Rossi sagt Ciao Der "Gott der Motorräder" gibt auf

Spielberg bei Knittelfeld · Noch neun Rennen, dann ist Schluss. Valentino Rossi beendet seine unvergleichliche Karriere, die MotoGP verliert ihre prägende Figur. Weggefährten verneigten sich reihenweise vor dem Italiener.

 Valentino Rossi.

Valentino Rossi.

Foto: AP/Gerhard Schiel

Unaufhörlich klickten die Kameras, und Valentino Rossi lächelte. "Es ist ein trauriger Tag. Nächstes Jahr wird sich mein Leben ändern", sagte der italienische Superstar in Spielberg ganz ruhig, "ich habe entschieden, am Ende der Saison aufzuhören." Was drohte, ist Realität, die MotoGP verliert eine Ikone, die schillerndste Figur, ihr Gesicht. Nach 26 Jahren steigt "Doctor" Rossi im November letztmals von der Maschine.

Es ist keine Überraschung, dass der neunmalige Weltmeister das aufgibt, was er mehr als alles andere liebt. Racing, auf seiner Yamaha M1, doch es hat keinen Sinn mehr, die Young Guns fahren dem 42-Jährigen schon länger um die Ohren. "Am Ende machen im Sport die Ergebnisse den Unterschied", sagte Rossi bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz.

Während der Sommerpause war die Entscheidung gereift. Mit 17 Pünktchen geht der "Peter Pan des Motorsports" (Tuttosport) als WM-19. in die zweite Jahreshälfte. Indiskutabel für Rossi, dem 2017 in Assen/Niederlande der letzte Sieg gelang. Es wird kein weiterer hinzukommen.

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Seine Weggefährten verneigten sich vor dem Mann, der die Szene geprägt hat wie kein anderer. "Er ist der Gott der Motorräder", sagte der Spanier Maverick Vinales, "er ist eine Legende, er ist immer noch mein Idol", schrieb Fabio Quartararo, MotoGP-Spitzenreiter aus Frankreich, bei Twitter.

Rossis früherer Teamkollege Jorge Lorenzo, mit dem er oft im Clinch lag, erhob ihn gar in den Kreis der ganz Großen. "Valentino steht auf einer Stufe mit Jordan, Woods, Ali oder Senna", postete der Spanier.

Auf einer Aprilia war Rossi 1996 in die Weltmeisterschaft eingestiegen, als Lockenkopf mit spitzbübischen Grinsen, das er sich bis heute bewahrt hat. Rossi hat Charisma wie nur ganz wenige, er ist der perfekte Botschafter für die MotoGP, mehr als ein Sportler. Marc Marquez mag ähnlich erfolgreich sein, in seine Fußstapfen treten kann der achtmalige Champion aus Spanien nicht.

Vale, wie er im Paddock genannt wird, hat tiefe Spuren hinterlassen. Unvergessen sind die Siegesfeiern, als er etwa einen Arztkittel über seine Rennkombi zog und das Motorrad mit einem Stethoskop abhörte.

Oder von Teammitgliedern, die als Carabinieri verkleidet waren, geblitzt und gestoppt wurde. Auch in Erinnerung bleibt seine Dauerfehde mit Max Biaggi, dem er auf dem Weg zur Siegerehrung ins Gesicht schlug.

Es gibt weitere Anekdoten. 1998 erfand Rossi den Sponsor "Polleria Osvaldo", lud ein TV-Team auf eine Hühnerfarm ein, wo ein älterer Herr aus seiner Heimatstadt Tavullia den Bauern gab. Ein Gag, typisch Rossi, er lacht gern und oft.

Rossi ist der geborene Entertainer - und ein Geschäftsmann. Unter dem Label VR46 verkauft er Fanartikel - auch von anderen Fahrern. Ab 2022 hat er neben einem Moto2- auch ein eigenes MotoGP-Team. In seiner Akademie fördert er den Nachwuchs, der unter anderem auf seiner Ranch trainiert.

"Ich würde gerne weiter Rennen fahren, nicht ein Jahr, sondern 20, aber das Leben ist leider so, wie es ist", sagte Rossi, blickte aber zufrieden zurück: "Ich habe die Leute am Sonntagnachmittag ganz gut unterhalten."

(stja/SID)
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