"Zu nervös, um Spaß zu haben" Navratilova: Gelungenes Comeback im Doppel in Madrid

Madrid (sid). Der Volley kam wie zu besten Zeiten, der schnelle Drang zum Netz war ebenfalls noch vorhanden, nur der Aufschlag machte noch einige Probleme: Martina Navratilova drehte bei ihrer mit Spannung erwarteten Rückkehr auf den Tennisplatz die Zeit fast zurück. Die 43 Jahre alte "Grande Dame" des Tennis feierte beim WTA-Turnier in Madrid zusammen mit ihrer südafrikanischen Partnerin Mariaan De Swaardt gut sechs Jahre nach ihrem Abschied von der Tour mit 6:3, 7:5 gegen Rita Hiraki/Meghann Shaughnessy (Japan/USA) ein erfolgreiches Comeback.

Der Spaßfaktor allerdings war für die Siegerin von 167 Turnieren in der spanischen Metropole noch nicht so hoch wie erhofft. "Ich war viel zu nervös, um Vergnügen zu haben", resümierte die ehemalige Nummer eins. Vor allem die Schwierigkeiten beim Service ärgerten die Perfektionistin: "Beim Ballwurf habe ich beinahe jedes Mal nach dem Ball angeln müssen."

Dennoch geht die US-Amerikanerin, die sich sportlich seit ihrem "Goodbye" 1994 beim New Yorker Masters-Turnier beim Skifahren, Snowboardfahren, Tiefseetauchen, Golf, Fußball und Softball sportlich weiterhin äußerst vielseitig betätigt hatte, zuversichtlich in die nächsten Matches zur Vorbereitung auf Start im Doppel bei den French Open ab kommenden Montag in Paris. "Von jetzt an wird es leichter für mich. Ich war ja selbst gespannt, wie es laufen würde. Jetzt aber kann ich das Spiel wieder genießen."

Der Rückkehr der gebürtigen Tschechin auf den Platz fehlte allerdings der würdige Rahmen: Gerade einmal 200 Zuschauer verloren sich am Dienstagabend am Centre Court, das Turnier hat durch die Absagen der spanischen Stars Arantxa Sanchez und Conchita Martinez erheblich an Zugkraft verloren. Auch Spaniens Sportzeitungen war das spektakulärste Comeback des Jahres am Tag des spanischen Duells im Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und dem FC Valencia meist nur eine Ergebniszeile wert.

Doch Martina Navratilova muss längst nicht mehr um öffentliche Anerkennung buhlen. Die 1978 in die USA geflüchtete Tennis-"Königin" will sich nur noch selbst beweisen, wie Auszüge aus ihrer schon fertig gestellten Dankesrede für die Aufnahme in die "Hall of fame" des Tennissports beweisen: "Wenn man nie versucht, an seine Grenzen zu gehen, wird man niemals wissen, wir gut man sein könnte. Nur wer es nicht versucht, ist ein Versager." Den generellen Rummel um ihr Comeback kann sie eh nicht nachvollziehen: "Ich habe doch nie gesagt, dass ich nicht mehr Doppel spielen werde. Mein Rücktritt gilt nur für das Einzel, das wäre zu viel Arbeit."

Das große Ziel bleibt Wimbledon. Im "Mekka des Tennissports" will Martina Navratilova mit De Swaardt nach neun Triumphen im Einzel, sieben Erfolgen im Doppel und drei Erfolgen im Mixed zum 20. Mal siegen - und damit den Rekord ihrer ehemaligen Doppelpartnerin Billie Jean King einstellen. "Das wird bestimmt phantastisch." Bestimmt werden in Wimbledon auch mehr als 200 Zuschauer der Regentin bei der Rückkehr in ihr "Königreich" huldigen.

(RPO Archiv)
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