Mit 76 durch die Wüste Japanischer Rallye-Opa muss bei der Dakar aufgeben

San Juan de Marcona · Der Japaner Yoshimasa Sugawara lebte bei der Rallye Dakar seinen großen Traum: Mit 76 Jahren wollte er mit seinem tonnenschweren Renntruck quer durch die Wüste - mittlerweile musste er aufgeben.

76-Jähriger Truckfahrer startet bei Rallye Dakar 2018
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76-Jähriger Truckfahrer startet bei Rallye Dakar 2018

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Foto: afp, FF

Aus dem Cockpit seines silbernen PS-Monsters schält sich Yoshimasa Sugawara etwas behäbiger als früher, doch nach wie vor sitzt jeder Schritt. Den rechten Fuß setzt der Japaner sicher auf die Abdeckung des hüfthohen Vorderreifens, dann steigt er eine dreistufige Metallleiter in Richtung Boden hinab. "Ich habe ein Fitnessprogramm, an das ich mich halte", sagte Sugawara im Gespräch mit dem SID.

Es wirkt, ganz offensichtlich. In einem Alter, in dem andere einen ruhigen Lebensabend schätzen und genießen, raste der 76-Jährige bei der Rallye Dakar in einem tonnenschweren Renntruck durch das Gelände. Allerdings birgt dieses große Abenteuer auch für Piloten im fortgeschrittenen Alter seine Tücken - der Japaner musste das Rennen nach einem Fahrfehler aufgeben. Sein Truck steckte in einer Sanddüne fest und wurde geborgen.

Sugawara lebte seinen Traum: Als Rallye-Opa durch die Wüste. Der Japaner, geboren im Mai 1941, ist ein Phänomen - und gehört längst zum Inventar des Marathon-Rennens. Sugawara hat viel erlebt bei Dakar, in diesem Jahr startete er zum 35. Mal. 1983 steuerte er bei seiner Premiere ein Motorrad. Er habe nicht mal die Regeln verstanden, erzählte er einmal: "Beim Prolog trug ich sogar ein Ersatzrad auf dem Rücken". Zwei Jahre später stieg er auf ein Auto um, seit 1992 fährt er Trucks.

Auch Sohn Teruhito wurde vom Rallye-Fieber gepackt

"Die Dakar ist sein Leben", sagte sein Sohn Teruhito. Der 45-Jährige hat die Abenteuer-Lust und die Motorsport-Begeisterung seines Vaters geerbt. Auch Teruhito Sugarawa startet seit Jahren bei der Dakar, er fährt den gleichen Hino-LKW wie der Senior. Nur die Startnummer ist eine andere. Gemeinsam bilden sie das wohl älteste aktive Vater-Sohn-Gespann des Motorsports. "Ich habe alles von ihm gelernt", sagte Teruhito Sugarwawa, der seit Jahren die kleinere T4.2-Klasse dominiert.

Yoshimasa Sugawara hat die Welt gesehen. Genug von den Strapazen hat er trotzdem nicht. "Die Landschaften", sagte Sugawara während er den Blick andächtig über die sandigen Ebenen Südperus schweifen ließ, "sind sehr abwechslungsreich. Auch die Kulturen unterscheiden sich nach jeder Grenzüberquerung. Peru, Bolivien und Argentinien - es gibt viel zu sehen. Das reizt mich."

In Sugawaras Leben dreht sich vieles um die Rallye Dakar, die gesamte Jahresplanung ist auf das Rennen ausgerichtet. Um körperlich fit zu bleiben, startete er zuletzt sogar bei anderen Rallye-Veranstaltungen mit dem Motorrad. Gern genehmigt er sich am Abend auch ein Bier, bei der Dakar schwört er dieser Angewohnheit aber ab.

Die Rallye Dakar ist eine Konstante im Leben Sugawaras. Doch auch sie hat sich im Laufe der Zeit verändert. Der Abenteuercharakter sei etwas verloren gegangen, sagte Sugarawa, "mittlerweile ist sie stärker auf den Wettkampf ausgerichtet."

Drei Koi-Fahnen hängen über dem Lager seines Hino-Teams. Sie sollten der Mannschaft Glück bringen. In diesem Jahr blieb es aus - seiner Begeisterung für die Dakar tat der Rückschlag dennoch keinen Abbruch.

(sid)
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