Magath zählt auf VW-Gelder

Der Wolfsburger Trainer will sein Team verstärken. Das geht nur mit Hilfe des Konzerns, der ohnehin den größten Teil des Klubetats bestreitet. Ganz anders die Situation in Bremen: Dort sind bescheidenere Zeiten angesagt.

Düsseldorf/Wolfsburg Es gibt viele Arten, mit einer Niederlage umzugehen. Führende Fußballklubs des Landes haben das im Anschluss an die erste DFB-Pokalrunde gezeigt. Zum Beispiel Werder Bremen. Nach der 1:2-Niederlage beim Drittligisten Heidenheim und der damit entgangenen Aussicht auf weitere 250 000 Euro Einnahme in der nächsten Runde hat Sportdirektor Klaus Allofs schon mal den Abstiegskampf ausgerufen. Der VfL Wolfsburg geht einen anderen Weg. Nach dem 2:3 beim Viertligisten RB Salzburg ruft Trainer Felix Magath nach Verstärkungen. Es ist anzunehmen, dass er sie auch bekommt.

Denn Wolfsburg ist der Werksverein von Volkswagen, und der Konzern hat in der Vergangenheit immer mal ein paar Milliönchen übrig gehabt, wenn der VfL im Laufe der Saison noch mal zulegen wollte. Davon können die Konkurrenten in der Bundesliga nur träumen. Sie müssen mit ihrem Saisonetat haushalten, in den die Einnahmen aus Tickets, Fernsehgeldern und Sponsoring einfließen. Die Deutsche Fußball Liga verlangt in ihrem Lizenzverfahren, dass nur ausgegeben werden darf, was auch eingenommen wird. Den Bremern sind dadurch die Hände gebunden. Sie können nicht über Nacht einen neuen Geschäftszweig entwickeln, der zusätzliche Einnahmen bringt.

Natürlich verlangt die DFL auch vom VfL Wolfsburg einen ausgeglichenen Etat – wie das im Übrigen die Europäische Fußball-Union Uefa auch für alle Klubs in ihrem Geltungsbereich anstrebt. Aber Wolfsburg ist durch den VW-Konzern im Rücken in einer ganz anderen Lage. Zwei Drittel des Vereinsetats von 150 Millionen Euro bestreitet nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" ohnehin schon VW. Zusätzliche Morgengaben können mit dem Etikett Sponsoring legalisiert oder über Darlehen des Werks finanziert werden. Kritiker halten das für Trickserei.

Das erklärt jedoch, warum Magath schon auf dem Weg zum Titel 2008/2009 in einem der größten "Versuch-und-Irrtums"-Verfahren der jüngeren Fußballgeschichte sein Personal unterwegs austauschen konnte. Auf Schalke hat er das später mal wiederholen wollen – mit immer noch nicht geklärtem Ausgang für die Bilanz und auf jeden Fall unter anschließendem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes.

In Wolfsburg stehen der Wunsch des Konzerns nach europäischer Geltung des Fußballklubs und die entsprechenden Mittel einem frühzeitigen Rauswurf im Weg. Ehe der Trainer in Frage gestellt wird, gibt es frisches Geld für neue Stars. Zurzeit versucht Magath, die freigewordene Kreativstelle Diego mit vergleichsweise preisgünstigen Kräften aufzufüllen. Der Brasilianer Eric de Oliveira wird im Training getestet. "Wir schauen ihn in Ruhe an", sagt Magath. Noch steht der 25-Jährige beim Mainzer Europa-League-Gegner Gaz Metan Medias unter Vertrag. Im Hinspiel (1:1) aber lief er schon nicht für die Rumänen auf. Sie verlangen angeblich zwei Millionen Euro.

Das ist im Kosmos "VW Wolfsburg" Kleingeld. Für Christian Träsch vom VfB Stuttgart, der die Defensive im Mittelfeld verstärken soll, sind angeblich zehn Millionen Euro geflossen. Bei Bremen im Moment unvorstellbar. "Wir haben lange mit einer Champions-League-Mannschaft gearbeitet. Aber wir haben vor einigen Jahren auch auf kleinerer Flamme gekocht", sagt Allofs, "vielleicht kommt wieder eine Phase, in der wir bescheidener sein müssen." Nicht überall ist Volkswagen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort