Springreiten: Tebbels unspektakuläre Rückkehr in eine Normalität auf Abruf Nach dreimonatiger Sperre in Bremen am Start

Bremen (dpa). Die Rückkehr von Rene Tebbel verlief bemerkenswert unspektakulär. Keine Pfiffe und keine Buhrufe waren in der Halle zu hören, als der Springreiter nach dreimonatiger Pause beim Bremer Pferdesport-Festival erstmals wieder bei einem Turnier startete. Statt dessen erhielt der unter dem Verdacht der Manipulation und der Tierquälerei stehende Tebbel höflichen, fast schon aufmunternden Applaus. Am Samstag durfte er sich sogar über eine kleine Demonstration einer Gruppe aus seiner Heimat Emsbüren freuen. Die Fans hatten ein Plakat aufgehängt mit der Aufschrift: "Der Hetzjagd ein Ende. Viel Glück Rene."

Tebbel war erleichtert, dass sein Comeback ohne besonderes Aufsehen gelang. "Vor meinem ersten Start am Freitag war ich nervös", gestand er. "Als ich dann einritt und das Publikum freundlich reagierte, war ich froh." Vorbehalte der Reiter-Kollegen habe er auch nicht gespürt. "Wir schneiden oder meiden ihn nicht. Es ist noch längst nichts bewiesen", bestätigte Mannschafts-Europameister Carsten-Otto Nagel (Wedel). Tebbel sei schon genug bestraft durch die schlechte Presse.

Auch Veranstalter Kaspar Funke (Vechta) wollte über den prominenten Verdächtigen nicht voreilig den Stab brechen. "Wenn ich ihm den Start verwehrt hätte, dann wäre das einer Vorverurteilung gleichgekommen", sagte er. "Ich habe mich natürlich vorher erkundigt: Der Fall ist nicht eindeutig."

Den ersten Schritt zur Normalität hat Tebbel scheinbar geschafft. Doch noch ist es eine Normalität auf Abruf. Ein endgültiges Urteil fehlt noch. Dies muss erst noch der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne fällen. Doch das kann noch mehrere Monate dauern. So lange muss Tebbel mit der Ungewissheit reiten. "Das ist doch keine Situation. Wenn die nicht wissen, was zu tun ist, dann kann Rene nicht darunter leiden", klagte Bundestrainer Herbert Meyer (Lilienthal).

Tebbel, der am Samstag in Bremen 31 Jahre alt wurde, war am 19. November beim Hallenreitturnier in Stuttgart bei einer obligatorischen Pferdekontrolle nach einem unbedeutenden Springen aufgefallen. Nach Ansicht der Kontrolleure waren die Vorderbeine seines Pferdes Percy präpartiert. Die Tierärzte sahen den Tatbestand der Manipulation erfüllt. Einer von ihnen, Kuno von Plocki, kündigte zudem noch eine Anzeige wegen Tierquälerei an. Tebbel beteuert seine Unschuld.

Schon am 12. Dezember erhielt er von der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) eine Sperre von acht Monaten und eine Geldstrafe von 2 500 Schweizer Franken. Außerdem sollte er die Verfahrenskosten von 5 000 Franken zahlen. Tebbel legte über seine Anwälte Einspruch ein. Deshalb kann er im In- und Ausland starten.

Drei Monate hat er pausiert. Freiwillig, weil ihm versichert worden sei, diese Zeit werde ihm bei einer möglichen Sperre angerechnet. Er habe viel Zuspruch in den vergangenen Monaten bekommen. Nicht nur in Emsbüren. Wichtig war für ihn, dass die Sponsoren zu ihm gehalten haben und er seine Pferde weiter reiten kann. Mit seinem Hengst Radiator galt der einstige Schüler von Bundestrainer Meyer als ein aussichtreicher Kandidat für einen Platz in der Equipe für die Olympischen Spielen in Sydney. Den Traum hat er noch nicht aufgegeben.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort