZ

"Nicola, Nicola!", hallte es ohrenbetäubend durch die Halle, nachdem Nicola Adams durch einen 16:7-Triumph über die chinesische Weltmeisterin Ren Cancan als erste Olympiasiegerin im Frauen-Boxen Geschichte geschrieben hatte.

Überwältigt tänzelte die 1,64 m kleine Adams unmittelbar nach Kampfende im Ring und boxte vor Freude in die Luft. Ähnlich hart hatte sie zuvor über vier Runden ihre Gegnerin getroffen. Adams war von Beginn an die Aktivere, schickte ihre Dauerrivalin in der zweiten Runde erstmals auf die Matte und gab den Sieg nicht mehr aus der Hand.

Für Adams, die sich Ren bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften im Finale hatte geschlagen geben müssen, erreichte damit ein Ziel, von dem sie vor über 15 Jahren wohl nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Mit zwölf Jahren hatte Adams in ihrer Geburtsstadt Leeds ihre Mutter in einen Fitnessklub begleitet - und sich sofort ins Boxen verliebt. Mit 13 absolvierte sie ihren ersten Kampf und fegte bis zu ihrem Amateur-Debüt fast jede Gegnerin aus dem Ring.

In London schien es, als hätte halb Dublin den Weg in die ExCeL-Arena gefunden. Eigentlich waren die Iren zur Unterstützung der Leichtgewichtlerin Katie Taylor angereist. Doch bevor die Star-Boxerin für das erste irische Olympia-Gold seit 16 Jahren sorgte, erkämpfte sich Adams mit ihrer forschen und engagierten Kampfweise die Sympathien.

Doch der ohrenbetäubende Jubel für Adams war nur die Ouvertüre. Jeder Treffer der Volksheldin Taylor wurde frenetisch gefeiert. Und Treffer gab es viele. "Yeahhh!", "Come on, Katie!", schrien sie. Weltmeisterin Taylor übernahm nach Startschwierigkeiten gegen die Russin Sofia Oschigawa die Kontrolle und siegte letztlich verdient. Pathetisch stimmten die Fans von der Grünen Insel den vom Fußball bekannten Song "Fields of Athenry" an und sorgten für eine unvergleichliche Gänsehautstimmung.

Für den Abschluss einer perfekten Olympia-Premiere der Sportart sorgte die erst 17-jährige US-Amerikanerin Claressa Shields, die sich im Mittelgewicht nach einem ansehnlichen Kampf gegen die Russin Nadeschda Torlopowa durchsetzte.

Vor drei Jahren hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) nach langen Debatten entschieden, auch Frauen in drei Gewichtsklassen antreten zu lassen. "Es ist eine großartige Ergänzung. Es war Zeit, den Sport aufzunehmen", sagte IOC-Präsident Jacques Rogge. Auch Deutschlands berühmteste Faustkämpferin war mehr als angetan. "Das war längst überfällig", sagte die frühere Box-Weltmeisterin Regina Halmich.

(sid)
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