Favoriten eindrucksvoll gestartet Nordhorn führt - Wetzlar protestiert

Magdeburg (dpa). Der Start der Mammut-Liga ist sportlich verheißungsvoll vollzogen, doch schon wieder sind die Sportjuristen gefragt. Im Schatten der eindrucksvollen Favoriten-Auftritte sorgt diesmal die HSG D/M Wetzlar bereits nach dem ersten von 38 Spieltagen der Handball-Bundesliga für ein Nachspiel am "Grünen Tisch". Weil der jugoslawische Neuzugang Bojan Stefanovic nicht eingesetzt werden durfte, wollen die Hessen die Wertung der 21:25-Niederlage beim Tabellen-Sechsten TBV Lemgo anfechten.

Der Protest richtet sich gegen den Deutschen Handball-Bund (DHB), der den Linkshänder für fünf Spieltage gesperrt hat, weil ihn die Wetzlarer ohne Spielgenehmigung durch den Europäischen Handball- Verband (EHF) in Vorbereitungsspielen und zuletzt am 6. August mitwirken ließen. "Erst am 9. August habe ich die Freigabe von der EHF erhalten", erklärte DHB-Spielwart Uwe Stemberg. Sollte die HSG Regel gerecht protestieren, müsste dies binnen 24 Stunden nach Spielende geschehen und würde 3 000 Mark kosten. "Die Statuten sind eindeutig. Da können sie so viel protestieren wie sie wollen", meinte Lemgos Manager Fynn Holpert, der die gewonnenen zwei Punkte nicht in Gefahr sieht.

Zusätzlich könnte auch HSG-Rückraumspieler Sigurdur Bjarnason ein Fall für das Sportgericht werden, nachdem er in der 35. Minute wegen groben Foulspiels die erste Rote Karte der Saison erhielt. "Wenn es eine normale Rote Karte war, ist es nur eine Matchstrafe. Bei einem Ausschluss hieße es hingegen sechs Spiele Sperre", erläuterte Stemberg. Gleiches trifft auch auf Mike Bezdicek (GWD Minden) zu, der beim 20:18-Erfolg seines Team bei Bayer Dormagen in der Schlussminute des Feldes verwiesen wurde.

Noch hat das Klassement wenig Aussagekraft, aber es zeichnet bereits ein Abbild der Voraussagen. Titelverteidiger THW Kiel schob sich am Sonntag durch den 31:22-Erfolg beim Abstiegskandidaten HC Wuppertal an die zweite Position. Die als Geheimfavorit auf die Meisterschaft ins Rennen gegangene HSG Nordhorn behielt die dank des treffsicheren "Oldies" Jochen Fraatz (12/6) mit dem 32:20-Kantersieg über den ThSV Eisenach übernommene Führung. "Mit elementaren Fehlern wie bei einer Kindermannschaft haben wir Nordhorn regelrecht zum Tore werfen eingeladen", schimpfte Eisenachs Trainer Rainer Osmann.

Die Niedersachsen, im Vorjahr als Aufsteiger knapp an einem Europacup-Platz vorbei geschrammt, könnten nun von der verpassten Pokal-Teilnahme profitieren. "Die Nordhorner haben den Vorteil, dass sie nicht im Europacup beschäftigt sind", hatte THW-Manager Uwe Schwenker das Team von Kent-Harry Andersson in die Verfolgerrolle seiner "Zebras" gerückt. Hinter Nordhorn und Kiel rangiert der SC Magdeburg, der sich nach dem 30:21-Heimerfolg am Freitag über VfL Bad Schartau nur 24 Stunden an der Tabellenspitze sonnen durfte.

Rang vier nimmt TuSEM Essen ein, das die SG Willstätt/Schutterwald am Sonntag mit 24:16 besiegte. Vor dem zweiten Spieltag, der schon am Mittwoch folgt, hat der frisch gekürte Supercup-Gewinner SG Flensburg-Handewitt den fünften Platz inne. Mit dem 32:26-Sieg beim TuS Nettelstedt und vier Treffern feierte Flensburgs Neuzugang Bogdan Wenta ausgerechnet bei seinem bisherigen Arbeitgeber einen gelungenen Einstand in die Saison. Allerdings hatte der Freudentrunk einen bitteren Beigeschmack: Im Abschlusstraining brach sich der Weißrusse Andrej Klimowets den Arm und wird in den verbleibenden vier Partien bis zur Olympia-Pause am 26. August nicht mehr auflaufen können. Da auch Matthias Hahn noch immer verletzt ist, muss der Vize-Meister, der in dieser Saison endlich sein Image des "Ewigen Zweiten" ablegen will, ohne etatmäßigen Kreisspieler auskommen.

Handball-Bundesliga Männer, 1. Spieltag:

SC Magdeburg - SG Bad Schwartau 30:21 (16:8)

TBV Lemgo - HSG Wetzlar 25:21 (15:11)

TuS Nettelstedt - SG Flensburg-Handewitt 26:32 (14:16)

Bayer Dormagen - GWD Minden 18:20 (8:8)

HSG Nordhorn - ThSV Eisenach 32:20 (15:11)

TV Großwallstadt - SG Hameln 26:23 (14:12)

VfL Gummersbach - SG Solingen 26:25 (14:10)

TuSEM Essen - SG Willstätt-Schutt. 24:16 (11:6)

(RPO Archiv)
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