Nürnberg Majestätsbeleidigung: FC Bayern patzt und sucht nach Ausreden

Nürnberg · Gastgeber 1. FC Nürnberg zeigt mit großem Einsatz, dass der Tabellenführer der Bundesliga verwundbar ist. Das 1:1 gegen im Derby war gerecht.

Bastian Schweinsteiger klang wie eine beleidigte Leberwurst. "Sie haben versucht, den Schiedsrichter zu beeinflussen, zu provozieren. Es war halt nicht so richtig einfach, wenn du immer wieder einen Tritt bekommst", jammerte er in die Kamera von Sky und lästerte: "Nürnberg kann ja nicht anders." Nürnberg war das freilich egal, was Schweinsteiger zu sagen hatte, und auch mit Recht: Das 1:1 des "Clubs" gegen den FC Bayern war gerecht, und in einem Derby zwischen Franken und Bayern geht es nun mal zur Sache.

Womöglich empfand Schweinsteiger die energische, bisweilen ruppige Gangart des 1. FC Nürnberg als Majestätsbeleidigung. Club-Dieter Hecking reagierte jedenfalls völlig gelassen auf die Vorwürfe. "Ich glaube, dass Bastian Schweinsteiger einfach enttäuscht war", sagte er, und er klang, als müsse er einigen beim FC Bayern erklären, dass Fußball kein Hallenhalma ist. Man könne ja nicht einfach neben den Münchnern herlaufen, "dann gewinnen sie 4:0 und alle sagen, was sie für einen tollen Fußball spielen".

Gewiss, nicht alle Nürnberger hielten sich an die Regeln. Timo Gebhart etwa sah Gelb-Rot von Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin), nachdem er Schweinsteiger mit dem Unterarm im Gesicht getroffen hatte (76.). Aber auch Manuel Neuer, vielleicht ein wenig beleidigt, weil er beim Ausgleichstreffer durch Markus Feulner schlecht ausgesehen hatte, meckerte: "Wir hatten nach 20, 25 Minuten keinen Spielfluss mehr, weil es sehr viele Fouls gab. Unser Spiel wurde in manchen Situationen kaputtgefoult."

In der Tat aber war es eher so, dass der FC Bayern nach dem neunten Saisontreffer von Mario Mandzukic schon in der dritten Minute zumindest zeitweise auf Energiesparmodus schaltete. Eine große Chance gab es noch, der freistehende Rafinha scheiterte an Torhüter Raphael Schäfer. Doch ansonsten fiel den Münchnern auch nicht sonderlich viel ein. "Wir hatten viele Möglichkeiten, wir haben den letzten Ball nicht richtig gespielt", sagte Schweinsteiger. Aber in Wahrheit hätten doch diese ständigen Fouls alles kaputtgemacht.

Alles nur Ausreden, konterte Schäfer, Nürnbergs Schlussmann und Kapitän, Schweinsteigers Kritik. "Wenn man irgendwann keine Mittel mehr hat, ist es immer einfach, sich hinzustellen und zu sagen: Sie provozieren." Doch auch in einem derartigen Fall müsse man doch "als Millionentruppe die Mittel finden, das Spiel zu gewinnen, vor allem in Überzahl". Selbstkritik jedoch war an diesem Tag nicht die Sache des FC Bayern: Torhüter Neuer etwa jammerte noch, der angeblich so schlechte Rasen haben das flüssige Spiel der Münchner behindert.

Dass es schon auch ein wenig an ihnen selbst lag, dass es im zwölften Saisonspiel nach der Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen (1:2) zum zweiten Mal in dieser Saison nicht die volle Punktzahl für die Bayern gab, sah wenigstens Trainer Jupp Heynckes einigermaßen ein. Er begründete dies dann unter anderem mit den Länderspielen in der vergangenen Woche, ein zielgerichtetes Training sei daher nicht möglich gewesen. Und so sei das 1:1 zu akzeptieren und auch "kein Beinbruch". Nein: "Wir können damit gut leben." Ein bisschen fehlten dem FC Bayern wohl auch Franck Ribéry und Arjen Robben, aber dass dieses Unentschieden zumindest tabellarisch alles andere als ein Beinbruch war, dürften die Münchner dann auf der Heimfahrt mitbekommen haben. Durch das 0:2 von Schalke 04 bei Bayer Leverkusen hat der Rekordmeister jetzt acht Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten. Damit kann man leben.

(SID)
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