Rennfahrer Rolf Stommelen Und dann war das Risiko doch zu groß

Düsseldorf/Köln · Rolf Stommelen ist einer der besten deutschen Rennfahrer der 70er Jahre. 1983 stirbt der Kölner bei einem Unfall. Am 11. Juli wäre er 75 Jahre alt geworden.

 Rolf Stommelen sitzt 1976 in einer Rennpause am Streckenrand des Nürburgrings.

Rolf Stommelen sitzt 1976 in einer Rennpause am Streckenrand des Nürburgrings.

Foto: imago sportfotodienst

In einem Krankenhausbett des Jahres 1968 sitzt ein junger Mann, Mitte 20. Den linken Unterarm trägt er in Gips, der Blick ist ein wenig scheu. Vor ihm sitzt ein Reporter der Sportschau. Der junge Mann kommt aus Köln, heißt Rolf Stommelen, ist Rennfahrer und kurz zuvor beim so genannten „Roßfeld-Bergrennen“ in den Alpen schwer verunglückt. Ob er nicht meine, er habe eine verhältnismäßig geringe Überlebenschance gehabt, will der Journalist wissen. „Nein“, sagt Stommelen. „Jeder Rennfahrer kann sein Risiko selber steuern. Ich möchte die Rennerei ja auch nicht ewig betreiben.“ Stommelen denkt auch in den Jahren danach, er könne das Risiko steuern, hält sich für unverwundbar. Alles geht immer gut, doch als er sich schon entschlossen hat, aufzuhören, stirbt er 1983 auf der Rennstrecke. Mit 39. Am 11. Juli wäre Stommelen 75 Jahre alt geworden.

Der gebürtige Siegener gilt als einer der besten und beliebtesten Rennfahrer seiner Zeit. Und als sicherheitsbetonter Fahrer. Seine Zeit, das sind die späten 60er, die 70er und eben die frühen 80er. Stommelen fahre alles, heißt es immer. Formel 2, Formel 1, GT- und Sportwagenrennen. 54 Grand-Prix-Rennen absolviert er zwischen 1969 und 1978 in der Formel 1, für kleinere Teams, ohne echte Siegchance. 54 Rennen, das sind mehr als Joachim Winkelhock und Graf Berghe von Trips gefahren sind.

Am nächsten dran an einem Formel-1-Sieg ist er 1975. Beim Großen Preis von Spanien am Montjuic in Barcelona führt der gelernte KfZ-Mechaniker einige Runden lang im Auto des Teams von Graham Hill, bevor sein Heckflügel bricht. Stommelen verliert die Kontrolle, und fliegt mit dem Boliden über die Streckenbegrenzung. Er selbst wird schwer verletzt, aber fünf Menschen sterben bei dem Horror-Unfall. Einen Monat später sitzt wieder ein Sportschau-Reporter bei Stommelen am Krankenbett. Er will wissen, ob sich seine Einstellung zum Motorsport denn jetzt geändert habe. „Meine Einstellung hat sich nicht geändert. Ich werde weiterfahren, sobald ich wieder gesund bin, und nehme dieses Risiko weiter in Kauf“, sagt er.

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Und Stommelen fährt weiter. Vor allem Sportwagenrennen im Porsche. Er fährt 1979 die 24 Stunden von Le Mans mit US-Filmstar Paul Newman. Und er fährt am 24. April 1983 auf der US-Strecke in Riverside einen Porsche 935, Spitzname „Moby Dick“. Aber nicht die Werksversion. Ein modifiziertes Modell mit Änderungen am Heckflügel. Und genau dieser Heckflügel bricht ihm bei mehr als 300 km/h ab, der Wagen prallt gegen eine Betonmauer. Stommelen stirbt. Es ist das erste Rennen, zu dem ihn seine Frau nicht begleitet hat. Und es ist ein Rennen, vor dem er bereits entschieden hat, aufzuhören. „Die Sicherheitsvorkehrungen sind so gut, dass man nicht immer das Schlimmste befürchten muss“, sagt Stommelen einmal. Dieser Überzeugung bleibt er treu. Bis das Risiko dann doch dieses eine Mal nicht mehr steuerbar war.

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