Dortmund Mainz trifft – und Klopp tobt

Dortmund · Dortmunds Trainer ärgert sich über den Mainzer Jubel nach dem Ausgleich zum 1:1. Auslöser des Wortgefechts mit seinem Kollegen Tuchel: Die Gäste erzielen das Tor, als Subotic am Boden liegt und sie weiterspielen.

Eine Dreiviertelstunde nach dem Abpfiff haben sich die Gemüter wieder beruhigt. Jürgen Klopp und sein Mainzer Trainerkollege Thomas Tuchel tauschen sich nach der Pressekonferenz im Dortmunder Stadion noch einmal in entspannter Atmosphäre aus. Nichts mehr scheint in diesen Augenblicken vertraulichen Zwiegesprächs an die Szenen zu erinnern, als Klopp nach dem Ausgleichstor der Gäste zum 1:1 wütend und heftig gestikulierend zur jubelnden Menschentraube vor der Mainzer Trainerbank eilte, zu den guten, alten Bekannten aus gemeinsamen Mainzer Jahren, als er höhnisch Beifall klatschte und Tuchel sich energisch gegen Dortmunder Anschuldigungen zur Wehr setzte.

Der Auslöser des außergewöhnlichen Gefühlsausbruchs: Nach einem Schuss des Mainzers Florian Heller in den Unterleib von Neven Subotic ("Ich habe den Ball zwischen meine Beine bekommen, da, wo es richtig wehtut") bleibt der Dortmunder Innenverteidiger auf dem Rasen liegen. Schiedsrichter Felix Brych unterbricht das Spiel nicht. Marcel Risse flankt vor das Dortmunder Tor, wo Petar Sliskovic zur Stelle ist und den Ball zum 1:1 ins Tor lenkt. "Der Schiedsrichter hat die Partie zu unterbrechen, wenn er einen Spieler für ernsthaft verletzt hält, und zu veranlassen, dass dieser vom Spielfeld gebracht wird", lautet die Regel 5 des DFB. Weil Brych keine schwere Verletzung sieht, handelt er aus seiner Sicht folgerichtig.

Dortmund aber ist aufgebracht. "Ich habe mich darüber aufgeregt, dass draußen gejubelt wurde. Ihr habt Subotic liegen sehen, und alle haben gejubelt", ereifert sich Klopp vor der Kamera des Senders Sky über die Rheinhessen. "Und es war euch scheißegal, dass da einer liegt. Ich wäre leicht beschämt. Die Bank draußen hat alles gesehen, und es war euch scheißegal." Tuchel wehrt sich. "Es ist eine Unterstellung zu sagen, dass wir den Spieler sehen und absichtlich weiterspielen", kontert der Mainzer Coach. "Es ist nicht legitim zu sagen, dass wir uns unfair verhalten haben."

Die Stimmung ist aufgeheizt. "Was sich da in der 89. Minute abgespielt hat, hat mit Fair Play nichts zu tun. Und mit Klubs, die eigentlich befreundet sind, schon gar nicht. Der Neven hat eine Minute da gelegen, und man hat das einfach kalt runtergespielt. Das gehört sich einfach nicht", schimpft Borussias Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. "Es gehört zum Fair Play, den Ball ins Aus zu spielen. Wenn es die Spieler nicht machen, gehe ich davon aus, dass der Schiedsrichter abpfeift, wenn wir ihn schon zehnmal darauf hinweisen", sagt BVB-Profi Sven Bender. "Der Schiedsrichter muss das unterbinden", räumt der Mainzer Christian Fuchs ein.

Den aufwallenden Emotionen folgt Besinnung. "Ich hatte jetzt ein paar Minuten Zeit, in mich zu gehen", sagt Jürgen Klopp. Im ZDF erklärt er: "Thomas weiß mittlerweile, dass er sich in meiner Situation genauso darüber aufgeregt hätte." Tuchel seinerseits gesteht: "Ich wäre wahrscheinlich genauso aufgebracht gewesen. Was heißt wahrscheinlich: hundert Prozent!"

Ob das Dortmund-Mainzer Verhältnis dauerhaft gelitten hat unter den Vorkommnissen im Signal-Iduna-Park, bleibt abzuwarten. Auch das Verhalten von Christian Wetklo, einem ehemaligen Schalker, passt nicht ins Bild großer Verbundenheit. Der Torwart der Gäste baut sich nach dem Schlusspfiff vor den schwarzgelben Fans auf der Südtribüne auf und provoziert, indem er vor der Brust an seinem Trikot zieht. Zuvor ist er mit Gegenständen beworfen worden.

So umstritten das Zustandekommen des Ausgleichs ist, lässt Jürgen Klopp keinen Zweifel darüber aufkommen, dass das Ergebnis "total in Ordnung" ist. "Wir haben uns das Ding selbst eingebrockt", betont er. Etwa dadurch, dass Nuri Sahin zum dritten Mal in dieser Saison einen Elfmeter verschießt. Vorausgegangen ist ein brutal anmutendes Foul von Wetklo an Lucas Barrios. Eine Attacke, bei der dem Mainzer Schlussmann allerdings keine Absicht unterstellt werden kann. Der Dortmunder Angreifer muss kurz darauf wegen einer Rippenprellung ausgewechselt werden.

(RP)
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