Neuner-Festival unterbrochen

Im zweiten Einzelrennen schießt die deutsche Spitzen-Biathletin bei den Weltmeisterschaften an ihrer vierten Medaille vorbei. Über 15 km landet sie nach Fehlern im Liegendschießen abgeschlagen im Feld.

RUHPOLDING (sid) Das Lächeln im Ziel wirkte etwas gequält, doch Magdalena Neuner hakte ihren schwarzen Tag bei den Biathlon-Weltmeisterschaften von Ruhpolding schnell ab. "Es ist kein Weltuntergang, das Leben geht für mich auch so wunderbar weiter", sagte die Rekordweltmeisterin, nachdem sie im Einzel über 15 km mit sechs Schießfehlern chancenlos auf Platz 23 gelandet war.

Geplatzt ist der Traum vom Einzelgold, vorbei auch die Chance, wenige Tage vor ihrem Karriereende sechs Medaillen bei den Titelkämpfen in Ruhpolding zu gewinnen. "Es bringt nichts, darüber nachzudenken, woran es gelegen hat", sagte Neuner, "keine Ahnung, es ist jetzt eben so. Das Podest war sehr weit weg, nach diesem Rennen kein Wunder."

Neuner, die in den Chiemgauer Alpen bereits Gold im Sprint, Silber in der Verfolgung und Bronze mit der Mixedstaffel gewonnen hatte, lag im Ziel vor 26 000 Zuschauern noch hinter Andrea Henkel aus Großbreitenbach, die als beste deutsche Skijägerin auf Platz 20 landete. Vor dem deutschen Weltklasse-Duo platzierte sich nicht nur die Überraschungs-Fünfte Susan Dunklee aus den USA, sondern sogar die unbekannte Japanerin Fuyuko Suzuki. Gold ging an die Norwegerin Tora Berger, die souverän vor der Französin Marie Laure Brunet und Titelverteidigerin Helena Ekholm aus Schweden siegte.

"Es wäre doofer gewesen, wenn ich Vierte wäre. Dann lieber gar nichts. Nach dem ersten Stehendschießen war die Luft schon raus", erklärte Neuner, "es ärgert mich schon ein bisschen, aber es hält sich in Grenzen. Es ist zwar schade, aber ich habe ja schon drei Medaillen." Doch nun bleibt Neuner, die insgesamt 33 Weltcupsiege auf dem Konto und bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen insgesamt 19 Medaillen gewonnen hat, ausgerechnet im Klassiker ohne Edelmetall. Die 25-Jährige aus Wallgau erwischte einen denkbar schlechten Start und ließ gleich im ersten Schießen zwei Scheiben stehen. Nach einem fehlerfreien Stehendanschlag und der Chance, sich in Richtung der Medaillenplätze zu schieben, kassierte sie im zweiten Liegendschießen ihre dritte Strafminute. Die drei Patzer im letzten Schießen spielten schon keine Rolle mehr. "Es war eine ganz andere Windsituation als beim Anschießen, er hatte sich komplett gedreht. Deswegen sind viele Fehler links und links hoch", sagte Trainer Gerald Hönig.

Auch Verfolgungsweltmeisterin Darja Domratschewa aus Weißrussland schoss sich mit vier Strafminuten im ersten Liegendanschlag vorzeitig aus dem Medaillenrennen. Henkel, die über die 15 km bereits Olympia- und WM-Gold gewonnen und als einzige Biathletin Weltmeistertitel in allen Einzel-Disziplinen gesammelt hat, begann wie Neuner mit je zwei Fehlern liegend und stehend. Erst in den letzten beiden Schießen stand wieder die Null. "Es wäre heute so einfach gewesen, wenn das Schießen nicht gewesen wäre. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat", sagte Henkel. Tina Bachmann (Schmiedeberg), die vor einem Jahr im russischen Chanty-Mansijsk noch Silber im Klassiker gewonnen hatte, schoss sieben Fehler und lag damit noch hinter Staffelweltmeisterin Miriam Gössner (Garmisch), die mit fünf Strafminuten ins Ziel kam.

(RP)
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