EM zwingt Handball-Bundesliga zur ersten Winterpause Magdeburgs Manager Hildebrandt fordert Playoffs

Magdeburg (dpa). Die Europameisterschaft ruft, die Handball-Bundesliga geht in ihre erste Winterpause, und die Forderung nach Reformen wird wieder lauter: Nach der Partie SC Magdeburg gegen THW Kiel als dem erstem Spiel des neuen Jahres verabschiedet sich die "stärkste Liga der Welt" wegen des kontinentalen Titelkampfes vom 21. bis 30. Januar in Kroatien in eine einmonatige Zwangspause bis zum 5. Februar. Nach dem vor zwei Jahren verlorenen Machtkampf mit der Europäischen Handball-Federation (EHF) in Form von Boykottdrohung wegen befürchteter finanzieller Einbußen der Vereine strebt die Bundesliga nun eine interne Lösung statt der Konfrontation mit dem Verband an. "Das bringt nicht all zu viel", begründete Magdeburgs Manager Bernd-Uwe Hildebrandt den Sinneswandel.

Hildebrandt glaubt nicht mehr daran, dass der abgegebene lukrative Handball-Monat Januar große Löcher in die Club-Kassen reißt. "Sicher ist es besser, wenn man im Januar spielt als im Mai. Aber wer vernünftig geplant hat, hat das einkalkuliert", meinte er. Allerdings ist unübersehbar, dass einige Clubs wirtschaftlich schlecht dastehen. Nach dem Wegbruch des Hauptsponsors hat sich der TuS Nettelstedt nur mit Mühe gerettet, beim TuS Schutterwald ist der drohende Ruin noch immer nicht gänzlich abgewendet. "Gott sei Dank hat sich das in Nettelstedt wieder stabilisiert. Schutterwald ist schwer einzuschätzen. Sie werden mit Sicherheit die Saison zu Ende spielen. Aber da muss man abwarten, ob die Ankündigungen eingehalten werden. Ich bin zuversichtlich, dass alle 18 Vereine die Saison zu Ende spielen", urteilte Heinz Jacobsen, Vorsitzender des Ligaausschusses.

Einen besseren Überblick über die wirtschaftliche Situation verspricht sich Jacobsen von dem für die kommende Saison anstehenden Lizenzierungsverfahren. "Ende Januar, Anfang Februar gehen wieder die Anträge auf Lizenzerteilung an die Vereine raus. Da wird man mal sehen, wie es aussieht", sagte der Kieler. Folgt man jedoch der Einschätzung von Hildebrandt, sind die Aussichten in der 1. und vor allem der 2. Bundesliga nicht rosig. "Es kann nicht sein, dass die Hälfte Schwindsucht hat. Das ist nicht gesund", monierte er.

Große Vereine nicht betroffen Nicht davon betroffen sind die Großen der Liga. Die SG Flensburg- Handewitt, die als Spitzenreiter mit 30:4 Punkten in die Winterpause geht, steht in der Geldrangliste mit einem Etat von 4,0 Millionen Mark an Platz vier hinter Primus Kiel (6,0 Millionen) sowie dem TBV Lemgo und Magdeburg (je rund 4,5). Der Abstand zu den finanziellen und sportlichen Schlusslichtern könnte noch größer werden, wenn der erneut von Hildebrandt eingebrachte Antrag auf Wiedereinführung von Playoffs in der Ligaversammlung, die nach seinen Aussagen in den nächsten vier Wochen stattfindet, eine Mehrheit findet.

"Wir müssen wegkommen vom hausbackenen System, dass wir 34 Spiele einfach nur runterspielen. Die Leute wollen Magdeburg gegen Kiel oder Magdeburg gegen Lemgo drei Mal im Jahr sehen", meinte Hildebrandt. Er plädiert für eine Reduzierung der Liga auf wieder 16 oder gar nur 14 Mannschaften, eine eingleisige 2. Liga sowie Meister- und Abstiegs- Playoffs. "Wir müssen dafür sorgen, dass 14 Vereine stark sind. Da kann man nur gewinnen. Das tut jedem Verein mindestens indirekt gut, weil sich die Attraktivität der Liga erhöht", glaubt er.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort